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Kampfabstimmungen in Gößweinstein zum Bau einer Sport- und Veranstaltungshalle


Autor: Thomas Weichert

Gößweinstein, Mittwoch, 20. März 2019

Aus Kostengründen verzichtet Gößweinstein auf den Neubau einer Sport- und Veranstaltungshalle für 1000 Besucher. Eine abgespeckte Version soll es werden.
Die alte Turnhalle in Gößweinstein, die schon bald abgerissen werden soll Foto: Thomas Weichert


Kampfabstimmung im Marktgemeinderat Gößweinstein zum Bau einer Sport- und Veranstaltungshalle im Forchheimer Oberland. Mit 11:5 Stimmen wurde der Verwaltungsvorschlag angenommen, eine Versammlungshalle in abgespeckter Form mit Mehrkosten von rund 592.000 Euro zu bauen, in die 600 Personen passen. Vor fast genau einem Jahr hatte der Marktgemeinderat einstimmig den Beschluss gefasst, die alte Einfachturnhalle abzureißen und an deren Stelle eine neue, viel größere Doppelturnhalle zu bauen, die auch für größere Veranstaltungen genutzt werden kann. Die erste Kostenschätzung damals lag bei rund vier Millionen Euro. Während der Ratssitzung präsentierte Architekt Tobias Back vom Planungsbüro Baur-Consult nun einen Planentwurf mit dem Titel "Sport und Event im Oberland", der eine Doppelturnhalle für bis zu 1000 Besucher zeigte. Kosten dafür: rund 6,45 Millionen Euro. Würde die neue Halle so gebaut, wie Back es den Räten vorschlug, dann hätte der Anteil des Marktes Gößweinstein nur rein für den Mehraufwand der Veranstaltungshalle bei rund 1,1 Millionen Euro gelegen.

Außerhalb des Sanierungsgebiets

Vor einem Jahr rechnete man auch noch damit, dass es auf den Teil der Versammlungsstätte auch einen staatlichen Zuschuss gibt. Diesen gibt es aber nun nicht, weil der Standort der Schule außerhalb des festgesetzten Sanierungsgebiets des Marktes Gößweinstein liegt und eine Förderung von Mehrzweckhallen aus Mitteln der Städtebauförderung ohnehin ausgeschlossen ist.

Rotstift angesetzt

Würde man eine Sport- und Eventhalle in der Luxusausführung, jedoch ohne "goldene Wasserhähne", bauen, dann würde der Eigenanteil des Marktes Gößweinstein bei rund 2,36 Millionen Euro liegen, da auch die Gesamtkosten nur für eine reine Sporthalle auf rund 5,33 Millionen Euro angestiegen sind. Weil die Mehrheit des Rates diese enorme Kostensteigerung - noch dazu ohne Förderung für den Veranstaltungsteil - nicht mittrug, musste Back in der Zwischenzeit umplanen und den Rotstift ansetzen. Eine Flächenreduktion soll Einsparungen in Höhe von 400.000 Euro bringen. Schmäler wird beispielsweise der Gang von der Schule zur Halle. 225 Quadratmeter kleiner werden die Lagerräume für die Sportgeräte. Anstatt einer Teeküche ist nun nur noch eine kleinere Küchenzeile geplant. Fürs Erste soll auch am Mobiliar für die Veranstaltungshalle gespart werden. Weitere Einsparungen soll günstigeres Material bringen. Dies alles soll rund 513.000 Euro einsparen. Dies verringert den Eigenanteil des Marktes für die Ausgestaltung der Veranstaltungshalle auf geschätzte 592.000 Euro. An den Außenanlagen könne man laut Back nicht viel sparen. Würde man noch weiter einsparen, dann sei irgendwann Ende mit der Veranstaltungsstätte, betonte der Planer. Für Veranstaltungen müssen außerdem die Toiletten im Schulgebäude genutzt werden. In der Halle selbst wird es lediglich ein behindertengerechtes WC geben. "Damit verlassen wir nun die bewährte Lösung hin zu einer Einsparung", stellte Back mit sichtlichem Bedauern fest.

