Jahrmarkt und verkaufsoffener Sonntag locken nach Forchheim
Autor: Nikolas Pelke
Forchheim, Sonntag, 03. November 2013
Doppelt hält besser: Pünktlich zum Jahrmarkt haben am Sonntag auch die Läden in Forchheim geöffnet. Nicht nur bei den Buden auf dem Paradeplatz, auch in der Fußgängerzone herrscht Hochbetrieb.
Sonntag um drei: In der Innenstadt ist der Teufel los. "Lang halt hin. Probiert amol. Superschöne Weintrauben", ruft Gerald Edelmann den Passanten auf dem Jahrmarkt entgegen. "Kernlose Trauben ohne Knochen. Langt halt hin. Das wird doch auch weniger das Zeug", schreit der lustige Obsthändler aus Muggendorf den Besuchern entgegen, die sich nach dem Regen am Mittag nun doch immer zahlreicher auf die Straßen trauen. Die Familie Hubert aus Bamberg greift sich schließlich ein Herz und kostet die lautstark angepriesenen Trauben. "Drei Pfund für fünf Euro", sagt Natalie während ihr Gerald nebenbei noch einen schönen Blumenkohl aber keine Ananas an die Frau bringt.
Genießer kommen aus Bamberg
"Wir genießen einfach den Sonntag und die Stadt. Meine Frau möchte auch noch ein bisschen shoppen", erzählt Reinhold Huber, während Selina, Fabi und seine Eleonore sich die Trauben schmecken lassen. Pünktlich zum Jahrmarkt haben auch die Läden an diesem Sonntag geöffnet. Beate Bierfelder aus Eggolsheim gefällt nicht nur der Stand von Gerald Edelmann ("Zu dem Obst-Stand hier komme ich immer."). Auch der Krims-Krams, vom Kochlöffel bis zur Schürze, gefällt. Die Atmosphäre sei einfach anders als im Supermarkt.
Auf ein bisschen Theater und Show setzt auch Horst Schiele. Die "Verstopfungs-Vorführung" beginnt gleich. Die ersten Zuschauer verrenken sich schon die Hälse. Wird das Wundermittel den fürchterlich verstopften Abfluss wirklich reinigen können? Eine Frau ist überzeugt. Auch ohne die Show. Aber warten muss sie trotzdem. Ehrensache für Horst Schiele. Erst die Überzeugungsarbeit, dann das Geschäft.
Melissa und Jochen sind mit ihrem kleinen Max an diesem Sonntag aus Erlangen nach Forchheim gefahren. "Wir machen hier unseren Sonntagsbummel und gehen ein bisschen shoppen", erzählt Melissa, während im Hintergrund erfolgreich "Verstopfungen" beseitigt, geschundene Füße gesalbt und stumpfe Messer geschärft werden. Dazwischen sitzt Beatrix und strikt. "Bei dem Wetter muss man die Nerven behalten", sagt die Schmuck-Verkäuferin aus Erlangen. Der Regen verhagelt den Umsatz.
Bei allen sechs Jahrmärkten will Beatrix Latzel-Schaffer heuer dabei sein. Die Standgebühr ist relativ niedrig. Rund 150 Euro muss sie im Jahr für ihren kleinen Stand berappen. "Die Städte wollen mit diesen Märkten die Leute in ihre Innenstädte locken", erklärt Beatrix und präsentiert einer Interessentin stolz ihre selbstgestrickten Wollmützen. Vom Paradeplatz mit seinen Marktständen schlendern die Menschen in die Fußgängerzone. Ein Metzger grillt Würste am Fließband. Die Parfümerie macht Duft-Träume wahr. Es wird flaniert und bestimmt auch geflirtet. Sehen und gesehen werden ist schließlich das Motto. Henry Wölker und Werner Baier von der Sicherheitswacht geben auf "ihre" Forchheimer acht. "Wir haben erst gedacht, bei dem schlechten Wetter ist nichts los. Aber jetzt ist doch aweng die Sonne rausgekommen und die Stadt ist total voll", erzählt Henry, der Hilfssheriff mit Herz.
"Für uns läuft der verkaufsoffene Sonntag sehr gut. Es ist einfach viel los. Viel mehr als an einem Samstag. Die Fußgängerzone ist richtig voll. Das ist schön", erzählt Heike Ammon in ihrem Benetton-Laden am Rathaus, während Lynn an der Kasse vergessen hat, die zehn Prozent Sonderrabatt von der Rechnung abzuziehen. Macht nichts, alles halb so schlimm. Lynn lächelt, die Dame freut sich über den kleinen Extra-Nachlass.
Für mehr Leben an Samstagen
Den Verkäufern macht es Spaß, wenn das Geschäft brummt. Den Kunden scheint es auch zu gefallen, nicht mutterseelenallein durch die Fußgängerzone schlendern zu müssen. "Forchheim leidet am schwachen Samstag. In der Innenstadt machen die Geschäfte am Samstag zu früh zu", findet die Geschäftsfrau. Außerdem werde vor den Toren der Stadt nicht für das besondere Flair in der Innenstadt geworben. "Beim Globus fehlt zum Beispiel eine Reklame für die schöne Fußgängerzone", sagt Ammon und zeigt auf den leeren Rathaus-Platz. Sie träume von ein bisschen mehr Leben in Forchheim.
Mit den Großstädten könne Forchheim nicht konkurrieren. Aber auf die Stärken der Innenstadt, das zeigt der Jahrmarkt im trüben November, könne die City noch mehr setzen.