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Junger Oberrüsselbacher eröffnet Hofladen


Autor: Petra Malbrich

Oberrüsselbach, Dienstag, 19. Juli 2016

Wie sein Opa und sein Onkel will auch Stefan Bauer die familiäre Gastwirtschaft in Oberrüsselbach weiterführen.
Stefan Bauer (l.) weiß, das seine Familien voll hinter seiner Geschäftsidee steht.  Foto: Petra Malbrich


Dunkelrote Kirschen füllen zahlreiche blaue Obststeigen, die auf großen Tischen gestellt wurden. Dahinter sind noch Wirtshausbänke erkennbar, denn die vielen Kirschen stehen in der Wirtsstube einer ehemaligen Gastwirtschaft. Diese gehörte der Familie Zimmerer aus Oberrüsselbach. "Koppenwirt" lautet ihr Hausname, der außen sichtbar in ein Holzschild gebrannt ist. Doch den "Koppenwirt" als Gastwirtschaft gibt es nicht mehr und wird es auch nicht wieder geben.

Stattdessen wird derzeit ein Hofladen in der Wirtsstube eingerichtet. Stefan Bauer, der Enkel des Koppenwirts, wandelt nach einer Idee seines Onkels Hermann Zimmerer die Gastwirtschaft in einen landwirtschaftlichen Betrieb im Vollerwerb um. "Wir werden nicht alles umbauen", sagt der 31-jährige Bauer.

Der erste Schritt dazu ist der Hofladen, der momentan zwar noch wenige Produkte bietet. An weiteren Ideen mangelt es dem gelernten Landwirt allerdings nicht. Ein örtlicher Imker wird beispielsweise Honig bringen und ein anderer Bekannter aus der Gemeinde den aus Bauers geernteten Kirschen hergestellten Brand. Selbst Käse könnte angeboten werden, Gespräche mit einem Milchviehlandwirt brachten das ins Gespräch.


Anbau auf zehn Hektar

Der Koppenwirt war über die Igensdorfer Gemeindegrenzen hinweg ein Begriff. Als der Koppenwirt starb, übernahm dessen Sohn die Gastronomie. Als auch er starb, blieben Hermann Zimmerer und Ingrid Bauer übrig, die anderen beiden Kinder des Koppenwirts. Der hatte früher schon eine Landwirtschaft, seine Ländereien aber Mitte der 90er Jahre aber verpachtet und dann auch die Viehzucht aufgegeben. Enkel Stefan Bauer, der selbst Landwirt lernte und die Meisterschule absolvierte, verdiente sich als Betriebsleiter bei Lohnunternehmen in den neuen Bundesländern. Er lernte 2012 als Rettungsassistent einen zweiten Beruf und arbeitete bei der Betriebsfeuerwehr von Grundig bis zum Tod seines Patenonkels.

"Was tun?", war die Frage, vor der die Nachkommen standen. Schon als Kind liebte Stefan Bauer die großväterliche Landwirtschaft. Deshalb beschloss er, diesen Beruf nun selbst im Vollerwerb auszuüben. Der Landwirt mit Herzblut holte die verpachteten Flächen zurück und pachtete weitere dazu, um auf den nun insgesamt zehn Hektar so viel Obst anzubauen, dass ein vernünftiger Vollerwerbsbetrieb entstehen kann.

Werner Nützel, der Geschäftsführer des Bauernverbands, freut sich jedenfalls über jeden, der das Risiko eingeht, in den Vollerwerb zu gehen. "Dazu gehört Weitblick, eine gute Ausbildung, man muss sich auf die Märkte einstellen können und Risikobereitschaft haben", erklärt Nützel.
"Hauptsächlich wird Kernobst angebaut", erklärt Stefan Bauer und meint damit Äpfel. Das sei die Brot- und Butterfrucht schlechthin, der Apfel könne eingelagert werden. So ist der Apfel auch dominant auf den Obstflächen des Oberrüsselbachers anzufinden. Acht Hektar sind mit Apfelbäumen und Birnbäumen bepflanzt worden. Zehn Sorten werden dort künftig wachsen und vom Sommer an bis in den späten Herbst hinein von den Bäumen leuchten.

Santana, der Allergikerapfel beispielsweise, aber auch Topas, Jonagold, Elstar, Pinova oder der bekannte Boskop. Von den Birnen reifen die klassische Tafelbirne Conference und Xenia, eine neue robuste Birnensorte.


Viel Geld investiert

Auf den restlichen Flächen wachsen Kirschen, Aprikosen und Pfirsiche. Aber der Apfelbauer liegt Stefan Bauer im Blut, war doch schon der Ur-Urgroßvater Apfelproduzent in Gingen an der Oder.

Und auch die Vorfahren und die Großmutter selbst waren im Sudetenland Obstbauern gewesen. "So weit fällt der Apfel nicht vom Stamm", sagt Bauer und schmunzelt. Viel Geld, gerade auch in Maschinen, hat der Oberrüsselbacher investiert. Er bietet aber auch gewerbliche Dienstleistungen für andere Obstbauern an: von der Pflege bis zum Pflanzenschutz, so dass der jeweilige Obstanbauer nur noch pflücken müsse.
"Wir haben hier schon einige Hofläden, die gut funktionieren", sagt Bürgermeister Wolfgang Rast (IU). Das Interesse an Hofläden nehme zu, die Kundschaft wachse. "Ich sehe das als eine Bereicherung", erklärt Rast.
Termin
Der Hofladen wird am Samstag, 23. Juli, um 10 Uhr in Oberrüsselbach 12 im Koppenwirt eröffnet,