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Junges Theater im Zeichen des Balkans


Autor: Pauline Lindner

Forchheim, Freitag, 23. November 2012

Das Junge Theater aus Forchheim liegt einen Abend lang auf dem Balkan. Das ist das Verdienst des Nürnberger Quartetts Sirba.
Die   vier Musiker von Sirba im Jungen TheaterFoto: Lindner


Sirba, so heißt ein Tanz in Rumänien, der ursprünglich aus Serbien stammen soll. Der Balkan ist von vielen Völkern bewohnt, und so bunt und so vielfältig ist die Musik, gleich ob sie von Zigeunerkapellen, altmodischen Dorfmusikanten oder längst von etablierten Weltmusik-Ensembles vorgetragen wird. Gemeinsam hat diese Musik die Neigung zu ungewöhnlichen Takt-Arten - fünf oder sieben Achtel sind dabei noch harmlos.

Mitten in diese Welt der wilden Rhythmen hat das Nürnberger Ensemble Sirba ihr Publikum im Jungen Theater mitgenommen. Barbara Keil am Sopransaxophon ist die Herrscherin über die mitreißenden Melodien. Mit geschlossenen Augen versinkt sie und mit ihr das Forchheimer Publikum in eine fremd-vertraute Tonwelt.
Unter die mal melancholischen, mal treibend-temperamentvollen Melodien pustet Margarete Schiller-Kleemann trockene Tuba-Töne, wenn sie nicht gerade mit Michael Kleemann oder Keil einen Lied in einer unbekannten Sprache anstimmt.

Und welche unergründlich komplexen Rhythmusfiguren zaubert Percussionist Armin Tichai da eigentlich genau dazu? Und Michael Kleemann wechselt zwischen Mandoline und Gitarre: ein Sound aus einer exotischen Welt ist komplett. Keinem Volk, keinem Land allein zuzuordnen, manchmal vertraut, manchmal wild und ungebändigt.

So wie, glaubt man Kleemann, die Musik der Molvanier klingt. Über dieses "Land des schadhaften Lächelns", irgendwo im europäischen Osten gibt es einen einzigen Reiseführer, den Kleemann sehr genau studiert hat.
Ehe er sich, wie er überzeugend behauptet, mit Fahrrad über Nisch und dessen viel besungenes Bad - und wohl einer reichlich Alkohol geschwängerten Pause: Der Geruch von Raki, Slibowitz und Jana ( aus Wacholderbeeren und Bremsflüssigkeit) liegt in der Luft- auf die Reise ins Unbekannte gemacht hat.


Sie variieren auf das Schönste

Selbstverständlich lässt er die Zuhörer von seinen Erfahrungen profitieren. Und so erfährt man schnell, dass in Molvanien drei Völker leben. Die kleinste Gruppe sind die Molven, die zum größten Teil im Gefängnis leben. Zu ihnen müssen die vier Musiker gehören, denn mit welcher "kriminellen Energie" sie die Melodien "geklaut" haben, ist bewundernswert.

Ganz in der Tradition der einheimischen Ensemble greifen die Vier die Kernstücke auf und modifizieren, variieren und interpretieren sie aufs Schönste.