Vor der Entscheidung

Die Räte standen nun vor der Entscheidung, ob sie der Übernahme der Mehrkosten für den Bau nach der Versammlungsstättenverordnung zustimmen oder sich von einer "Eventhalle " verabschieden und nur eine Doppelturnhalle für den Schulsport bauen. Diese hätte dann nur noch für höchstens 200 Besucher bei Veranstaltungen genutzt werden dürfen. Allerdings hätte der Architekt seinen Plan für eine Sport- und Veranstaltungshalle dann einstampfen können und mit der Planung einer reinen Sporthalle von neuem beginnen müssen. Die Umplanungskosten dafür bezifferte Back auf 130.000 Euro. Viel Geld, das man zum Fenster hinausgeschmissen hätte. "Das Schöne ist, dass man noch Einsparpotenzial gefunden hat und keine goldenen Wasserhähne verbaut", meldete sich Dietmar Winkler (CSU) nach der ernüchternden Plan- und Kostenvorstellung zu Wort. Georg Lang (CSU) vermisste ein Veranstaltungskonzept und warnte vor den Folgekosten. Bürgermeister Hanngörg Zimmermann (BMG) betonte, dass es noch kein Veranstaltungskonzept gebe. "Wenn ich mir was anschaffe, überlege ich mir vorher, ob ich einen Kleinlastwagen oder einen großen Muldenkipper brauche", ließ Lang nicht locker und betonte: "Wir wissen nach wie vor nicht, was wir mit dieser Halle machen sollen." "Wir müssen das Ganze als Infrastrukturmaßnahme betrachten. Wenn wir den Einwohnerstand halten wollen, brauchen wir Attraktivitäten", warb Zimmermann für eine Zustimmung zur Veranstaltungshalle in abgespeckter Form. Lang erinnerte daran, dass vor 40 Jahren nach "blumigen Argumenten" das Hallenbad gebaut wurde. Das Ende vom Lied: Das Hallenbad gibt es nicht mehr. Die Investition sei nicht das Problem, sondern die Folgekosten. "Das war beim Hallenbad auch so", meinte Lang. Er wandte sich an den Planer: "Wenn Sie mir die Garantie geben, dass keine Mehrkosten entstehen, stimme ich heute zu." Denn während des Baus werde es immer Mehrkosten geben und die Baupreise steigen gerade deutlich an. "Das ist viel Geld und viel Verantwortung, aber keiner von uns kann in die Zukunft schauen", warf Daniela Drummer (FWG) ein. Man baue zwar nicht für die Ewigkeit, aber für die nächsten 50 Jahre. Daher müsse man in die Zukunft investieren, warb Drummer für Zustimmung. Dritter Bürgermeister Manfred Eckert (CSU) erklärte, dass er zustimmt. Denn seit Jahrzehnten werde von der Bevölkerung eine Veranstaltungshalle gewünscht. Außerdem könne man die Unterhaltskosten auf die Miete für die Veranstalter umlegen. "Wo haben wir noch Veranstaltungsstätten? Es ist ja nichts mehr da", stellte Konrad Schrüfer (FWG) fest. "Wir sind nicht verpflichtet, eine Veranstaltungshalle zu bauen", widersprach ihm Jürgen Kränzlein (SPD).

Prunksitzung als Maßstab

Die größte Veranstaltung in Gößweinstein sei bisher die Prunksitzung im Fasching. "Da reicht ein Saal für 200 Leute", meinte Kränzlein. Wolle man mehr, müsse man bereit sein, in Professionalität zu investieren. "Es steht außer Frage, dass eine Eventhalle eine große Bereicherung ist, aber es ist alles teurer geworden", stellte Tanja Rost (JuF) fest. Reinhold Hutzler (FWG) war ebenso wie Bernhard Vogel (SPD) gegen eine Verkleinerung. "Lieber 500.000 Euro mehr ausgeben, als dass die Bühne ein Murks ist", bekundete Vogel. " Auf 50 Jahre gerechnet sind das nur 8000 Euro pro Jahr. Dann haben wir aber wirklich diese Super-Halle", plädierte Hutzler für die große Lösung. Zimmermann ließ schließlich abstimmen, ob man 1,1 Millionen Euro mehr für den Eventteil ausgeben wolle. Dies wurde mit 6:10 Stimmen abgelehnt.