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In Kersbach geht's rund


Autor: Ekkehard Roepert

Forchheim, Freitag, 02. November 2018

Jahrelang hofften die Bürger im südlichen Ortsteil von Forchheim auf ein Einkaufszentrum. Jetzt entstehen gleich zwei Supermärkte. Kersbach bereitet sich auf ein Wachstum vor, das auch warnende Stimmen laut werden lässt.
Foto: Ekkehard Roepert


Zum Bäcker können die Kersbacher noch gehen. Ansonsten sieht es mit der Nahversorgung erbärmlich aus im südlichen Ortsteil von Forchheim. Die Post-Stelle in der Bäckerei ist täglich eine Stunde besetzt - und einen Metzger gibt es seit Jahren nicht mehr; der musste nach Protesten der Anwohner in der Herrenstraße schließen. Doch Ende nächsten Jahres wird sich die Nahversorgung für die 2300 Einwohner in Kersbach radikal verändert haben. Direkt neben dem Bahnhof läuft aktuell die Erschließung für den Pendlerparkplatz und für zwei Supermärkte.

Ein Vollsortimenter und ein Discounter werden sich ansiedeln. In der Bürgerversammlung gingen einige Kersbacher davon aus, dass sich Rewe und Norma neben dem Pendlerparkplatz niederlassen werden. Ein Bürger zeigte sich besorgt, dass das Konzept in dem neuen Gewerbegebiet nicht funktionieren könnte, weil die Parkfläche nicht gleichzeitig für Supermarkt-Kunden und Pendler ausreiche. Doch Oberbürgermeister Uwe Kirschstein (SPD) verdeutlichte, dass die Supermärkte separate Parkflächen bauen. Für die Pendler werde es die bisherigen 40 und zusätzlich 115 neue Parkplätze geben.

Jahrelanges Ringen

Für Wirtschaftsförderer Viktor Naumann bedeutet das Nahversorgungszentrum neben dem Kersbacher Bahnhof das Ende eines langen Ringens. Die Unterversorgung im Ortsteil sei seit Jahren ein Thema gewesen. Das Einzelhandelskonzept des Jahres 2017 hatte klar festgestellt: Wenn Kersbach wachsen soll, müssten mindestens rund 3000 Quadratmeter für Supermärkte zur Verfügung stehen. Schon vor fünf Jahren habe die Stadt versucht, ein zusammenhängendes Areal in Kersbach zu finden, erinnert Naumann: "Die Versuche, ein kleines Gewerbegebiet im Ortskern zu platzieren, sind aber leider an den Flächen gescheitert." Daher sind auch die FW-Stadträte Manfred Hümmer und Ludwig Preusch (er lebt in Kersbach) erleichtert, dass sich nun ein Discounter und ein Vollsortimenter mit je rund 1200 Quadratmeter Verkaufsfläche niederlassen. "Kersbach wird bald auf über 3000 Einwohner wachsen", sagt Hümmer: "Die Forderung nach einem Einkaufszentrum haben die Freien Wähler schon unter Alt-OB Franz Stumpf gestellt. Nur so kann Kersbach prosperieren, wir haben lange dafür gekämpft."

Der neue Einkaufsstandort entwickelt sich in dem über 5000 Quadratmeter großen Gewerbegebiet in unmittelbarer Nähe zur Firma Hägele. "Gewiss etwas abseits" für die meisten Kersbacher, sagt Ludwig Preusch. "Eine Einkaufsmöglichkeit im Ortszentrum wäre besser gewesen." Aber Kersbach sei eben hoch verdichtet und im Ortskern für die Standortgrößen der Supermärkte nicht geeignet. Er jedenfalls freue sich, spätestens ab 2020 wieder in Kersbach einkaufen zu können. Den Vorteil der Supermärkte am Bahnhof sieht Preusch darin, dass die Bewohner der künftigen Baugebiete Pointäcker-Nord und Stampfäcker kurze Wege zum Einkaufen haben werden. "Die neuen Baugebiete wachsen dorthin."

Manfred Hümmer warnt jedoch vor einer "Überhitzung des Stadtteils". Kersbach müsse organisch wachsen. Die jetzt entstehende "Elementarversorgung" sei ein zwingender Teil davon. Allerdings laufe die Verkehrsinfrastruktur im Süden von Forchheim generell Gefahr, überlastet zu werden, meint Hümmer mit Hinweis auf die Expansion der Firma Siemens.

Wie berichtet, will Siemens An der Lände zusätzliche 40 000 Quadratmeter bebauen. In den nächsten Jahren könnten dann rund 1000 Siemens-Arbeitsplätze von Erlangen nach Forchheimer

verlagert werden. Dann würde die Zahl der Einpendler in Richtung Forchheim spürbar steigen - und damit auch der Verkehr in Richtung Kersbach und Forchheim-Süd.

Wobei Wirtschaftsförderer Naumann und FW-Stadtrat Hümmer davon ausgehen, dass schon die aktuellen Pendler in die Kalkulation der Supermarkt-Anbieter einbezogen wurden. "Nicht nur Kersbacher werden hier einkaufen, es wird auch sogenannte Beikäufe geben", meint Manfred Hümmer. Und auch Viktor Naumann rechnet mit den Pendlern als Kunden in Kersbach: "Jedes Angebot schafft sich seine Nachfrage selbst."