Druckartikel: Kampf dem Kleinstgeld: Verbannung auch in Forchheim?

Kampf dem Kleinstgeld: Verbannung auch in Forchheim?


Autor: Jennifer Opel

Forchheim, Montag, 25. Januar 2016

In der nordrhein-westfälischen Stadt Kleve startet zum 1. Februar ein Probelauf: Bei Barzahlungen werden die Beträge so auf- oder abgerundet, dass Ein- und Zwei-Cent-Münzen nicht mehr benötigt werden. Ein Modell für Forchheim?
Ein- und Zwei-Cent-Münzen sollen aus dem Portmonaie verbannt werden.  Foto: Jennifer Hauser


In Italien, Finnland und den Niederlanden wird es schon lange so gehandhabt, nun will die Grenzsstadt Kleve (Nordrhein-Westfalen) nachziehen und die Ein- und Zwei-Cent-Münzen aus dem Verkehr ziehen. In Forchheim ist das wohl vorerst keine Option.

"Es gibt da sicherlich Vorteile für die Geschäfte", sagt Werbegemeinschaftsvorsitzender Michael Csépai, "aber ich kann mir nicht vorstellen, dass das funktionieren würde. Jeder muss selbst über sein Geld entscheiden können." Deshalb, findet Csépai, dürfe auch nicht grundsätzlich gerundet werden - wie es in anderen Ländern der Fall ist -, sondern müsse nachgefragt werden.


Fragen an der Kasse

"Die Idee ist zwar nett und sicherlich für einige Kunden auch angenehm, wenn sie dann keine ganz kleinen Münzen mehr rumtragen müssen", findet er, "aber das Fragen kann aufhalten. Man muss ja ohnehin oft ein paar Fragen beantworten. Haben Sie eine Clubkarte? Sammeln Sie Treuepunkte? Wie lautet Ihre Postleitzahl? Das kann schon auch nerven."

"Die deutsche Bevölkerung hat nach unseren Untersuchungen eine positive Einstellung zu Kleinmünzen", sagte Bundesbank-Vorstand Carl-Ludwig Thiele im Herbst 2015 zum "Handelsblatt".


Bevölkerung ist für die Münzen

Die Zeitung schreibt, dass die Bundesbank vier Jahre zuvor eine repräsentative Umfrage durchgeführt habe. Demnach seien nur 39 Prozent der Bevölkerung für die Abschaffung von Ein- und Zwei-Cent-Münzen. 59 Prozent seien dagegen. Das "Handelsblatt" schreibt, dass viele Menschen von der Sorge getrieben seien, dass sich der Handel mit Aufrunden unrechtmäßig auf die Kosten der Konsumenten bereichert. Eine komplette Abschaffung der kleinen Münzen ist ohnehin nicht möglich, denn das müsste die EU entscheiden.

Auch die Sparkasse Forchheim steht einem Auf- und Abrunden kritisch gegenüber. Pressesprecher Thomas Pötsch sagt, es wäre sinnvoller, sich auf den bargeldlosen Zahlungsverkehr zu konzentrieren.


Was ist mit den Handelsketten?

Sparkassen-Vorstand Harald Reinsch betont außerdem, dass er sich nicht vorstellen könne, dass die großen Filialisten mitziehen würden: Schließlich legten genau diese Ketten Wert darauf, dass in allen Filialen gleich mit den Kunden umgegangen werde. "Außerdem ist es wissenschaftlich bewiesen, dass Beträge mit 99 Cent einen positiven psychologischen Effekt haben", sagt Reinsch.

Vorerst werden Kunden in Forchheim ohnehin weiterhin mit dem ganz kleinen Kleingeld hantieren müssen. Dann könnte Michael Csépai auch ein Vorbild sein: "Ich selbst sammel' das Kleingeld, und wenn dann mehr zusammengekommen ist, tausche ich es einfach um."