Druckartikel: Ist Forchheim der falsche Partner für Ebermannstadt?

Ist Forchheim der falsche Partner für Ebermannstadt?


Autor: Josef Hofbauer

Forchheim, Donnerstag, 10. November 2016

Für den Freien Bürgerblock Forchheim wäre es kein Beinbruch, wenn die Fusionsgespräche der Kliniken Forchheim und Ebermannstadt scheitern würden.
Kommt die Fusion zustande oder sind beide Partner zu unterschiedlich? Grafik: Dagmar Klumb


Seit zwei Jahren wird über eine Fusion des Forchheimer Klinikums und des Ebermannstadter Krankenhauses diskutiert. Weil dabei Sachargumente zunehmend ausgeblendet würden, sei es an der Zeit für eine grundsätzliche Richtungsbestimmung, findet der Vorsitzende des Freien Bürgerblocks Forchheim (FBF), Stadtrat Heinz Endres.

Die Verhandlungspartner müssten überdenken, ob sie noch auf dem richtigen Weg sind, formulierte Vorstandsmitglied Werner Grau. Bei einer Bewertung der Fusion aus medizinischer und wirtschaftlicher Sicht kommen die FBFler zu dem Ergebnis, dass es höchste Zeit sei für eine Richtungsbestimmung.

Durch die völlig unterschiedliche Ausrichtung der beiden Kliniken kann sich Mediziner Paul Nerb positive Synergieeffekte durch eine Fusionierung schwer vorstellen. Er kritisiert: "Die künftigen Aufgabengebiete sind unscharf definiert. Sie gleichen eher Absichtserklärungen und sind fachlich nicht fundiert."


Akutversorgung nur in Forchheim

Ein Beispiel: Wird die Kardiologie von Ebermannstadt nach Forchheim verlagert, wäre das Klinikum noch mehr als jetzt eine Klinik für die Akutversorgung. In Ebermannstadt stünde das Wort Akutversorgung nur noch auf dem Papier.

"Was soll an einer geriatrischen Versorgung akut sein?", fragt Nerb. Er unterstreicht: "Eine akute Psychosomatik, die nach Ebermannstadt kommen soll, gibt es nicht." Und für eine funktionierende geriatrische Früh-Reha müsste sie eine neurologische Reha-Abteilung beinhalten mit Beatmungsgeräten und intensiver Überwachung. Das sei nach seinen Informationen aber für den Standort Ebermannstadt nicht geplant.

"Ungeklärte Fragen", unterstreicht Heinz Endres. Er findet, es sei nicht zwingend notwendig, dass sich eine gesunde Klinik (Forchheim) an ein überschuldetes Haus kettet. "Wir sind nicht grundsätzlich gegen eine Fusion", beteuert Endres, aber die Zielvorgabe muss stimmen.

"Beim Zusammenschluss von zwei Kliniken müssten die gleichen Bedingungen gelten wie bei der Fusion von zwei Unternehmen", ergänzt FBF-Vorstandsmitglied Werner Grau. Seine Forderung: Bei einer "Ehe" müsse für beide Partner ein deutlicher Vorteil erkennbar sein. Die Fusion müsse strategisch und wirtschaftlich Sinn ergeben. "Solche Vorteile vermögen wir derzeit nicht zu erkennen", bedauert Grau.


Zu unterschiedlich

Nach aktuellem Stand solle eine Fusion von zwei Krankenhäusern zusammengeschmiedet werden, die medizinisch, wirtschaftlich und rechtlich unterschiedlicher kaum sein könnten, finden der FBF.

Aus der Warte des Klinikums Forchheim habe allein die Verlagerung der Kardiologie von Ebermannstadt nach Forchheim Sinn, findet Paul Nerb. Das hieße aber, dass Ebermannstadt kein Akut-Krankenhaus mehr wäre. "Eine denkbare Lösung", meint Nerb, der aber daran erinnert, dass die Politiker sich in diesem Fall auch dazu bekennen müssten.

Grundsätzlich sind sich die Freien Bürger einig, dass die Ziele einer Fusion ergebnisoffen diskutiert werden müsse. "Die Frage muss erlaubt sein, ob bei der Suche nach einem Partner das Klinikum Forchheim die richtige Wahl ist", sagt Werner Grau. Er erinnert daran, dass diese Frage niemals ernsthaft diskutiert worden sei.

Bereits in dem Gutachten des mittlerweile verstorbenen Bayreuther Professors Peter Oberender sei nicht die Frage untersucht worden, ob eine Fusion sinnvoll sei. Die Expertise sollte lediglich Wege aufzeigen, wie so eine Fusion funktionieren könne, erklärt Werner Grau.

Die Möglichkeit des Scheiterns der schier unendlichen Fusionsverhandlungen dürfe deshalb nicht länger ausgeklammert werden, fordert Heinz Endres. Er will die Bedenken der FBF gegen eine Fusion demnächst auch im Forchheimer Stadtrat vortragen.


Landratsamt irritiert

Am Landratsamt Forchheim zeigt sich die Pressesprecherin Kathrin Schürr irritiert über das "Vorgehen" der Wählergruppe. Die Verhandlungsgruppe zum Thema Klinik-Fusion habe ein Thesenpapier ausgearbeitet, in dem mehr als ein Dutzend Punkte festgehalten seien, auf die sich beide Seiten geeinigt hätten. Dieses Papier werde am Dienstag, 22. November, in einer gemeinsamen öffentlichen Sitzung des Kreisausschusses und des Forchheimer Stiftungsausschusses diskutiert. An diesem Treffen können alle interessierten Bürger teilnehmen. Experten seien geladen worden, um die offenen Fragen zu beantworten.

Das Vorpreschen des FBF sei für das weitere Vorgehen bei der Fusion nicht förderlich, erklärt Pressesprecherin Schürr.