In ihrer Freizeit ist Forchheimerin Andrea John gern eine Gräfin
Autor: Petra Malbrich
Forchheim, Donnerstag, 05. März 2015
Immer mal wieder pfeift Andrea John auf Jeans und Pulli und schlüpft stattdessen in schillernde Kostüme. Die Forchheimerin frönt dann ihrer Leidenschaft für die Barockzeit.
In regelmäßigen Abständen wird aus Andrea John Gräfin Anna Amalia zu Neideck-Franken. Unter diesem Namen wird sie auch vom Zeremonienmeister in Gotha auf Schloss Friedenstein vorgestellt, wenn sie dort bei der Audienz des Herzogs ihren Hofknicks macht. "Was Uwe im richtigen Beruf ist, weiß ich nicht", sagt Andrea John.
Auf jeden Fall ist er ebenso wenig ein echter Herzog wie sie keine echte Gräfin. Aber immer mal wieder schlüpft Andrea John in ganz besondere Kleider. Dann zieht sie einen weit ausgestellten Rock an, schnürt das Korsett und macht sich auch die Haare entsprechend zurecht. Zudem ist Andrea John dann von oben bis unten mit Broschen, Kämmen und Ketten geschmückt. "Wie Elstern lieben wir alles, was glänzt und glitzert", sagt John.
230 Euro kostete ihr teuerstes Kleid. Fünf dieser zauberhaften Stücke hängen bei ihr im Schrank. Aber es gibt auch Gräfinnen oder Baronessen, die 50 dieser Ballkleider ihr Eigen nennen.Und dann ist da noch Anja Fischer aus Dresden. Durch sie hat John erst ihre Begeisterung für die Barockzeit so richtig entdeckt. Die meisten Touristen denken wohl, die Herrschaften aus der Barockzeit sind von der Tourismuszentrale zum Flanieren losgeschickt worden - als Werbegag gewissermaßen.
Feine Kostüme
Mit der Werbung für das Barockfest hat es aber tatsächlich damals angefangen. Anja Fischer aus Dresden war angesprochen worden, als flanierende Damen und Herren in feinen Kostümen gesucht worden waren.
Wer so plötzlich Prinzessin wird, kann es anschließend nicht mehr lassen. Am Dresdner Zwinger kommen die Frauen damals kaum einen Schritt weiter. Jeder wollte sich mit ihnen fotografieren lassen. Zum Winterball trafen sich die Barockfans, alle in Schale geworfen natürlich, auf Schloss Pillnitz in Dresden.
Barocke Tänze
Am letzten kompletten Augustwochenende wird immer auf Schloss Friedenstein in Gotha gefeiert. Bis zu 800 Leute leben dort ihr zweites Ich aus, durchstöbern die Schmuckstände, gehen zur Schmiede, plauschen und lachen miteinander und treffen sich zum Ball. Vor allem Dresden bietet mit der Semperoper, dem Dresdner Zwinger und der Frauenkirche die ideale Kulisse für die Aschenbrödels des 21. Jahrhunderts.
Franken mit seinen imposanten Burgen ist dagegen besser für das Mittelalter geeignet, glaubt die Forchheimerin John. Deshalb treffe man immer wieder Bamberger, Bayreuther oder Nürnberger in barocken Städten wie Dresden. In Bayreuth gibt es sogar einen eigenen Barockverein, dem eine Tanzgruppe angeschlossen ist. Denn auch das Tanzen will richtig gelernt sein. Weniger zum Tanzen gekommen ist John allerdings bei der 750-Jahr-Feier der Basilika in Gößweinstein. Dort traf sich eine größere Gruppe des Barockfests und auch die Dresdner Tanzgruppe, um viele Touristen in den Klostergarten des Franziskanerklosters zu ziehen. Dieser wurde damals erstmals für die Öffentlichkeit geöffnet.
Viele Gößweinsteiner hatten sich zu diesem Anlass selbst in barocke Roben geworfen. Andrea John, oder besser: Gräfin Anna Amalia zu Neideck-Franken, zog die Blicke auf sich, als sie mit dem Bürgermeister und Gemeinderäten flanierte.
Wer in diesen Kleidern steckt, erntet immer einen bewundernden Blick. Dieser Umstand ist unter anderem auch ein Grund, weshalb Andrea John so gern Gräfin spielt: "Wann bekommt man als Frau noch Komplimente?"