Ja zu Einzelhandel am Oberen Tor
Autor: Josef Hofbauer
Ebermannstadt, Dienstag, 28. März 2017
Die Projektplaner Sontowski und Partner forcieren die Umsiedlung des Discounters Aldi und die Neuansiedlung des Vollsortimenters Rewe. Die CSU ist dagegen.
Der Teufel steckt im Detail. Die CSU/JB-Stadtratsfraktion stehe einer Anbindung des Bereiches "Oberes Tor" an das Stadtzentrum grundsätzlich positiv gegenüber, versicherte Dritter Bürgermeister Rainer Schmeußer bei der jüngsten Stadtratssitzung. Die CSU stelle sich weder gegen eine Erweiterung noch gegen eine Neuansiedlung eines Unternehmens. Andererseits stellte Schmeußer die Notwendigkeit eines zusätzlichen Vollsortimenters infrage. Er begründete dies mit "Widersprüchen in den Gutachten" und bat um eine Vertagung.
Da platzte Bürgermeisterin Christiane Meyer (NLE) der Kragen. Sie nannte den Wunsch der CSU, die Entscheidung über die Ansiedlung eines Rewe-Marktes und den Neubau des Discounters Aldi hinauszuschieben, "abstrus". Die Räte hätten sich zwei Jahre lang mit den Flächen beschäftigt und seien zu dem Ergebnis gekommen, dass es keine bessere Möglichkeit gebe, die Innenstadt zu stärken, als das vorliegende Konzept der Projektentwickler "Sontowski und Partner". Alles andere sei Verzögerungstaktik. "Das hält nur auf", kritisierte Meyer.
Wie ein Bittsteller
Ebenso emotional zeigte sich der Geschäftsführer des Investors, Matthias Hubert. "Ich komme mir vor wie ein Bittsteller", klagte er und verwies darauf, dass so ein Aufwand wie in Ebermannstadt selten betrieben werde. Sämtliche Auflagen der Verwaltung seien erfüllt. Das Unternehmen positioniere sich als Partner. "Was wollen Sie mehr?", fragte Hubert, der betonte, dass ihm Ebermannstadt am Herzen liege. Mit dem Kauf der Grundstücke seien bereits Fakten geschaffen. Deshalb appelliere der Investor an die "Verantwortung der Mandatsträger". Ludwig Brütting (FW/BB) zeigte sich verwundert über den Sinneswandel der CSU.
"Wir haben im Dezember über einen detaillierten Vorschlag abgestimmt. Wir haben ein Projekt vorgestellt bekommen, für das es quantitative und qualitative Einschätzungen gab." Verbunden damit sei ein attraktives zukunftsträchtiges Konzept. "Wir bekommen zwei Leuchttürme", schwärmte Brütting, der daran erinnerte, dass es auf dem Gebiet bereits ein Baurecht gebe. Theoretisch könne der Investor auch Wellblechhütten errichten. "Wollen Sie das?", fragte Brütting.
Hochwertige Planung
Michael Seidel von der Firma Cima, der das Verträglichkeitsgutachten erstellt hatte, sprach von einer hochwertigen Planung in einer städtebaulich integrierten Lage. Anhand von Grafiken versuchte er zu erläutern, dass die Kaufkraft nicht zulasten der bestehenden Geschäfte, sondern aus dem Umland komme. "Natürlich ist bislang keiner verhungert, aber darum gehe es auch gar nicht." Im Mittelpunkt stehe vielmehr eine Attraktivitätssteigerung, von der die Stadt profitieren könne. Die neuen Geschäfte seien als Frequenzbringer zu betrachten. Zudem gebe es eine Bestandsgarantie für den jetzigen Rewe-Markt, der umgebaut und attraktiver gestaltet werde.
Nicht aufgeklärt
Obwohl Bürgermeisterin Christiane Meyer darauf verweis, dass es von allen Seiten grünes Licht gebe und selbst der Einzelhandelsverband den Plänen zugestimmt habe, fühlte sich Rainer Schmeußer nicht richtig aufgeklärt. "Ich komme mir vor wie ein Patient, zu dem ein Arzt sagt ,operieren', der andere behauptet: ,Das wird so wieder.'" Martin Vierling (JB) sah einen Widerspruch zwischen dem Bevölkerungsschwund und einer gleichzeitig vorausgesagten Kaufkraftsteigerung. 2013, so ergänzte Sebastian Götz, habe ein Cima-Gutachten keinen Bedarf für einen weiteren Vollsortimenter gesehen, jetzt aber schon. Der Vizebürgermeister zeigte sich verwundert, zumal auch der Edeka-Supermarkt in Weilersbach realisiert werde.
Nur eine Fliesen-Größe
Und Rainer Schmeußer konnte sich nicht vorstellen, dass 0,3 Quadratmeter - die Größe einer handelsüblichen Fliese - Verkaufsfläche, die Ebermannstadt pro Kopf weniger habe als andere Mittelzentren, überhaupt ins Gewicht fallen könnten. "Warum sollen die Ebermannstadter weniger Auswahl haben als andere", fragte Cima-Chef Roland Wölfel. Er sprach sich dagegen aus, zu lange zuzuwarten. "Macht voran!", mahnte Wölfel. "Wo viel' Leut' sin', gehn viel Leut' hin'", zitierte Matthias Hubert seine Oma. Er betonte, dass Sontowski alle Hausaufgaben gemacht habe. Projektleiter Johannes Pohl zeigte sich irritiert, dass die Bedenken so spät vorgetragen wurden. "Wir haben alle Grundstücke, wir haben ein nachhaltiges Konzept zur Innenstadtsicherung und wir haben immer mit offenen Karten gespielt", betonte Pohl. Er hielt den Kritikern entgegen: "Bei Ihren Bedenken hätten Sie uns schon am 12. Dezember, als wir das Projekt vorgestellt haben, die Tür weisen müssen."