In Egloffstein ist die Post da!
Autor: Reinhard Löwisch
Egloffstein, Montag, 21. November 2016
Hermann Meißner erinnerte an eine Zeit, in der die tägliche Tour der Austräger schnell zur Tortour wurde.
Vor 150 Jahren hat in Egloffstein die Post Einzug gehalten. Dies hat die Entwicklung des im Schutz der Burg liegenden Ortes maßgeblich beeinflusst. Daran hat jetzt der örtliche Heimatverein in einer Feierstunde im Gasthaus Zur Post erinnert.
Dazu hatte Vereinschef und Altbürgermeister Christian Meier einen profunden Kenner der Postgeschichte im Raum Forchheim, Hermann Meißner aus Wimmelbach, gewinnen können. Der 77-Jährige referierte nicht im üblichen wissenschaftlichen Stil. Er legte den Fokus stattdessen auf die Menschen, die hinter dem Betrieb der Post in Egloffstein standen und sie mit ihrer Persönlichkeit prägten.
Mit dem Korb auf dem Rücken
Dadurch hatte er bald die Zuschauer im voll besetzten Saal in seinen Bann gezogen. Meißner zeigte unter anderem auf, dass der Bezirk des Egloffsteiner Postboten derart groß war, dass er am Tag rund 50 Kilometer laufen musste. Oftmals waren so viele Pakete zu schultern, dass der Postbote mit einem sogenannten Huckelkorb auf dem Rücken durch die Gegend laufen musste. Wenn dann noch Winter war und viel Schnee lag, wurde die Tour schnell zur Tortour. Vielen Besuchern war auch noch in Erinnerung, dass in Egloffstein bis ins Jahr 1960 die Telefonleitungen gestöpselt wurden. Dabei wurden die Gespräche von Hand weitergeleitet, das Leitungskabel mit einem anderen Netz gekoppelt wurde. Bis 1973 gab es in Schweinthal sogar eine selbstständige Postdienststelle.
Eine Anekdote wusste Meißner von Katharinas Sperber zu berichten, die 1914 erstmals die Post austrug und dazu mit der Carriolpost - das ist eine einachsige Kutsche, die von einem Pferd gezogen wird - in Richtung Obertrubach fahren sollte. Etwas verunsichert fragte sie den Postallhalter Johann Ritter, wie sie denn erkennen könne, welches Paket wer bekomme? Sie kenne die Leute schließlich nicht persönlich. Darauf antworte Ritter: "Das macht nichts, das Pferde kennt den Weg. Wo es das erste Mal stehen bleibt, gibst du das erste Paket ab, wo es das zweite Mal stehen bleibt, das zweite. Und so machst du es weiter bis nach Obertrubach." Ja, das waren noch Zeiten, als die Tieren den Arbeitstakt vorgaben.
Meißner erzählte auch noch die Geschichte vom verschlafenen Nachtwächter, der in der bequemen Postkutsche ein kleines Nickerchen hielt. Als er aufwachte und in sein Nachtwächterhorn blies, umringte ihn eine Schar fremder Menschen. Er war in Pretzfeld gelandet und musste den Spott der Leute ertragen.
Zu allem Überfluss musste er am hellichten Tag noch nach Egloffstein zurück laufen, wo schon seine Familie auf ihn wartete. Der mürrische Kommentar des Nachtwächters dazu: "Alles, blos im Postwong schlof i nimmer."
Höhepunkt des Abends war der Auftritt von Helmut Leibinger, der auf einem Signalhorn der Post blies und bei dieser Gelegenheit erklärte, dass die Postillione das Horn als Kommunikationsinstrument benutzt haben. Es gab Einsteige- und Aussteigsignale und jede Menge weiterer Töne, die jeweils eine bestimmte Bedeutung hatten.