Druckartikel: Journalist wird Museumsdirektor

Journalist wird Museumsdirektor


Autor: Ekkehard Roepert

Forchheim, Mittwoch, 29. Juni 2016

Der Forchheimer Thomas Greif überrascht mit der Entscheidung, künftig im "Soziotop Rummelsberg" zu arbeiten.
Zum Abschied brachte Thomas Greif seine wehmütig gestimmten Kollegen nochmal zum Lachen. Der scheidende Redakteur des Sonntagsblattes las aus den vielen empörten Leserzuschriften, die er im Laufe der letzten 17 Jahre erhalten hatte. Foto: Ekkehard Roepert


Der Unterton der Überraschung zog sich durch die gesamte Abschiedsfeier: Die Weggefährten und Kollegen von Thomas Greif wollten noch immer nicht so recht glauben, dass der 48-Jährige seine Journalisten-Laufbahn beendet. 17 Jahre war er Redakteur für das Sonntagsblatt (evangelische Wochenzeitung für Bayern) - jetzt wechselt er den Berg, wie Roland Gertz, der Direktor des Evangelischen Presseverbandes für Bayern, wehmütig anmerkte: Thomas Greif geht von Nürnberg nach Rummelsberg und wird Museumsdirektor und Archivar.

Dem Publikum in der Region ist der promovierte Historiker und Journalist nicht nur bekannt, weil er fünf Jahre als Redakteur für den Fränkischen Tag in Forchheim arbeitete; sondern weil er auch nach dem Wechsel in die Bezirksdirektion Nürnberg des Sonntagsblatts immer wieder in seine Heimat zurückkehrte, um mit den Zuhörern seine zwei großen Leidenschaften zu teilen: Die Liebe zur

Kirchenmusik und zur fränkischen Geschichte.
Sicher werde er auch künftig im Raum Forchheim an der Orgel oder bei Vorträgen zu hören sein, sagt Thomas Greif; aber der Schwerpunkt seines Schaffens liegt ab Morgen, 1. Juli, in Rummelsberg. Bei seinen Kollegen löste diese Entscheidung ziemliches Bedauern aus. Bei der Abschiedsfeier im Landeskirchlichen Archiv in Nürnberg betonte Alexander Jungkunz (NN-Journalist und Mitglied der Landessynode der evangelischen Kirche), dass ihm Greifs "Tauchgänge in die Geschichte", die er stets "mit Genuss und Belehrung" gelesen habe, fehlen würden. Kluge Geschichtsdeutung sei selten - Thomas Greif habe es verstanden, die Stoffe anschaulich vor Augen zu führen. Das "Greifbare" stecke ja auch in seinem Namen, sagte Jungkunz. Und Helmut Frank, der Chefredakteur des Sonntagsblatts, erinnerte an das unglaubliche Arbeitspensum, das Thomas Greif in 17 Jahren geleistet habe: 850 Ausgaben wurden von ihm mitgestaltet, das sind 3400 Heftseiten und einige tausend selbst geschriebene Artikel.

"In mir mäandern drei Persönlichkeiten", sagte der scheidende Sonntagsblatt-Redakteur, als er in seiner Abschiedsrede seine Entscheidung für den Wechsel nach Rummelsberg etwas plausibler machen wollte: Neben dem Journalisten gebe es in ihm den Musiker und den Historiker. Der Musiker habe gesagt: "Setze einen Kontrapunkt." Und der Historiker habe ihm "eine Idee eingeflüstert".

Diese Idee lässt sich in einer einfachen Frage ausdrücken: Welche bessere Gelegenheit soll sich für einen Historiker bieten, als ein Museum aufzubauen und zu leiten? Als Thomas Greif erfuhr, dass die Diakonie Rummelsberg die Geschichte der bayerischen Diakonie in einem Museum verewigen will, suchte er seine Chance.
Beflügelt wurde die Entscheidung des Historikers und Journalisten dadurch, dass er in Rummelsberg im Nebenamt Organist ist und dort seit sechs Jahren eine Konzertreihe organisiert. Auch künftig gehört das Orgelspiel zu seinem Arbeitsauftrag. "Aber meine Hauptaufgabe ist es, aus der provisorischen Ausstellung ein Museum zu machen. Rummelsberg ist ein Soziotop, in dem ich mich unwahrscheinlich wohl fühle", schwärmt Greif.
Morgen ist sein erster Arbeitstag. Der werde mit einer Führungskräfte-Konferenz beginnen - vielmehr wisse er bislang nicht, sagte der 48-jährige Forchheimer am Dienstag. Der Reiz seines künftigen Jobs liege auch darin, dass er nach über 20 Jahren Journalismus jetzt "Terra incognita" betrete.