Druckartikel: In Forchheim dreht sich alles um Whisky

In Forchheim dreht sich alles um Whisky


Autor: Dorothea Weiler

Forchheim, Montag, 17. Februar 2014

Bei der Forchheimer VHS dreht sich einen Abend lang alles um Schottland und sein Nationalgetränk. Rainer Streng nimmt die Besucher an die Hand.
Rainer Streng (l.) und Horst Blank parlieren über Whisky. Fotos: Weiler


"Wegen Überfüllung geschlossen", scherzt einer, der sich im Pulk auf der schmalen Treppe zum Saal der Volkshochschule nach oben schieben lässt. Und auch der Hauptakteur des Abends "Schottland und sein Whisky", Rainer Streng, ist überrascht: "Mit so vielen Besuchern hätte ich nicht gerechnet."

Gar zu verlockend war wohl dieser "Schnupperabend für Genießer" - eine Verkostung gegen kleinen Aufpreis zum Eintritt inbegriffen. Nahezu hundert Gäste waren gekommen, so viele wie der Saal gerade noch fassen kann. Das Konzept der Organisatorin Silvia Bessler, zum jetzt beginnenden Semester eine "Auftaktveranstaltung der etwas anderen Art" auf die Beine zu stellen, ist offensichtlich voll aufgegangen.



Eine bunte Mixtur aus profundem Wissen, Geschichte, Anekdoten, launigen Literaturzitaten, Witzen und Musik machte die Atmosphäre des Abends aus.

Eigenwillige Stimme
"Ich mag meinen Whisky alt und meine Frauen jung", stieg Streng mit einem Zitat von Errol Flynn gleich zu Beginn mitten ins Thema ein. Mit weiteren Zitaten und Sprichwörtern stellten sich die weiteren Mitwirkenden vor: Horst Blank, der als Gegenspieler Strengs in den erzählerisch-informativen Teilen immer wieder mit eingebunden war und zugleich in der "Glen Regnitz Pipe Band" als Sänger und Dudelsackpfeifer mitwirkte. Gudrun Einwich verlieh derweil mit ihrer unverwechselbaren und eigenwilligen Stimme dem Gesamtklang der Gruppe eine außergewöhnliche Note. Hannes Pfeifer sowie Benjamin Bayerlein spielten mit Gitarre und Geige und Gesang ebenfalls mit.

Die Musiker und auch Streng selbst trugen schottische Tracht. Zwei Fenster im Saal waren mit schottischen Fahnen - weißes Andreaskreuz auf blauem Grund - verhängt, und auf dem mit einer Schottland-Fahne überworfenen Rednerpult brannte eine große weiße Kerze.

Im Nebenraum stand für die Pause Whisky bereit. Denn schließlich wurde den bildungsdurstigen Forchheimern mehr als nur einmal eingebläut, dass Whisky kein Getränk wie jedes andere ist. Whisky, das sei das Blut, ja vielleicht sogar die Seele Schottlands.

Und deshalb, so warnt Horst Blank die Besucher, sollte man den edlen Klaren keinesfalls als "Getreideschnaps" bezeichnen, der er in Wahrheit ist. "Darf man so den Schotten nur nicht sagen, da macht man sich unbeliebt", sagte der Whisky-Kenner. "Das Destillieren ist eine Wissenschaft, das Blenden aber eine Kunst", zitierte Horst Blank den kanadischen Unternehmer Samuel Bronfman. Der ist Begründer des weltweit größten Spirituosenherstellers Seagram.

Wasser, Gerste und Hefe
Das mochten die Hörer im VHS-Zentrum nur zu gern glauben, wurde ihnen doch nicht nur das Verfahren der Whisky-Destillation, sondern auch die unterschiedlichen Mixturen und Zusammensetzungen ausführlich erläutert. Für die einfachste und ursprüngliche Form des Whiskys, den Single Malt, wird laut Blank Wasser, Gerste und Hefe benötigt.

Eichenfässer und die Luft machen einen weiteren wichtigen Faktor aus. Das hochprozentige Produkt, das sich übrigens erst nach dreijährigem Reifeprozess im Fass Whisky nennen darf, ist laut Blank aufgrund seines starken Eigengeschmacks "mit Ecken und Kanten" lange Zeit unbeliebt gewesen.

Bei der Beschreibung typischer Whisky-Merkmale kam Blank ins Schwärmen. Beispielsweise, als er von den "leichten, kaum getorften und ganz zart rauchigen" Lowland Whiskies sprach oder den Island Malts "intensiven Rauch, kräftiges Torfaroma, harte Phenoligkeit, schweren Körper und den Einfluss von Meeresluft und Seetang" attestierte.
Phenole bezeichnen dabei "die aus dem Torf stammenden aromareichen chemischen Bestandteile mit Geschmackskomponenten wie Jod, Seetang und Rauch". Diese könnten "Reaktionen von völligem Entsetzen und strikter Ablehnung bis hin zu entzücktem Jubel auslösen", erklärte Blank.

Und mit seinem fränkischen Akzent impft er der ätherisch schwebenden Fachsprache wieder Bodenständigkeit ein, wenn aus "getorft" ein "gedorft" und aus dem Tang ein "Dang" wird. Es scheint also gar nicht allzu weit hergeholt, wenn Rainer Streng von Blank den Vergleich mit fränkischen Brauereien und Biersortenvielfalt einholt.

Rainer Streng selbst war im Verlauf des Abends mehr für die leichte Muße und lockere Späße zuständig. In einer seiner Geschichten erwacht ein Erhängter, nachdem ihm seine Frau einen Schluck Whisky eingeflößt hat, wieder zum Leben. Selbstverständlich durfte auch die im Original vorgetragene Literatur des schottischen Nationaldichters Robert Burns nicht fehlen.

Die Freiheit im Whisky
Burns bekanntes Lied "Auld Lang Syne" beschloss, von Blank am Dudelsack begleitet und von den mittlerweile whiskybeschwingten Zuhörern enthusiastisch mitgesungen, einen gloriosen Abend.

Sängerin Gudrun Einwich, deren spröde, unprätentiöse, lakonische und dennoch warme Stimme die rauhe, karge, nur selten sonnendurchflutete schottische Landschaft treffend abbildete, gab diesem Ereignis den letzten Schliff. Beinah war man am Ende geneigt, das zu glauben, was Robert Burns einmal so schön formuliert hat: "Freiheit und Whisky gehören zusammen."