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Jahnhalle als Krankenhaus?


Autor: Ekkehard Roepert

Forchheim, Montag, 23. März 2020

Was tun, wenn wegen der Corona-Pandemie die Klinikbetten in Forchheim und Ebermannstadt nicht ausreichen? CSU-Stadträte machen Lösungsvorschläge. OB Uwe Kirschstein (SPD) findet sie gut, aber ihm seien die Hände gebunden.
Noch in diesem soll die Jahnhalle einer Wohnbebauung weichen. Foto: Ekkehard Roepert


Die Coronakrise könne das Land noch zwei Jahre lang beschäftigen. Auf diese Einschätzung des Robert-Koch-Instituts stützen sich Udo Schönfelder (OB-Kandidat und

Fraktionsvorsitzender der CSU) und sein Stadtratskollege Karl-Heinz Fleckenstein (CSU) in ihrem Schreiben an Oberbürgermeister Uwe Kirschstein (SPD). Darin vertreten die beiden CSU-Lokalpolitiker die Meinung, dass Forchheim auf ein Szenario vorbereitet sein müsse, wie es sich in vielen Städten Italiens abspielt.

Um für den Notfall ausreichend Krankenbetten zu haben, schlagen Schönfelder und Fleckenstein vor, sich nicht nur auf die Kapazitäten der Krankenhäuser in Forchheim und Ebermannstadt zu verlassen. "Will man nicht Zustände wie in Italien haben, wo Zelte aufgebaut werden müssen, braucht man Gebäude, innerhalb welcher die Menschen behandelt werden können", sagt Schönfelder. Und weist auf die alte Jahnhalle hin, die beheizbar sei und über Sanitäreinrichtungen, und kleinere Räume für Personal verfüge.

Daher stellten Schönfelder/Fleckenstein den Antrag, mit dem Eigentümer der Jahnhalle "zu verhandeln", damit der für heuer geplante Abriss der Halle ausgesetzt werde. Dann würde "für den äußersten Notfall ein Behelfskrankenhaus zur Verfügung stehen".

Der Investor, der auf dem alten Jahn-Gelände Wohnhäuser bauen wird, könne "an anderer Stelle des großen Geländes" mit dem Bau beginnen. Wie Fleckenstein betont, "geht es hier um eine reine Vorsichtsmaßnahme", denn laut offiziellen Zahlen müsse man für ein "mögliches Szenario gerüstet sein". Die Vorsorge für die Mitbürgerinnen und Mitbürger in der Corona-Krise müsse höchste Priorität haben, betonen die beiden CSU-Räte.

In seinem Antwortschreiben an die "sehr geehrten Kollegen Schönfelder und Fleckenstein" bedankt sich OB Uwe Kirschstein (SPD) für die "sehr guten Vorschläge". Die "Umwandlung der Jahnhalle in ein Interimskrankenhaus" sei "ein lohnenswerter Ansatz", meint auch Kirschstein. Erinnert aber daran: Da der bayerische Ministerpräsident bekanntlich den landesweiten Katastrophenfall ausgerufen habe, liege die "Handlungsführung" bei den Katastrophenschutz-Behörde. Die Große Kreisstadt sei aber als kreisangehörige Kommune keine Katastrophenschutz-Behörde. Die Zuständigkeiten seien eindeutig geklärt.

OB darf nicht entscheiden

Bei den Themen "Allgemeine Krisenlage", "Medizinische Fragen" und "Wirtschaftliche Unterstützungen" habe er als Oberbürgermeister nichts zu entscheiden, betont Uwe Kirschstein: "Das heißt konkret, und das macht Landrat Ulm explizit deutlich, über diese Themen darf ich, dürfen wir nicht sprechen und auch keine öffentlichen Erklärungen abgeben. Wir entnehmen die Beschreibung der aktuellen Lage aus der Tagespresse und den Online-Medien."

Dennoch, so Kirschstein, häuften sich bei ihm "die Fragen zur wirtschaftlichen Unterstützungsleistungen für unsere Unternehmer". Er habe sich bereits mit Unternehmerinnen und Unternehmern getroffen.

Von Unternehmerseite war OB Kirschstein gebeten worden, die Gewerbesteuer-Vorauszahlungen auszusetzen, damit die Liquidität in den Unternehmen gehalten werden könne; ein Vorschlagt, den auch Schönfelder und Fleckenstein an Kirschstein herangetragen hatten.

Haushaltsplanung geändert

Dieser Vorschlag, betont OB Kirschstein, sei bereits in die Haushaltsplanung aufgenommen: "Am Donnerstag, 19. März, saß ich deshalb mit Kämmerer Detlef Winkler zusammen", sagt Kirschstein in einer Pressemitteilung. Wie darüber hinaus die Unternehmer der Stadt unterstützt werden könnten, darüber "laufen derzeit noch die verwaltungsinternen Gespräche".