Kein Geld für die Dampfbahn
Autor: Josef Hofbauer
Ebermannstadt, Freitag, 08. Juli 2016
Der Finanzausschuss der Stadt Ebermannstadt lehnt einen Förderantrag der Dampfbahn Fränkische Schweiz ab. Die Räte fürchten um die Stabilisierungshilfe.
Rund 2200 Stahlschwellen haben die Mitglieder der "Dampfbahn Fränkische Schweiz" manuell geprüft und an den Auflageflächen zur Schiene nochmals gereinigt. Auf einem rund 300 Meter langen Streckenabschnitt unmittelbar nach dem Bahnübergang an der Ramstertalstraße in Ebermannstadt und einem knapp 600 Meter langen Abschnitt zwischen Gasseldorf und Streitberg wurden die maroden Holzschwellen gegen die vorbereiteten Stahlschwellen ausgetauscht.
Seit Anfang April war eine Fachfirma mit dem Gleisumbau auf den beiden Abschnitten beschäftigt. Nach Einbau der Stahlschwellen haben die Mitglieder der Dampfbahn frischen Schotter entlang des Schienenstrangs verteilt. Mit Hilfe einer Stopfmaschine wurde der Schotter unter den neu ausgelegten Schwellen verdichtet.
170 000 Euro Investition
Das Ergebnis: Ein schnurgerades Gleisbett. Doch die Kosten sind enorm.
Nur Oberfrankenstiftung hilft
Unterstützung erhält der Verein bislang nur von der Oberfrankenstiftung, die das Projekt mit 20 Prozent der anfallenden Kosten fördert. Der Bescheid der Oberfrankenstiftung, in dem die Förderung zugesagt wurde, enthielt die Aufforderung, dass sich der Verein auch bei den Anliegergemeinden um Zuschüsse bemühen soll.
"Uns würde jeder Betrag helfen", schrieb Vereinsvorsitzender Johannes Füngers an die Stadtverwaltung Ebermannstadt. Doch der erhoffte Geldsegen blieb aus. Wie Gößweinstein hat jetzt auch der Finanzausschuss von Ebermannstadt das Bittgesuch um eine Förderung einstimmig abgelehnt. Mit dem Ausdruck des höchsten Bedauerns. Zu Zeiten als die Stadt finanziell besser dagestanden habe, seien solche Maßnahmen stets gefördert worden, hieß es.
Keine freiwilligen Leistungen
Da Kämmerer Wolfgang Krippel eine Unterstützung der Dampfbahn als "freiwillige Leistung" eingestuft hat, fürchteten die Mitglieder des Finanzausschusses, dass die Stabilisierungshilfe - heuer immerhin 800 000 Euro - zurückbezahlt werden müsse. Kommunen, die Stabilisierungshilfe bekommen, dürfen nämlich grundsätzlich keine freiwilligen Leistungen gewähren.
Ungeachtet dessen laufen derzeit Verhandlungen, dass die Strecke unter Denkmalschutz gestellt wird. Die Gespräche mit den Vertretern des Bayerischen Landesamtes für Denkmalpflege bezeichnet Vereins-Chef Johannes Füngers als "vielversprechend".
Brücken fast 100 Jahre alt
Mit der Erneuerung der Gleisanlagen und der in den nächsten Jahren anstehenden Sanierung der Brücken, die inzwischen 85 bis 95 Jahre alt sind, werden die beiden längsten Langsamfahrstellen, die in der zurückliegenden Saison die Geschwindigkeit der historischen Züge gebremst haben, bald der Vergangenheit angehören. Auf drei kürzeren Abschnitten zwischen Streitberg und Muggendorf werden die Umbauarbeiten auf die Wintersaison vertagt. Die Schwellen, die dort eingebaut werden sollen, liegen aber schon neben den Gleisen bereit. Die Stahlschwellen haben die Dampfbahner bereits in den 1990er Jahren beim Abbau anderer Nebenbahnen erworben.
Gegen- statt Rückenwind Sie sind Idealisten, die Mitglieder des Vereins "Dampfbahn Fränkische Schweiz". Sie haben es geschafft, die 16 Kilometer lange, landschaftlich überaus reizvolle Bahnstrecke zu erhalten und einen historischen Zugbetrieb einzurichten. Auch künftig müssen die Dampfbahnfreunde Geld in den Erhalt der Strecke stecken. Sie tun das gern, schließlich handelt es sich um die letzte in Bayern eröffnete Nebenbahn. So ist die Museumsbahn nicht nur eine landschaftliche, sondern auch ein eisenbahnhistorische Rarität. Und eine Touristen-Attraktion erster Güte. So wirbt die Tourismuszentrale des Landkreises: "Die Lok setzt sich langsam in Bewegung, es riecht nach Kohle, Dampf und Schmieröl. Auf der offenen Plattform pfeift Ihnen der Wind um die Ohren."
Statt Rücken- bekommen die Dampfbahn-Freunde nun Gegenwind. Sie bleiben mit den Investitionen allein. Nur Bedauern ist zu wenig. Eine Investition in diese Einrichtung kann man auch als Investition in die touristische Infrastruktur der Region sehen. Zumal gerade diskutiert wird, ob bestimmte Ingenieurbauwerke künftig via Denkmalschutz gefördert werden. Wo ein Wille, da ein Weg!