In Obertrubach herrscht große Sehnsucht nach Harmonie
Autor: Franz Galster
Obertrubach, Montag, 25. August 2014
Im neuen Obertrubacher Gemeinderat verläuft eine scharfe Grenze zwischen der CSU und den Oppositionsparteien. Der neue Bürgermeister Markus Grüner ist dennoch zuversichtlich, in Sachfragen einen Konsens zu finden.
Die Hälfte der 14 Obertrubacher Gemeinderäte sind Neulinge. Da liegt es auf der Hand, dass dies einen Umbruch mit der bisherigen Gemeindepolitik bedeutet. Zumal auch Bürgermeister Markus Grüner (CSU) seine erste Legislaturperiode als Gemeindechef antritt.
Grüner selbst gehört allerdings seinerseits bereits seit 24 Jahren dem Gemeinderat an. Er ist damit dessen dienstältestes Mitglied. In den zurückliegenden sechs Jahre war Grüner zudem stellvertretender Bürgermeister. "Eigentlich kann mich nichts mehr überraschen", sagt er deshalb auch.
Holpriger Start
Viele Neulinge dagegen seien wohl überrascht gewesen von dem, was da auf sie zukommt. Diesen Eindruck glaubt Grüner jedenfalls gemacht zu haben.
Und wie ist das bei ihm selbst? "Die größte Herausforderung war es für mich, die Termine in den Griff zu bekommen."
Das Büro des Elektroingenieurs steht in London, sein Büro zu Hause und sein Amtssitz im Obertrubach. Die modernen Kommunikationsmedien erlauben es Grüner aber, alles unter einen Hut zu bekommen und immer erreichbar zu sein. Seinen Stellvertreter hat Grüner bislang nur für einen einzigen Termin in Anspruch nehmen müssen. Trotzdem startete der neue Gemeinderat eher holprig in seine neue Legislaturperiode.
Grüners Vorgänger Willi Müller (CSU) hatte es noch mit der CSU und einer eher zersplitterten Opposition zu tun. Nun dagegen gibt es auch in der Opposition eine Fraktion, in der sich mit BU, BW-GO, UWG, FWG, DGH fünf Wählergruppen zusammengeschlossen haben. Im Wesentlichen artikuliert sich Roland Wölfel (BW-GO) als ihr Sprecher.
Kein Mangel an Aufgaben
"Meine größte Sorge sind nicht so sehr heiße Diskussionen in der Sitzung als vielmehr die Außenwirkung über die Gemeinde hinaus", sagt Grüner. Und diese Außenwirkung sei nicht derzeit nicht immer positiv.
Er selbst hat sich vorgenommen, sachlich zu bleiben. Nicht provozieren und sich nicht provozieren lassen. "Die Sachthemen gingen bislang sauber über die Bühne", freut sich Grüner. An Projekten mangelt es in der Gemeinde dabei gewiss nicht. Angestoßene Aufgaben wie die Breitbandversorgung, die Dorferneuerung in Wolfsberg oder auch die Städtebauförderung müssen erfolgreich zu Ende gebracht werden. In der Zukunft wird vor allem die Frage der Grundversorgung den Gemeinderat intensiv beschäftigen. Die Arztstelle ist dabei gesichert und auch der Laden bleibt bis auf weiteres. Aber Grüner muss wachsam bleiben.
Der Tourismus bleibt ein wichtiges Standbein für Obertrubacher. Das bedeutet zum Beispiel auch, dass die Gemeinde Wanderwege in Schuss halten muss. Was es darüber hinaus unbedingt braucht, sind Arbeitsplätze in Industrie und Handwerk. "Die Leute bleiben nicht nur wegen der schönen Natur hier. Sie brauchen auch Arbeitsplätze", sagt Grüner.
"Er ist ein feiner Kerl"
Nicht wirklich begeistert zeigt sich der langjährige Gemeinderat Bernd Reichel (BU), aus Obertrubach von den im Rat herrschenden Voraussetzungen. "Mir wäre ein fraktionsloser Gemeinderat am liebsten gewesen. Das ist besser für die Gemeinde." Reichel wünscht sich vor allen Dingen Konsens. Für Grüner sieht Reichel jetzt die Zeit gekommen, seine Ideen und Projekte umzusetzen. Auch Neuling Richard Grüner (UWG) will sich noch nicht so recht mit den klaren Fronten im Gemeinderat abfinden: "Ich bin erschrocken, dass sich im Gemeinderat zwei Lager so deutlich herausgebildet haben. Wir brauchen keine Fraktionen", sagt er.
Menschlich kommt Richard Grüner mit dem neuen Bürgermeister bestens zurecht: "Er ist ein feiner Kerl." Offensichtlich beeindruckt ist Heike Habermann (BW-GO) aus Bärnfels von der Komplexität im Rat. Sie zog dort als erste Frau ein und war zu keiner Stellungnahme zu bewegen. "Erst möchte ich mir als Neuling im Gemeinderat meine eigenen Ziele erarbeiten", sagte sie.
Maria Schmitt kennt Markus Grüner seit frühester Kindheit. "Er ist ein sehr freundlicher und bescheidener Mensch, der sich einen ganz anderen Lebensstil leisten könnte", sagt die 76-jährige Trubacherin. Grüner könne auf die Menschen zugehen. Maria Schmitt hofft deshalb, dass sich Grüner "von der Politik nicht verbiegen lässt und standhaft bleibt".
Privat bleibt für den neuen Bürgermeister und seine Familie noch weniger Zeit als bisher. Das bestätigen der Gemeindechef und seine Frau Elisabeth übereinstimmend.Ein größerer Urlaub ist vorläufig gestrichen. Viel Zeit verbringt Markus Grüner derzeit auch in Nachbargemeinden. Das sind Termine, die vielleicht gar nicht so wahrgenommen werden. Die vielen, über das Jahr verstreuten Vereinsfeste sind nicht immer nur ein reines Vergnügen. "Da muss man eben als Repräsentant der Kommune da sein", nimmt es Grüner aber nüchtern.