Druckartikel: Keine Bäume, kein Brunnen: Die Eisenbahnstraße wird leblos

Keine Bäume, kein Brunnen: Die Eisenbahnstraße wird leblos


Autor: Ekkehard Roepert

Forchheim, Dienstag, 17. Sept. 2013

Das Tor zur Stadt wird die Kloster- und die Eisenbahnstraße gern genannt. Dieses Tor droht nun seine Bäume zu verlieren. Und einen Brunnen.
Vor dem Verwaltungsgebäude der Sparkasse (rechts) sollte ein neuer Brunnen entstehen. Etwas weiter unten in der Eisenbahnstraße war die Pflanzung großer Bäume geplant. Beides ist seit Montag in Frage gestellt. Foto: Josef Hofbauer


Erst schüttelte Annette Prechtel nur verärgert den Kopf, dann wurde sie noch deutlicher: "Diese Planung ist Mist." Die Grüne Stadträtin attackierte im Planungsausschuss am Montag den Vorschlag der Bauverwaltung, die Eisenbahnstraße mit sogenannten "Pflanz-Inseln" zu bestücken. Dabei handelt es sich um "etwa 2,50 mal 2,50 Meter große Betonquader", in die Bäume hineingepflanzt werden, erläuterte Werner Schaup, der Chef des Tiefbauamtes.

Dort, wo nun die sieben Baumscheiben stehen sollen, standen schon mal richtige Bäume. Und die hätten laut Stadtplanung nach der Sanierung auch wieder gepflanzt werden sollen. "Nichts wäre leichter und nichts wäre mir lieber gewesen, als diese Bäume zu pflanzen", betonte Schaup.

Doch nachdem die Archäologen an dieser Stelle Mauerreste des Reuther Tores gefunden hätten, sein nun mal kein Platz mehr für die Wurzeln großer Bäume.

Archäologischer Zufallsfund hat alle überrascht

Daher wehrte sich auch Gerhard Zedler, der Chef des Bauamtes, gegen den Vorwurf "schlechter Planung". Der archäologische Zufallsfund habe alle überrascht und habe die Planung zwangsläufig verändert. Auch Manfred Hümmer (Freie Wähler) verteidigte das Bauamt: Den Fund des Boden-Denkmals könne man den Planern schlecht vorwerfen. Jetzt müsse eine pragmatische Alternative her.

Welche? Dafür gab es im Ausschuss keine befriedigenden Vorschläge. Akazien in Betonkübeln würden jedenfalls "der Straße ihre ganze Lebendigkeit nehmen", meinte Annette Prechtel. Während Manfred Mauser (FBF) vorschlug, aus den unterirdischen Mauerresten ein Kunstwerk zu gestalten: Das ehemalige Reuther Tor unter begehbaren Glas-Platten sichtbar zu machen, das wäre doch eine Alternative zum Brunnen vor dem Sparkassen-Verwaltungsgebäude.

Damit spielte Mauser auf den zweiten wunden Punkt in der Eisenbahnstraße an. Denn kurz bevor sich der Ausschuss mit den fehlenden Bäumen beschäftigte, hatte er sich von dem Brunnen-Kunstwerk verabschiedet.
Im Juli hatte der Planungsausschuss dem Modell des Bamberger Brunnen-Künstlers Bernd Wagenhäuser zugestimmt. Der Brunnen ist ein Geschenk der Sparkasse an die Stadt. Die Stadt nahm das Geschenk aber nur unter der Bedingung an, dass ihr keine Kosten entstehen. Jetzt stellte sich heraus: Der Brunnenschacht kostet rund 80.000 Euro. Der jährliche Unterhalt kostet 15.000 Euro.

Brunnenplastik abgelehnt

Am Montag winkten die Politiker ab. "Keine Danaergeschenke mehr", sagte Oberbürgermeister Franz Stumpf (CSU/WUO). Zwar stand der Vorschlag im Raum, die Brunnenplastik ohne Wasser als Kunstwerk aufzustellen.
Jedoch: "Ohne Wasser nein", sagte Mathilde Hartmann (CSU). "Das schönste war das Wasserspiel an diesem gewagten Stück", meinte Manfred Hümmer (FW). Und auch Annette Prechtel wollte keine Straße ohne Bäume, in der dann auch noch ein Brunnen ohne Wasser steht. Mit 6:5 Stimmen lehnte der Ausschuss die Brunnenplastik ab.

"Ich bin jetzt erst a mal baff", sagte Bernd Wagenhäuser, als er am Dienstag von der Entscheidung des Ausschusses erfuhr. Die Gestaltung seines Brunnens sei doch positiv angekommen, erinnerte der Künstler: "Vielen ist offenbar nicht bewusst, dass ein Brunnen auch primär als Plastik wirken muss." Mindestens vier Monate im Jahr führe der Brunnen ohnehin kein Wasser, sagte Wagenhäuser und bedauerte: Zwar sei der Brunnen noch nicht gebaut, aber er habe "schon viel Zeit und Geld investiert und mit Düsen und dem Wasserlauf experimentiert." Auch Thomas Pötsch (bei der Sparkasse für Öffentlichkeitsarbeit zuständig), war am Dienstag verblüfft über die Brunnen-Nachricht. "Wir nehmen das zur Kenntnis", sagte Pötsch. Der Brunnen sei noch nicht produziert. "Jetzt müssen wir das neu diskutieren."