Am Dienstag haben die Forchheimer Stadträte den ersten Schritt getan, den Verkehr in der Stadt zu steuern. Doch die Interessenskonflikte bei diesem Projekt wurden auch sofort sichtbar.
Seit etwa drei Jahrzehnten ist es im Gespräch - am Dienstag nun machten die Stadträte den ersten Schritt in Richtung Verkehrskonzept. Der Stadtplaner Claus Sperr (vom Nürnberger Büro Planwerk) hat die Auslobung des "innerstädtischen Verkehrskonzeptes" übernommen. Im Planungs- und Umweltausschuss verdeutlichte Sperr, welche "Interessenskonflikte" in den nächsten eineinhalb Jahren auf die Stadträte zukommen werden. Denn es sei eine "Verkehrswende im Gange", von der viele noch gar nicht so genau wüssten, "was das sein wird".
Fest steht, dass die Stadt Forchheim den Radfahrern und Fußgängern künftig mehr Raum geben, und Barrieren abbauen will. Allerdings zeigte sich der Interessenskonflikt bereits am Dienstag unter den Räten: Etwa waren Holger Lehnhard (CSU) und Manfred Hümmer (FW) mit dem Begriff "innerstädtisches Verkehrskonzept" nicht einverstanden. Lehnard bezeichnete die großen Straßen rund um Forchheim als "äußeren Ring". Die Verkehrsströme außen hätten den Verkehr innen längst verändert. Auch Hümmer betonte: "Die Hauptverkehrsadern haben einen massiven Einfluss auf die Innenstadt." Wegen der vielen Staus, Baustellen und Unfällen suchten sich die Pendler "alternative Wege durch die Innenstadt".
Erst reparieren, dann neu bauen
Der FW-Rat forderte zudem, nicht nur die Öffentlichkeit in die Debatte einzubinden, sondern auch die großen Arbeitgeber wie Siemens; die könnten durch Shuttle-Dienste zur Entlastung der Straßen beitragen.
Edith Fießer (FGL) lobte die "Impulse" von Claus Sperr. Der Städteplaner habe "den Klimaschutz mit betrachtet". Ideen wie Schnellradwege und Car-Sharing nannte auch Reiner Büttner (SPD) zukunftsweisend. Ludwig Preusch (FW) regte an, im ersten Schritt nicht nur die Daten zu erheben; sondern sie bewertend zu analysieren, "bevor wir mit den Bürgern diskutieren". Kritisch sah Preusch die Planung neuer Radwege, solange die Stadt nicht in der Lage sei, "den erschreckenden Zustand der bestehenden Radwege" zu beheben.
Noch eine Spur kritischer äußerte sich dann Sebastian Körber (FDP). "Es missfällt mir, wenn vom schädlichen Verkehr gesprochen wird. Viele sind auf den Pkw angewiesen. Wir können die Autos nicht ideologisch wegwünschen." Zudem verbat sich Sebastian Körber die Empfehlung von Claus Sperr, das Verkehrskonzept nicht zum Gegenstand des anstehenden Kommunalwahlkampfes zu machen. "Wir äußern uns natürlich im Wahlkampf dazu - ich jedenfalls werde es tun."
Reinhold Otzelberger (SPD) warnte vor einem Konzept, das sich "zu weit weg vom Ist-Zustand" bewege. "Wir müssen große Brüche vermeiden." Die Fußgängerzone in den 80er Jahren sei solch ein Bruch gewesen, erinnerte Otzelberger. "Es ist gut, dass wir uns das getraut haben. Aber das aktuelle Verkehrskonzept sollte als Prozess gesehen werden."
Einen Bruch bei der Parksituation befürchtete Josua Flierl (CSU). Er appellierte, "genügend Parkplätze zu erhalten". Er habe sich einige Verkehrskonzepte anderer Städte angesehen. "In allen Fällen war es der Handel, der leidet." So weit dürfe es in Forchheim nicht kommen. Daher forderte Josua Flierl eine "objektive Analyse" der jetzt zu sammelnden Daten. Diese Analyse müsse im Auge haben, dass die Geschäfte der Innenstadt auch künftig "mit dem Auto zu erreichen sind".