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In Heroldsbach gibt's Rettung aus der Dose


Autor: Carmen Schwind

Heroldsbach, Dienstag, 21. März 2017

Die Gemeinde hat eine Idee aufgegriffen, die nicht nur für Senioren lebensrettend sein kann: die Notfalldose. Sie enthält wichtige Infos für Ersthelfer.
Begeistert von der Notfalldose sind (von links) Bürgermeister Edgar Büttner, Seniorenbeauftragte Erika Schneider und Sebastian Kramer von der Gemeinde Heroldsbach. Foto: Carmen Schwind


"Die Idee von "Rettung aus der Dose" ist so einfach wie genial", schwärmt Hausens Erster Bürgermeister Edgar Büttner (SPD). Entdeckt hatte die Notfall-Dose Heroldsbachs Seniorenbeauftragte Erika Schneider im Internet. "Ich fand die Idee richtig gut. Und da wir hier sehr gut zusammen arbeiten, habe ich unseren Bürgermeister angesprochen", erzählt die Seniorenbeauftragte. Und Edgar Büttner fährt fort: "Ja, wenn die Erika kommt, dann meistens mit etwas Ausgefallenem."

Zuerst sei er etwas irritiert gewesen, denn wie soll eine Dose jemanden retten. "Aber dann haben wir uns informiert und waren begeistert von der Idee. Wir haben gleich Dosen bestellt und geben diese für eine Schutzgebühr von einem Euro an unsere Bürger ab", erklärt der Bürgermeister. Zuständig für die Rettungsdosen in der Gemeinde Heroldsbach ist Sebastian Kramer.

"Ich habe im Internet recherchiert und herausgefunden, dass es diese Dose in Irland und Teilen Großbritanniens unter dem Projekt ,Message in a Bottle' - also ,Nachricht in einer Flasche' oder ,Flaschenpost' - gibt", berichtet Kramer. Erika Schneider schaut erstaunt: "Das wusste ich nicht. Wieder schlauer geworden." Nach Deutschland kam die "Rettung aus der Dose" über den Lions-Club in Hanau.

Doch wie soll eine einfache Plastikdose im Notfall helfen? "In der Dose ist ein Fragebogen, den man ausfüllen muss. So können alarmierte Ersthelfer sofort sehen, ob jemand zum Beispiel Diabetiker ist oder welche Medikamente er nimmt", erklärt Büttner und zeigt das Formular. Hier können persönliche Daten, Krankenkasse, Versicherungsnummer, Hausarzt, Standort eines vorbereiteten Krankenhauskoffers, Betreuer, Einschränkungen, Medikamente und deren Aufbewahrungsort, Notfallmappe, Patientenverfügung, Impfpass, zu informierende Personen und Haustiere und wer diese im Notfall pflegt, angegeben werden. "Außerdem sind zwei rote Aufkleber dabei. Einen bringt man an der Haus- oder Wohnungstür an und einen am Kühlschrank", erläutert Edgar Büttner. Der Aufkleber an der Tür informiert die Ersthelfer, dass es hier eine Notfall-Dose gibt.

Erika Schneider erklärt weiter: "Man bewahrt die Dose im Kühlschrank auf, weil Ersthelfer die Küche und den Kühlschrank schnell finden. Und man könnte sogar Medikamente, die man nimmt, in die Dose legen."

"Wir sind die Ersten im Landkreis Forchheim, die diese Dose eingeführt haben; wahrscheinlich sogar die Ersten in ganz Oberfranken", meint Sebastian Kramer. Abgegeben werden die Dosen an Heroldsbacher Bürger; Bürger anderer Gemeinden würden aber auch nicht abgewiesen werden. "Im Augenblick dauert es zwei bis drei Monate, bis die Dosen geliefert werden", ergänzt Kramer.


Sicherheit für alle

Besonders interessant ist die Dose für Senioren, die alleine zu Hause leben. "Auch wenn man nicht alleine lebt, ist das eine gute Sache", meint Erika Schneider ernst, denn als ihr Mann vor einigen Jahren einen Herzinfarkt daheim erlitt, stand sie unter Schock. "Ich habe wohl die Notrufnummer gewählt, aber irgendwie wusste ich nichts mehr - nicht einmal meine Hausnummer", erinnert sich die Seniorenbeauftragte. Ihr Zeitgefühl sei ebenfalls einfach weg gewesen. In diesem Fall wäre es gut gewesen, wenn sich die Ersthelfer einfach die Dose hätten nehmen können.

"Die Idee der ,SOS - Rettung aus der Dose' kann uns Ersthelfern das Einsatzgeschehen erheblich erleichtern", sagt Manuel Sperlein, Sanitäter bei der Sanitäter-Gruppe der Freiwilligen Feuerwehr Heroldsbach/Thurn. Der Standort Kühlschrank sei einfach zu finden, Informationen über den Gesundheitszustand des Patienten können schnell und einfach beschafft werden, und die Ersthelfer sowie der zuständige Notarzt können schnell und zielgerichtet Hilfe leisten. "Die Gefahr einer falschen Behandlung aufgrund fehlender Informationen kann deutlich reduziert werden", fasst der Sanitäter zusammen. Und Edgar Büttner findet: "Einfach wie genial halt."