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Indianer und die fränkische Kultur


Autor: Petra Malbrich

Gräfenberg, Mittwoch, 11. Mai 2016

Im Indianerlager Stone Hill stehen an diesem Wochenende die Gemeinsamkeiten zwischen beiden Kulturen im Mittelpunkt.
Foto: privat


"Indianisch meets Fränkisch" klingt nach Wörterbuch. Ist es aber nicht und wird auch nicht benötigt, da Indianisch und Fränkisch gar nicht so unterschiedlich sind. "Beide Kulturen sind sehr vielschichtig", meint Walter Meyer, der Initiator und Organisator des Indianerzeltlagers Stone Hill, das an den Tagen der offenen Tür wieder besichtigt werden darf. Die vielen Gemeinsamkeiten werden dann so richtig deutlich. Denn bislang, ab 2010 als das zehnte Jubiläum gefeiert wurde, bot man mit den echten Indianern am Gewerbepark in Gräfenberg etwas Besonderes für die Gäste. Informationen über das Leben und der Kultur der Indianer aus erster Hand.


Speisen

Das Indianische stand im Vordergrund. "Wir überlassen die Bühne vielen anderen. Die eigene Identität ist wichtig. Die eigenen Wurzeln gehen weit zurück und zeigen viele Parallelen auf", weiß Meyer.
Beim Essen beispielsweise. "Die Indianer essen gerne Fleisch. Wir auch", meint Meyer. Und viele unserer Speisen wurden von Kolumbus mitgebracht. Nicht nur die Kartoffeln, auch Zucchini, Karotten oder die Beerensorten. Auch das Chili ist nicht aus Mexiko, sondern von den Sioux, den Nomadenstämmen.

Wenn die vielen Parallelen bei den Tagen der offenen Tür aufgezeigt werden, treffen durchaus das fränkische Schäufele auf das indianische Friedbread oder das Chili auf Klöße. Diese Essenskombination hat Walter Meyer natürlich längst selbst ausprobiert. "Es passt farblich zueinander und schmeckt, ist aber trotzdem gewöhnungsbedürftig", erklärt Meyer, der den Grund in der gewohnten Essenskultur sieht. Weitere gemeinsame Wurzeln, weitere Parallelen? Bei den Tänzen, findet Meyer. So wird die Igensdorfer Musikkapelle eine Stunde Volksmusik spielen und die Kindertrachtentanzgruppe ihre Tänze vorführen. Volkstänze, traditionelle Tänze haben auch die Indianer und auch sie tanzen, in der Tanztracht gekleidet, ihre Tänze. Dann bleiben noch die vielen alten Geschichten, die von einer fränkischen Geschichtenerzählerin aus dem Geschichtenschatz ausgegraben werden.


Naturverbunden

Auch hier findet man Parallelen bei den alten indianischen Geschichten und den ganz alten fränkischen. Das Tier steht im Mittelpunkt. Die Indianergeschichten sind naturverbunden. "Sie sehen nicht sich im Mittelpunkt, sondern das Tier", erklärt Meyer. Das Tier im Mittelpunkt, wenn die Indianer gerne Fleisch essen? Ein Widerspruch? Nein, findet Meyer. Die Indianer töten nur, wenn es wirklich sein muss. Und vom Tier wird alles verwertet.
Der Nichtindianer, der "moderne" Mensch werfe weg, was er nicht braucht. Aber in den alten Geschichten unserer Heimat haben die Tiere auch noch ihre Bedeutung. Abgesehen vom Umgang mit den Tieren, lassen sich noch heute Eigenschaften mit den Tieren verbinden. Der listige Fuchs, der räuberische Wolf, nennt Meyer Beispiele. Vor allem aber werden auch auf der Indianerseite nicht nur alte Tänze und Geschichten präsentiert, der Besucher kann von den Indianern selbst erfahren, welche Problematik es in ihrem Zuhause gibt.
Denn dort sind sie noch immer Menschen zweiter Klasse, erhalten Essensrationen und es gibt noch immer keinen Friedensvertrag. Genug Gemeinsamkeiten und genug eigene Identität werden bei Indianisch meets Fränkisch im Vordergrund stehen.