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Keine Kräuterdrogen in Forchheimer Laden


Autor: Nikolas Pelke

Forchheim, Freitag, 14. Juni 2013

Zwei Stadträte hatten behauptet, in einem Laden in der Innenstadt gibt es synthetische Drogen zu kaufen - harmlos als Badesalz verpackt. "Stimmt nicht", sagt der Besitzer des Shops. Eine Sucht-Debatte hat sich trotzdem entwickelt.
Hanf-Blätter, Glaspfeifen, Bob Marley und andere Kiffer-Devotionalien: das Schaufenster des Ladens in der Burgerhofstraße in Forchheim schaut ziemlich bunt aus. Drogen gibt es trotzdem nicht. Foto: np


In Leuchtbuchstaben flackert "Open" über der Ladentür. Im Schaufenster stehen orientalische Wasserpfeifen neben klobigen Glaskolben. Dazwischen leuchten Plakate, die Hanfblätter und das Konterfei von Reggae-Helden wie Bob Marley zieren. Alles in allem schaut der Laden aus wie ein Hippie-Tempel. Bloß das Kraut (Gras, Marihuana, Mary Jane), das gibt es nicht. "Verboten" sei selbst der Verkauf der Hanf-Samen, sagt der Ladenbesitzer und schüttelt mit dem Kopf.

Der Shop kam bei der Vorstellung des "Sicherheitsberichts" kürzlich ins Gerede. Stadträte wie Lisa Hofmann (SPD) warnten eindringlich: "Die Zahl der Drogen konsumierenden Kinder hat in Forchheim dramatisch zugenommen." Gemeinsam mit Stadtrat Udo Schönfelder (CSU) prangerte die Stadträtin an, dass es in der Forchheimer Innenstadt einen Laden gäbe, der "legal-high"-Produkte anbieten würde. Dort könne man beispielsweise "Badezusätze" erwerben, die auch geraucht werden können, behaupteten die beiden Stadträte.

Kräuter-Drogen sind pures Gift

Der angesprochene Ladenbesitzer weist den Verdacht, "Kräuterdrogen" und andere "legal-high"-Produkte zu verkaufen, weit von sich: "Kräutermischungen sind das pure Gift. So was verkaufe ich nicht", sagt der Ladenbesitzer. Die Polizei sei auch schon bei ihm gewesen. Gefunden hätten die Beamten nichts, sagt er. Keinen Hehl macht der Shop-Betreiber daraus, dass er das absolute Verbot von Cannabis-Produkten wie Marihuana für kontraproduktiv hält. Jugendliche wegen eines "Joints" wie Kriminelle zu behandeln findet er unmöglich. Hanf sei keine Droge, sondern ein Heilkraut. Im Laden gibt es kein Gras zu kaufen. Noch nicht einmal Samen des Nachtschattengewächses habe er für "Hobby-Gärtner" im Angebot. Die meisten Kunden seien Shisha- und keine Hasch-Freunde. Während ein Mann sich Kohle und Tabak für die arabische Wasserpfeife kauft, sagt der Ladenbesitzer, der lieber anonym bleiben will: "Die Polizei soll lieber die synthetischen Drogen bekämpfen."

Je synthetischer desto schlechter

Der Forchheimer Polizeichef, Rainer Schmeußer, warnt tatsächlich vor der "besonders großen Suchtgefahr" der synthetischen Drogen. Kleinstmengen könnten unter Umständen schon zur Abhängigkeit führen. Die Gesundheitsrisiken seien enorm. Besonders teuflisch seien diese Designer-Drogen, weil die Konsumenten die Dosis vorher nicht einschätzen können. Hinterher sei es oftmals zu spät.

"Es muss was passieren"

Lisa Hofmann kann von der Zerstörungskraft der Mode-Drogen ein trauriges Lied singen. Nicht selten sitzen verzweifelte Eltern im Büro der Geschäftsführerin der Arbeiterwohlfahrt Forchheim (Awo). "Viele Jugendliche landen aufgrund ihres Drogenkonsums in der Psychiatrie", klagt Hofmann, die es nicht "einfach so" hinnehmen wolle, dass Kinder und Jugendliche in Forchheim mit einem Laden in der Innenstadt so leicht verführt werden. "Das Problem ist vielschichtig. Aber ich finde, es muss etwas passieren", sagt Hofmann. Demnächst soll es einen Runden Tisch in der Stadt zur Suchtproblematik geben. Dort würden sicherlich auch die Themen Aufklärung und Prävention diskutiert. Freilich habe es in Forchheim schon immer Drogen gegeben. "Aber ich finde, es hat zugenommen." Früher habe die Jugend "nur" einen Joint geraucht, um zu rebellieren. Bei den synthetischen Drogen von heute sei die Gefahr "hängen zu bleiben" ungleich größer.

Forchheim kein Drogennest

Das bestätigt Rainer Schmeußer von der Polizei: "Als Konsument synthetischer Drogen geht man ein hohes Risiko ein." In Giftküchen würde das Zeug gebraut. Die Dosis des "Wirkstoffes" schwankt gefährlich oft. Statisch betrachtet sei Forchheim übrigens kein "Drogennest". Im Gegenteil, sagt Schmeußer. Einen Laden mit Glaspfeifen und Hanf-Postern gebe es heutzutage fast in jedem Ort.