In Stöckach wird ganz bewusst gelacht
Autor: Petra Malbrich
Stöckach, Donnerstag, 09. März 2017
Lachen ist nicht nur gesund, sondern macht auch süchtig. Davon ist Gabriele Malcher überzeugt. Für den katholischen Frauenbund bietet sie einen Kurs an.
Jeder kennt die Situation, wo man den anderen nur anschauen muss, um schon wieder in Lachsalven auszubrechen. So ging es Gabriele Malcher und nun auch deren Schülerinnen am Ende der ersten Lachyoga-Stunde. Lachen und entspannen? Das ist kein Widerspruch.
Die für Yoga üblichen Atemtechniken finden auch beim Lachyoga ihren Einsatz. "Nach 45 Minuten ist man süchtig", sagt Malcher und rückt ihre Clown Nase zurecht. Dabei ist es gerade das Utensil, das man fürs Lachyoga nicht braucht. "Lachyoga ist Lachen ohne Grund", erklärt sie. Man fängt einfach zu Lachen an, zunächst gekünstelt.
Den Frauen im Stuhlkreis zeigt Malcher eine erste Übung. Die Hände werden aufeinander gelegt. Wie bei einer japanischen Begrüßung neigen sie den Kopf zu ihrem Gegenüber, begrüßen sich mit einem indischen Wort und lachen dabei laut auf: "Hahaha." Das klingt richtig aufgesetzt - und soll es auch.
Aber schon bald setzt darauf ein herzliches, von innen kommendes Lachen ein. Herzhaft gelacht hatten auch die Patienten des indischen Arztes Madan Kataria. Als Arzt in Mumbai war er mit Behandlungsergebnissen von manchen Patienten unzufrieden. Mit fünf dieser Patienten traf er sich im Park, wo sie sich zunächst Witze erzählten.
Es geht auch ohne Witze
Irgendwann sind ihm die Witze ausgegangen, weshalb er mit seiner Frau, einer Yogalehrerin, das Lachyoga entwickelte. "Lachen darf fast jeder ganz ungeniert. Bei jedem Lachen ändern sich durch die Bewegungen des Zwerchfells und die vertiefte Atmung die Druckverhältnisse im Bauch, der Lunge, im Kopf und phasenweise steigt der Blutdruck wie bei leicht-sportlicher Betätigung", erklärt Elke Friedrich, Medizinaloberrätin am Gesundheitsamt in Forchheim. Liegt eine Erkrankung vor, sollte wie auch bei anderen Sportarten mit dem Arzt vorab geklärt werden, ob Lachyoga praktiziert werden darf.Auch Gabi Malcher weiß: "Lachen ist gesund. Es stärkt das Immunsystem, verbessert die Sauerstoffversorgung im ganzen Körper, fördert die Durchblutung, vor allem der Lunge. Lachen setzt Glückshormone wie Serotonin oder Dopamin oder Endorphine frei." Gerade an Parkinson Erkrankte hätten mit einem Dopaminmangel zu kämpfen. Endorphine seien das körpereigene "Opium" und würden schmerzstillend wirken. Außerdem reduziere Lachen den Stress.
"Lachen ist Massage von innen und ein Fitnesstraining mit Spaß", erklärt Malcher. Dass sie Lachyogatrainerin werden möchte, wusste die Heilpraktikerin bereits nach dem ersten Vortrag über Lachyoga, den sie zusammen mit einer Kollegin besucht hatte. "Wir waren buchstäblich high", erinnert sich Malcher.
Die Ausbildung wünschte sie sich zu ihrem 50. Geburtstag. Den feierte sie vor fünf Jahren. Nun bietet sie über den Katholischen Frauenbund Stöckach-Forth Lachyoga an. Schon am Einführungskurs nahmen elf Frauen teil. "Das Gehirn braucht keinen Grund zum Lachen. Auch künstliches Lachen setzt Dopamin und Serotonin frei", erklärt Malcher und fängt mit einem immer lauter werdenden "Hihehahohu" an.
Milchshakelachen nennt sich das Lachen mit diesen verschiedenen Silben. Schon bald setzt daraufhin das "echte" Lachen ein. Die Frauen stehen auf, beugen sich vor, atmen im Hochgehen ein, strecken die Arme und atmen aus.
"Lachyoga kann durch eine Kombination aus Dehn-, Klatsch-, Atem- und Lachübungen verschiedene Organsysteme ansprechen und auch das seelische Befinden verbessern", erklärt Elke Friedrich.
Gabi Malcher gibt unterdessen neue Anweisungen, zeigt typische Yogaübungen. Eine Abwandlung davon lautet, den Atem beim Hochgehen halten und dann laut loslachend ausatmend und sich selbst auf die Schenkel klopfen.
Es funktioniert. Die Frauen lachen, herzlich, offen, frei. Die Scheu ist überwunden. Geradezu weggelacht. "Wir lachen nicht, weil wir glücklich sind. Wir sind glücklich, weil wir lachen", fasst Malcher die Stimmung und das Grundprinzip zusammen. Darin stimmt ihr auch die Medizinerin des Gesundheitsamtes zu: "Lachen ist gesund."