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Katastrophenfall in der Stadt Forchheim: Die Stadt wird leer


Autor: Franziska Rieger

Forchheim, Montag, 16. März 2020

Auch in Forchheim werden ab Dienstag alle Freizeiteinrichtungen geschlossen, ab Mittwoch Öffnungszeiten von Restaurants und Kantinen begrenzt. Forchheimer Gastronomen und Einzelhändler bangen.
Auch in Forchheim werden ab Dienstag alle Freizeiteinrichtungen geschlossen, ab Mittwoch Öffnungszeiten von Restaurants und Kantinen begrenzt. Forchheimer Gastronomen und Einzelhändler bangen. Fotos: Franziska Rieger


Die warme Frühlingssonne bitzelt auf der Haut, sie verleitet zum Eisessen und zu einem Bummel durch die Stadt. In den Forchheimer Restaurants und Cafés, die noch geöffnet haben, sitzen am Montag vereinzelt Kunden. Doch ab heute, spätestens ab morgen, wird das Bild in der Forchheimer Innenstadt ein anderes sein: Ab Dienstag schließen alle Freizeiteinrichtungen wie Saunas, Kinos, Bars, und Schwimmbäder.

Ab Mittwoch sollen Geschäfte, die nicht zur Grundversorgung zählen, ebenfalls geschlossen werden. Für Restaurants und Kantinen gibt es strenge Auflagen: Firmenkantinen dürfen täglich zwischen 6 und 15 Uhr geöffnet haben. Für Lokale gilt ein Mindestabstand von 1,5 Metern zwischen den Menschen. Nach 15 Uhr dürfen Restaurants und Lokale nur noch als Lieferservices fungieren. Es dürfen maximal 30 Personen in einer Lokalität sein.

Düstere Zeiten in der Gastro

Für die Forchheimer Gastronomen eine Hiobsbotschaft. "Der Schaden ist extrem. Das ist existenzbedrohend", sagt Kathrin Grüner, Inhaberin des Lübbis. Gestern hat sie bereits Tische aus ihrem Restaurant entfernt, um den vorgeschriebenen Abstand einzuhalten. Besonders hart trifft die Gastronomin die eingeschränkte Öffnungszeit. Das Hauptgeschäft mache sie am Abend; ob sie ab 15 Uhr einen Lieferservice anbietet, müsse sie noch abwägen, darauf ausgerichtet sei das Restaurant nicht, außerdem sei sie sehr auf Nachhaltigkeit und wenig Verpackungsmüll bedacht, sagt Grüner.

Reservierungen wurden alle abgesagt, ebenso alle Veranstaltungen wie Firmenfeiern oder Kommunion. Allein deshalb rechnet Grüner mit einem Schaden "im hohen fünfstelligen Bereich". Für die Notzeit wird Grüner ihre Speisekarte anpassen, keinen Fisch oder im Einkauf teure Zutaten horten. Grüner betont: Von einer Lebensmittel-Knappheit könne momentan nicht die Rede sein, eher im Gegenteil. Großhändler bleiben schließlich wegen des Wegfalls von Gastronomie, Kongressen und Tourismus auf ihren Waren sitzen.

Dass er sein Stadtlockal ab Mittwoch jeden Tag um 15 Uhr schließen muss, ist auch für Gastronom Christoph Kauer schwer. "Ich habe es befürchtet", sagt er gestern, kurz nachdem der Katastrophenfall verkündet wurde. Dienstag bis Samstag hat sein Restaurant sonst von 11 bis 22 Uhr geöffnet. Ob sich die Mühen für einen Lieferservice überhaupt rentieren würden, darüber will er noch entscheiden.

Insgesamt 120 Plätze bietet das Stadtlockal im Innenbereich, ein Großteil davon muss in den nächsten Wochen leer bleiben. Kauer hofft nun auf Soforthilfen, die die Staatsregierung zur Verfügung stellen will. Vielleicht werde es Kurzarbeitergeld geben, meint er. Vier Vollzeitmitarbeiter, zwei Teilzeitkräfte und Minijobber arbeiten im Stadtlockal.

Viele Einzelhändler sind betroffen

Stark betroffen von der Corona-Krise und ihren Folgen sind die Einzelhändler. Ab Mittwoch schließen alle Geschäfte, die nicht zur Grundversorgung zählen, wie Buchhandlungen oder Kleidungsgeschäfte. "Ich habe befürchtet, dass es so kommt", sagt Petra Dietzel, Inhaberin der "La Boutique". Ihre zwei Angestellten auf 450-Euro-Basis sollen ihr Gehalt aber weiter bekommen. Den Kopf will Dietzel aber nicht hängen lassen. "Es ist wie es ist. Jetzt ist es wichtig, dass sich die Leute auch privat daran halten", sagt sie.

Komplett geschlossen bleibt ab heute auch das Kino-Center in Forchheim. "Das sind für uns zwei Wintermonate, die wegfallen. Das ist schon hart", sagt Inhaberin Manuela Dengler-Redlin. 20 Angestellte arbeiten in ihrem Kino, die meisten davon Minijobber. Die müssen nun vorerst zuhause bleiben. Wie es mit den Löhnen weitergeht, "wisse noch niemand", sagt Dengler-Redlin.

Geschlossen bleiben ab heute auch Thermen, Saunas und Schwimmbäder wie das Forchheimer Königsbad. Eine Stellungnahme von Seiten der Stadt zum ausgerufenen Katastrophenfall gab es gestern auf Nachfrage nicht. Oberbürgermeister Uwe Kirschstein (SPD) verwies auf einen Pressetermin, der am Dienstag (17.3.2020) stattfinden soll.