Katjes vernascht Piasten
Autor: Josef Hofbauer
Forchheim, Mittwoch, 01. Oktober 2014
Die Forchheimer Schokoladenfabrik gehört jetzt zu 100 Prozent dem Süßwarenhersteller aus Nordrhein-Westfalen. Die Geschäftsführer Strothmann, Seidl und Schröppel bleiben im Amt.
Der Süßwarenhersteller und Fruchtgummi-Spezialist Katjes hatte offenbar Lust auf Schokolade. Deshalb hat der Familienbetrieb aus Emmerich (Nordrhein-Westfalen) mit seinen 440 Mitarbeitern und 300 Millionen Euro Umsatz den fränkischen Schokoladen-Produzenten Piasten (400 Mitarbeiter, 92 Millionen Umsatz) aufgekauft.
Der für seine Schokolinsen, Dragées und Pralinen bekannte Anbieter aus Forchheim könne die Produktpalette von Katjes "ideal ergänzen", sagte Geschäftsführer Tobias Bachmüller. Das sieht auch Piasten-Geschäftsführer Rolf Schröppel so: "Vom Sortiment her ist nichts deckungsgleich. Wir haben all das, was Katjes bisher nicht hatte." Deshalb könne es auch zu keinen Überschneidungen in der Produktion kommen.
Er versichert: "Bei uns hier wird in den nächsten fünf Jahren alles so weitergehen wie bisher, auch wenn die Geschäftsanteile zu 100 Prozent an Katjes verkauft
"Zukunft gesichert"
"Mit dem Schritt haben wir die Zukunft der Marke Piasten gesichert", ist Rolf Schröppel überzeugt. "Wir sind kein kleines Unternehmen, wir sind aber auch kein großes. Deshalb waren strategische Überlegungen, was die mittelfristige Zukunft des Hauses anbelangt, zwingend notwendig", erläutert Schröppel, der den Erfolgskurs des Unternehmens im unteren Preissegment konsequent weitergehen will.
Stephan Milde, Finanzvorstand bei Katjes International, erklärt dazu: "Für uns ist Kontinuität enorm wichtig. Wir belassen in der Geschäftsführung von Piasten alles so, wie es ist. Wir freuen uns, dass die bisherigen Geschäftsführer mindestens weitere fünf Jahre für uns in der neuen Eigentümerstruktur tätig sein werden. Damit halten wir großen Sachverstand und Erfahrung im Unternehmen."
Als Grundlage für die Entscheidung, Piasten zu erwerben, nennt der Finanzexperte: "Unser Grundsatz als strategische Beteiligungsholding Katjes International ist, dass wir weiter wachsen wollen. Dies ist genauso der Fall bei Piasten."
Die neuen Eigentümer wollen nun erst einmal beobachten, wie sich der Schokoladenhersteller Piasten entwickelt. "Natürlich wollen wir auch Synergien besser ausschöpfen wie etwa beim gemeinsamen Einkauf oder beim Erschließen von neuen Absatzmärkten. Alles das muss aber Sinn machen und braucht auch Zeit", betont Stephan Milde.
Er unterstreicht die Standorttreue zu Forchheim. "Wir wollen weiter in Forchheim bleiben und haben keinerlei Intention, das zu ändern. Im Gegenteil: Wir setzen auf Kontinuität." Ganz im Sinn der Piasten-Geschäftsführer, die am Mittwoch um 14 Uhr in einer nichtöffentlichen Mitarbeiterversammlung die Belegschaft über die neuen Besitzverhältnisse unterrichtet haben. "Eine Sache von fünf Minuten", bekräftigt Rolf Schröppel nach zuvor monatelangen streng geheimen Übernahme-Verhandlungen. Katjes und Piasten hätten eine gemeinsame Wellenlänge, findet Schröppel. Deshalb wertet er den Verkauf als eine gute Entscheidung für die Firma, die Mitarbeiter und für Forchheim.
Der neue Betriebsratsvorsitzende Hermann Koch erfuhr vom Verkauf des Unternehmens erst wenige Stunden, bevor Katjes mit der Meldung an die Öffentlichkeit ging. Den Forchheimer OB Franz Stumpf (CSU/WUO) erreichte die Nachricht von der Übernahme im Urlaub in Slowenien. Er gibt sich zuversichtlich: "Ich bin ein unverbesserlicher Optimist! Ich werte den Kauf durch Katjes als gutes Zeichen für den Standort Forchheim. Die bisherige Geschäftsführung hat Piasten nach vorne gebracht. Katjes erweitert nun seine Produktpalette und verbessert seine Marktstellung. Ich habe auch gehört, dass die neuen Eigentümer Investitionen in Forchheim tätigen wollen."