Druckartikel: Jede einzelne Sinterstufe verdient Schutz

Jede einzelne Sinterstufe verdient Schutz


Autor: Petra Malbrich

Weißenohe, Mittwoch, 18. Mai 2016

Um die Natur vor einem zu großen Besucherandrang zu bewahren, haben vor 19 Jahren Arbeiter die Sinterstufen schon einmal zu schützen versucht.
Die Sinterstufen bei Weißenohe führen derzeit leider nur wenig Wasser. Schuld an diesem Zustand ist der geringe Niederschlag.  Fotos: Petra Malbrich


Wie Schwebebalken ragen die dicken Balken aus der feuchten Erde. Zu matschig und zu gefährlich ist das Laufen auf dem Boden, vor allem wenn die Wurzeln, die aus der Erde wachsen, nass und glatt sind.

Manfred Späthling ist mit seinen Werkzeugen bewaffnet, schneidet die Balken in die richtige Länge, während Weißenohes Bürgermeister Rudolf Braun (FW) auf den bereits angebrachten Längsbalken des künftigen Wanderstegs zu dem Arbeitstrupp des Naturparks Fränkische Schweiz balanciert.


Immer was zu besprechen

Eine von drei Hangbrücken wird das werden. Diese werden in den Längen von vier Metern, 20 Metern und 26 Metern aufgebaut. Noch zehn Wochen werden die drei Männer im Lillachtal beschäftigt sein.

Gut, dass der Bürgermeister vorbeikommt, denn zu besprechen gibt es immer etwas während der Generalinstandsetzung der Besucherlenkungsmaßnahmen an den Sinterstufen im Lillachtal. 80 000 Euro hat Weißenohe dafür in den Haushalt gepackt, inklusive der neuen Schilder, die gerade bestellt worden sind und die Besucher künftig in neuem Design über Wasseramseln, Lurchi und dessen an den Kalktuffbildungen lebenden Freunden informiert. "Unglaublich viele Feuersalamander sind unterwegs", sagt Späthling.

Er und seine Kollegen Werner Linke und Adrian Nowotny heben deshalb jeden Ast ganz vorsichtig an. Weiter unten im Tal sind die Bauhofmitarbeiter mit Unterstützung einiger Flüchtlinge am Werkeln. Sie sägen totes Baumholz ab.


"Unglaublicher Andrang"

Das alte Gehölz wird die Böschung hinuntergeworfen, das tote Holz so dem Naturkreislauf wieder zugeführt. Der Hauptgrund der Arbeiten ist aber eine die sogenannte Besucherlenkung, denn das Totholz soll die Trampelpfade der Besucher verdecken und diese somit hindern, direkt an die Kalktuffstufen zu gelangen.

"Es herrscht ein unglaublicher Besucherandrang", bekräftigt Späthling, der immer wieder seine Arbeit unterbricht und zur Seite geht, um die vielen Wanderer vorbeizulassen. Doch nicht alle sind vernünftig. Sie treten stattdessen auf die empfindlichen Stufen, um seltene Tiere zu suchen oder um sich mit den Sinterstufen im Hintergrund fotografieren zu lassen. "70 Prozent der Maßnahmen dienen der Besucherlenkung, 30 Prozent dem
Schutzgeländer", sagt Späthling.

Schon 1997 hatte die Gemeinde Weißenohe Maßnahmen getroffen, um die empfindliche Fauna und Flora der Kalktuffe zu schützen. Damals wurden die Wanderwege ausgebaut, in ihrem Verlauf vom Bach getrennt und mit Geländern und Holzstegen gesichert. 19 Jahre später werden neue Treppen gesetzt, richtige Stufen aus Holz. Insgesamt sind es 90 Stufen mit Vollholzschwellen. Vorher lagen dort dünne Balken auf dem Boden. "Sämtliche Geländer werden erneuert", sagt Bürgermeister Braun.


30 Liter pro Sekunde

Auch vom Wasserfall konnte man nichts mehr sehen. "Der Weg und die Aussicht wurden deshalb frei geschnitten", erklärt Braun und bleibt bei einer der insgesamt fünf Sitzgruppen aus Eichenkernholz stehen.
Von hier aus hat man den schönsten Blick auf die Sinterstufen. Das in Kaskaden fließende Wasser rauscht beruhigend, irgendwo aus dem Baumdickicht pfeift ein Vogel. Braun zeigt auf die Informationstafeln, die am Rande des Wanderwegs angebracht sind. Auch an ihnen ging die Zeit nicht spurlos vorüber. Die neue Beschilderung wird gefördert. 1100 Euro zahlt allein Gemeinde dafür.

Plötzlich kommen dem Bürgermeister einige Wanderer entgegen. "Wo ist das Wasser?", fragen sie. Es ist einfach zu trocken. Ohne ausreichenden Regen kann das Wasser nicht fließen. 30 Liter pro Sekunde wären optimal, um alle Kalktuffbecken zu füllen und die berühmten Wasserstufen zu sehen. Das fehlende Wasser gibt dem Arbeitstrupp Anlass zu leichten Sorgenfalten: "Die Besucher könnten ausbleiben", fürchten sie.