In Forchheim geht das Gerangel um die Festzelt-Hoheit weiter
Autor: Nikolas Pelke
Forchheim, Montag, 01. Juli 2013
Festzelte und Politiker - das gehört in Franken zusammen wie Bier und Bratwürste. Ein junge FDP-Bundestagsabgeordneten aus Forchheim, Sebastian Körber, kritisiert nun, dass am Forchheimer Altstadtfest nur die CSU sprechen durfte. Derweil geht der Kampf um die Festzelte munter weiter.
Warum durfte beim Politischen Frühschoppen auf dem Altstadtfest am Sonntag nur ein CSU-Mann sprechen? Diese Frage stellte sich der FDP-Bundestagsabgeordnete Sebastian Körber und schrieb am Montag einen Brief an die Stadt und die Veranstalter des Altstadtfestes. Darin bittet Körber den Vorsitzenden der Werbegemeinschaft, Stefan Schick, sowie den Oberbürgermeister Franz Stumpf (CSU/WUO) um die Beantwortung von vier Fragen.
Körber fürchtet "Verfilzung"
Die Kernfrage lautet, ob die Stadt keinen "Interessenkonflikt" zwischen Stadt- und Parteienpolitik sehe. Körber warnt vor "Verfilzung". Schließlich unterstütze die Stadt das jährliche Fest in der Altstadt auch finanziell. Die Stadt unterstütze das Altstadtfest "schon immer" finanziell, kontert OB Stumpf. Seit 2007 nach folgender Regel: Zwei Drittel der Kosten für Ausgaben im öffentlichen Raum (wie Bühnenaufbau) übernehme die Stadt. Ein Drittel müsse die Werbegemeinschaft bezahlen. Die Zwei-Drittel-Regelung habe auch eine Obergrenze. Die Stadt unterstütze das Altstadtfest mit jährlich maximal 4200 Euro. Mit diesem Betrag, so Stumpf, habe die Stadt auch heuer das Altstadtfest unterstützt, bei dem am vergangenen Wochenende über 20 000 Besucher kamen.
Die Stadt halte sich bei der Gestaltung des Programms heraus. "Wenn die Werbegemeinschaft einen SPDler einlädt, sagen wir auch nichts dazu."
Stefan Schick verteidigt die Veranstaltung vor dem Rathaus nach dem Festgottesdienst so: "Als privater Veranstalter des Altstadtfestes lassen wir uns weder bei der Musik- noch bei der Programmauswahl reinreden. Ich wollte mit dem politischen Frühschoppen die Besucherzahlen am Sonntag erhöhen." Aus Nähe zu den "Schwarzen" - Schick ist gleichzeitig Vorsitzender der Werbegemeinschaft und CSU-Stadtrat - habe er sich an den christsozialen Bundestagsabgeordneten Thomas Silberhorn gewandt. "Außerdem habe ich mich für den Redner mit dem höchsten Mandat entschieden." Thomas Silberhorn sei der gewählte Direktkandidat des Wahlkreises. Sebastian Körber hocke "nur" als Listenkandidat für die Liberalen im Bundestag.
Silberhorn versteht Kritik nicht
Thomas Silberhorn selbst kann den Wirbel nicht verstehen. "Diese Kritik vom Kollegen Körber an meinem Auftritt ist ziemlich kleines Karo", findet Silberhorn. Bewusst habe er bei seiner Rede vor dem Rathaus nicht "parteipolitisch vom Leder" gezogen, sondern über "wichtige Themen aus Forchheim" gesprochen.
In einem Bierzelt wäre Silberhorn vielleicht deftiger geworden. Aber auch das sei nichts außergewöhnliches. Ein Grußwort, eine Rede im Festzelt - das gehört schon fast zur politischen Kultur. Allein am Montagabend sind zwei "große Politiker" in den Festzelten der Region aufgetreten.
Hans-Peter Friedrich, der Bundesminister der CSU, hatte sich in Stiebarlimbach beim Jubiläumsfest der Dorf-CSU angekündigt, während im Bierzelt der Soldatenkameradschaft in Gosberg der Vorsitzende der Freien Wähler, Hubert Aiwanger, ans Mikrofon trat.
Hintergrund dieser "Festzelt-Reden" ist ein Handel, bei dem offensichtlich alle Parteien profitieren. Die Veranstalter bekommen einen "Star-Gast", die Politiker ein Publikum.
Ein Lied von den "Festzelt-Rednern" kann den auch der Vorsitzende der feiernden Soldaten aus Gosberg singen. "Erst wollten wir die SPD. Dann hat der Steinbrück abgesagt. Dann wollten wir die CSU. Dann wollte der Seehofer nicht. Dann haben wir bei den Freien Wählern angefragt", erinnert sich Norbert Wiemann an die schwierige Redner-Suche. "Wer die Musik zahlt, darf auch sprechen", sagt Wiemann, der sich freut, dass die Freien Wähler auch die Gage für die Leutenbacher Musikanten übernommen haben.
Das Geschäft mit den Festreden
Für den Soldatenverein sei der "Politische Abend" ein Super-Geschäft. Das Festzelt kostet nicht mehr, wenn es einen Tag länger auf der Wiese steht. "Politiker verlangen keine Gage für ihre Auftritte. Das ist das schöne", gibt denn auch Stefan Schick unumwunden zu. Im nächsten Jahr will Schick übrigens keinen CSU-Redner auf dem Altstadtfest. "Vielleicht bringt ja der Herr Körber den Herrn Zeil her. Dann reden wir über den ICE-Ausbau und den S-Bahn-Halt", sagt Silberhorn.