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Katharinenspital Forchheim: "Alle reden über das Aussiedeln"


Autor: Ekkehard Roepert

Forchheim, Montag, 24. August 2015

24 der 70 Bewohner haben das Haus schon verlassen. Obwohl auch die Verbleibenden ein neues Zuhause ihrer Wahl gefunden haben, herrscht große Unruhe unter den Senioren. Es gibt nur noch ein Gesprächsthema.
Vor einem Monat war der Speisesaal noch voll. Mittlerweile sind schon 24 der 70 Bewohner des Katharinenspitals ausgezogen. Fotos: Ekkehard Roepert


Seit Wochen sei das Tagesgespräch das selbe: "Alle sind traurig, dass sie fort müssen. Jeder hat Angst vor der Aufregung und dem Ungewissen", sagt Franziska Lamm, die Vorsitzende des Heimbeirates. "Das ist Thema Nummer eins, alle reden über das Aussiedeln."

Die 81-Jährige wird mit drei Freundinnen in das Pflegeheim St. Elisabeth in der Bayreuther Straße ziehen. Ein kleiner Trost: Das Quartett, das jeden Tag "Mensch ärgere Dich nicht" spielt, kann die Spielrunde im neuen Pflegeheim fortsetzen.

Doch für einige ist der Umzug auch mit massiven Nachteilen verbunden. Eine Bewohnerin, die in der Bamberger Straße als "Rüstige" eingestuft ist, hat in ihrer neuen Heimat keinen "Rüstigenplatz" gefunden und muss nun monatlich 400 Euro mehr zahlen.

Nach den Protesten und Aufregungen, die es gab, seit der Abbruch und Neubau des Spitals bekannt wurde, ist Heimleiterin Christine Unger jetzt leidlich zufrieden: "Bis auf drei Bewohnerinnen sind alle in einem Heim ihrer Wahl angemeldet." Nun beginne freilich die lästige Zeit des Wartens.


24 sind schon ausgezogen

"Es ist traurig", sagt Franziska Lamm, "dass jemand sterben muss, damit in einem anderen Heim ein Platz für einen frei wird. Man geht ins Bett mit diesen Gedanken und wacht mit diesen Gedanken auf."

Aktuell leben noch 46 der ursprünglich 70 Bewohner im Katharinenspital. Als Oberbürgermeister Franz Stumpf (CSU/WUO) am 18. August das Spital besuchte, hatte er zugesagt, dass es "für alle eine Lösung geben wird", erinnert sich Christine Unger. Das heißt: Bis zum Juni nächsten Jahres sollten zwar alle ausgezogen sein; aber wegen der Wartelisten in den neuen Häusern könne natürlich niemand garantieren, dass bis dahin alle Bewohner das Katharinenspital tatsächlich verlassen haben.

"Die Umzieherei läuft seit Juli", sagt die Heimleiterin. Nicht gelöst sei aus ihrer Sicht der Umzug von neun Bewohnern in das neue BRK-Heim. Es soll im Juni 2016 fertig sein. Keinesfalls sei den neun Senioren auf der BRK-Warteliste zuzumuten, dass sie demnächst in das alte - und nächstes Jahr in das neue Heim ziehen, betont Christine Unger.

Sollten zwei Umzüge Bedingung sein, um beim BRK unterzukommen, "dann wäre das Bauernfängerei", sagt die resolute 81-jährige Vorsitzende des Heimbeirates.

Karin Amon, die Leiterin des BRK-Heimes, betont, dass sie "niemanden zwei Umzüge zumuten" wolle. Sie habe lediglich darauf hingewiesen: "Wer jetzt umzieht, hat definitiv einen Platz." Momentan sei sie dabei, "abzuklären" wie sie den Betrieb in ihrem Haus am Laufen halten könne: "Noch ist unklar, wer welches Zimmer will, wer welche Pflegestufe hat und wer in der Kurzzeitpflege bleibt."

Christine Unger fasst die derzeitige Stimmung unter den Bewohnern des Katharinenspitals so zusammen: "Die Stilllegung des Betriebs ist akzeptiert, was sich der Einzelne wünscht, ist etwas anderes." Wie wird der Umzug funktionieren? Wann genau kann ich umziehen? Diese Fragen sorgten seit Wochen für das Tagesgespräch. Trotz der Aufregung angesichts des Umzuges trage immerhin eines zur Beruhigung der Senioren bei, freut sich die Heimleiterin: "Vom Personal haben einige zugesagt, dass sie bis zum Schluss bleiben werden."

Selbstverständlich sei das nicht. Viele müssten sich ja, um nach der Schließung des Katharinenspitals keinen Verdienstausfall zu haben, schon jetzt um einen neuen Arbeitsplatz kümmern. Und angesichts des Personalmangels in der Pflege werde auch jeder "mit Kusshand genommen", weiß Christine Unger.