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In Eggolsheim leiden die Fische


Autor: Petra Malbrich

Eggolsheim, Mittwoch, 05. Oktober 2016

An den Nebengewässern des Eggerbachs sinkt die Wassermenge dramatisch.
Das Wehr staut den Bach, anschließend ist dieser fast trocken.  Fotos: privat


Wenn Fische schreien könnten, wäre ihr Notruf wohl längst erhört. So aber leiden sie still am fehlenden Wassers im Nebenbach des Eggerbachs. Der Umweltaktivist Heinz Marquart war angesichts dessen nahe dran, eine Todesanzeige für den Mühlenbach aufzugeben. Denn seit drei Monaten fehlt in der Brettig und in der Rinnig, wie der untere Teil des Nebenbachs genannt wird, Wasser.

"Dort leben die absoluten Highlights des Artenschutzes. Sie dürfen deshalb nicht getötet werden", erklärt Marquart. Genau das befürchtet er aber für die Bachneunaugen oder die Mühlkappe, die sich in dem Gewässer eigentlich tümmeln sollten. Der Eisvogel und die Wasserspitzmaus können sich noch ein neues Zuhause suchen, doch den Fischen bleibt nur das Ausharren.

"Für uns als Kinder war es das Eldorado, ein Ferienparadies", sagt Marquart.

Schon 1997 wurde die Brettig und der Eggerbach oberhalb der Wehranlage als ökologisch besonders wertvolles Gewässer eingestuft, wie das Wasserwirtschaftsamt in Kronach (WWA) bestätigte.


Pflicht zum Artenschutz

Die drängensten Probleme wären laut Marquart schon gelindert, wenn dem Bach die nötigen fünf Liter Wasser pro Sekunde gegönnt würden; anstatt des einen Liter Wassers pro Sekunde, die der Umweltschützer dort selbst gemessen hat.

Den Grund für das fehlende Wasser erkennt der Eggolsheimer in den beiden Wehren, die ihrerseits verschlossen sind. Die Gemeinde Eggolsheim sieht Marquart in der Pflicht, den Artenschutz zu erhalten. Dies würde eine vorbildliche Bewirtschaftung seitens der Gemeinde voraussetzen. Nötig sei es deshalb, der Brettig Wasser zuzuführen. So einfach ist dies indes nicht. Die beiden Wehrbesitzer haben dort ein Wasserrecht. "Die Gewässer sind Gewässer dritter Ordnung, die Unterhaltungspflicht liegt damit bei der Gemeinde beziehungsweise bei den Triebwerksbesitzern", informiert Annegret Bieler vom Wasserwirtschaftsamt in Kronach.

Die Wehranlage besteht aus einem betonierten Streichwehr, das vom Markt Eggolsheim unterhalten wird, einem beweglichen Schützenwehr in der Unterhaltung der Oberen Mühle, einer Getreidemühle und wird nun laut Marquart durch die Gemeinde betreut. Ferner gibt es eine weitere bewegliche Schützenwehr, die laut dem Wasserwirtschaftsamt die Untere Mühle unterhält.

Die Untere Mühle ist ein Sägewerk und hat eine Turbine zur Stromerzeugung eingebaut. "Daran ist zu erkennen, dass der Markt Eggolsheim schon rein praktisch keine Einstellungen am Wehr vornehmen kann, um in Niedrigwasserzeiten der Brettig Wasser zuzuführen. Abgesehen davon, würde er in bestehende Wassernutzungsrechte eingreifen", erläutert Bieler. Würde das obere Wehr weiter geöffnet werden, würde dem unteren Besitzer Wasser fehlen.


Fehlende Rechtsgrundlage

Seitens der Gemeinde Eggolsheim konnte aufgrund von Fortbildungen und Krankheit kein Verantwortlicher Stellung zu der Wasserproblematik beziehen. Das Wasserwirtschaftsamt in Kronach jedoch kennt die Lage am Nebenbach und war vor zweieinhalb Wochen sogar selbst vor Ort. Eine widerrechtliche Handlung konnte nicht festgestellt werden.

Es ist kein Geheimnis, dass es in Niedrigwasserzeiten zu Extremsituationen kommen kann; weil dann die Wasserkraftnutzung und der Lebensraum Wasser miteinander kollidieren. "Wobei derzeit natürlich auch die Triebwerksbesitzer nicht die volle Ausbauwassermenge erhalten, aber eben auch freiwillig keinen Tropfen über das Wehr ableiten", erklärt Bieler. An dieser Situation könne man nur durch neue rechtliche Regelung der Wasserkraftnutzung etwas ändern. Für diese Wasserrechtsverfahren sei aber das Landratsamt Forchheim zuständig.

Das Landratsamt selbst sieht keine hier Handlungsmöglichkeit. Es fehle dafür schlicht die entsprechende Rechtsgrundlage. "Die Wassernutzungsrechte können erst geändert werden, wenn ein Bescheid ausläuft", informiert Pressesprecher Maximilian Sebald. Das ist wohl noch nicht der Fall. "Derzeit bewegen sich die Bescheidinhaber innerhalb ihres gültigen Rechts", erläutert Bieler.

Marquart aber bleibt dabei: Die Gemeinde halte das Wasser zurück. Zugleich sei damit eine andere Extremsituation vorprogrammiert: die Überschwemmung der Autobahn bei einsetzendem Starkregen. Denn das Wasser würde durch Drainagen und Wegseitengräben schneller hinausbefördert werden.