In Lilling steht ein mehrfach ausgezeichnetes Haus
Autor: Petra Malbrich
Lilling, Montag, 09. Juni 2014
Das Haus Nummer 60 hat neben dem Architekturpreis sogar den kleinen Schmuckziegel, einen Preis des Fränkische-Schweiz-Vereins, erhalten. Dieser wird fast ausschließlich an alte Bauten vergeben. Der Hausbesuch, eine Reihe des Kultur- und Heimatpflegevereins, ermöglicht einen Blick hinter die Kulissen.
Was mit Preisen ausgezeichnet wurde, muss ins Auge stechen, so die gängige Meinung. Doch wer die Straße nach Lilling (Stadt Gräfenberg) entlang fährt, ist eher von der idyllischen Landschaft beeindruckt. Ein Fachwerk oder ähnlich Auffallendes findet sich nicht.
Fast unauffällig steht dort seit 2006 der große Neubau und lockte doch schon zahlreiche Besucher, vor allem Architekten an, die sogar mit einem Bus angereist kamen. "Dass das Haus nicht auffällt, war, was wir uns gewünscht haben. Viele dachten, es handelt sich um einen Umbau oder eine Renovierung", erklärt der Architekt Markus Gentner den Besuchern beim "Hausbesuch" bei den Hausherren, dem Ehepaar Edda und Thomas Wesolowski.
Der Hausbesuch ist eine vor drei Jahren vom Kultur- und Heimatpflegeverein ins Leben gerufene Reihe, um den Stellenwert der Architektur in der Öffentlichkeit anzustoßen und über gutes Bauen zu informieren, wie Landesvorstand Thomas Lauer erklärt. Die Tradition aufrechterhalten und trotzdem modern bauen, sind die charakteristischen Merkmale, die gerade bei der Hauslandschaft in Lilling gegeben sind.
Das Haus gehört zu den Bauten, die einem Ort gut tun, meint Günter Dippold, der Bezirksheimatpfleger der Kultur- und Heimatpflege. "Die Situation hier ist ein Haus am Rand eines fränkischen Dorfs im Nirgendwo, das sich einordnet, ohne sich unterzuordnen", so Dippold.
Moderne Variante des Dreiseithofs
Dazu hat Architekt Gentner zunächst die Atmosphäre des Ortes auf sich wirken lassen. Das Ergebnis ist, den typischen Dreiseithof des landwirtschaftlich geprägten Dorfes wieder zu entdecken und neu zu gestalten, sodass die gewünschte Hausgröße integriert wird. Umgesetzt wurden die etwa 240 Quadratmeter durch klare, rechteckige Baukörper, die zu einem Hof angeordnet sind. Ein Gelenk verbindet den Wohnbereich mit offener Galerie des einen Baukörpers mit den Schlafräumen im anderen Gebäudetrakt.
Die steile Dachform als typisch fränkisches Bauelement wurde beibehalten. "Kein Dachüberstand gehört zum fränkischen Haus", betont Gentner seine Neuinterpretation des fränkischen Klassikers.
Im Vorübergehen betrachtet, kann der Besucher nicht gleich erkennen, um welche Bauweise es sich handelt. Das komplette Haus ist nicht unterkellert und farblich in einem dunklen Braun gehalten, kein weißglänzender Neubau, der hier eher störend wirken würde. Dennoch: "Es ist massiv gebaut", weiß Hausherrin Edda Wesolowski. Vorgefertigte Teile der fertigen Dachauflage wurde mit dem Kran aufgesetzt. "Wir haben bewusst auf Solar verzichtet, da wir das Dach als fünfte Fassade sehen", erklärt Gentner den interessierten Gästen.