Kabarett in Kanndorf: Auguste spielt Golf
Autor: Carmen Schwind
Kanndorf, Donnerstag, 01. Oktober 2015
Andrea Wehner beweist im Golfclub Kanndorf, wie viel Humor in der als Altherrensport verschrienen Freizeitbeschäftigung steckt.
"Spielen Sie schon Golf oder haben Sie noch Sex?" Mit dieser provozierenden Aussage begann am Mittwochabend das Golfkabarett "Auguste spielt Golf" von Unterfränkin Andrea Wehner im Golfclub in Kanndorf. "Das ist ja so, als wenn man einen katholischen Priester fragen würde: ,Leben Sie noch das Zölibat oder zahlt der Vatikan schon für ihre drei Kinder?‘", fährt Auguste fort. Und sie macht klar, dass ihr Etikette und Kleidung wichtig sind, denn sie spielt Golf in der typischen Golfkleidung: Kittelschürze, Kopftuch und Gummistiefel.
Auguste singt, jongliert und rast durch das Publikum, das sie unaufdringlich in den Auftritt mit einbezieht. Im typischen unterfränkischen Dialekt gibt es "Mädlich" - junge Frauen - oder "kannst vergess" - die Endung "en" wird einfach weggelassen.
Selbst Gäste aus der Lüneburger Heide müssen lachen. Und werden in das Geschehen eingebunden: Michael Krämer aus Celle, der mit Freunden einmal im Jahr fünf Tage lang Golf in Kanndorf spielt, muss den Text halten, als Auguste auch noch zur Gitarre greift und ein Golflied zum Besten gibt. "Du bist verheiratet? Na, dann machst Du, was Du eh schon kennst: Du bist ruhig und wartest auf Anweisung."
Auguste vermutet, dass nicht jeder Golfspieler "bekotet" - unterfränkisch für "betrügt". Obwohl sie doch Bleistift und Radiergummi dabei hätten. Und sie erklärt dem Publikum, dass Pitchgabeln nicht dazu da sind, um "Gürkle für die Brotzeit aus dem Glas zu fischen". Auf einem Tisch demonstriert sie, wie man richtig abschlägt und überlegt dabei, wie wohl die Armhaltung vollbusiger Frauen sein mag.
Ihr fiktiver Schlag geht 30 Meter weit - allerdings nach hinten. Und es fliegt kein fiktiver Ball, sondern ein Schläger - ins Auto eines wichtigen Menschen. "Junge, was guckst denn so? Ich hab mich auch erschrocken. Ein Driver will halt auf einen Fahrersitz!"
Für alle Nicht-Golfer: Driver ist ein Golfschläger und die englische Übersetzung für Fahrer. Die meisten Gäste sind Golfspieler und nicken zustimmend, während sie lachen.
Wie im wahren Leben
"Golf ist wirklich so lustig", erklärt Monika Herzog. Die beschriebenen Missgeschicke passieren wirklich.
Gemeinsam mit Eva Tretter war sie aus Nürnberg angereist, um Auguste sehen zu können. "Das ist wirklich ein kurzweiliger Abend mit einer vielseitigen Künstlerin und ihrem Wortwitz", sagt Monika Herzog. Und es gefalle ihr, mit den anderen zu lachen: "Da merke ich, ich bin nicht die einzige mit diesen Golfproblemen."Doch wie kommt die Kabarettistin an ihre Gags? "Ich spiele selbst Golf. Da beobachte ich halt aufmerksam und formuliere Pointen." Am Ende der Vorstellung hat Auguste die Platzreife. Sie vermutet aber, dass sie nie vollen Spaß am Golfen haben wird, denn wenn sie später mal richtig gute Abschläge machen kann, wird sie die wohl nicht mehr sehen können.