Druckartikel: In Bieberbach entsteht ein Sammelsurium voller Pretiosen

In Bieberbach entsteht ein Sammelsurium voller Pretiosen


Autor: Josef Hofbauer

Bieberbach, Sonntag, 22. März 2015

Der Bieberbacher Robert Häfner hat altes landwirtschaftliches Gerät ebenso aufgehoben wie Haushaltswaren von anno dazumal und alte Fotos. Die Exponate geben einen Einblick in die so genannte "gute alte Zeit".
Walzen zum Bemustern getünchter Wände Foto: Josef Hofbauer


Das Foto seiner Frau Marianne, als sie in die Volksschule ging, ihr Schulranzen, eine Milchkanne, Predigten für Gott liebende Seelen oder eine alte Wäscheschleuder, Robert Häfner aus Bieberbach hat alles aufgehoben. Landwirtschaftliche Gerätschaften ebenso wie eine selbst geknüpfte Tagesdecke seiner Großmutter. Diese war 1945 zusammen mit ihrem Mann, den Kindern und der übrigen Verwandtschaft aus dem Kosovo geflüchtet.

"Deshalb habe ich zum Thema Migration einen ganz engen Bezug", erklärt Robert Häfner, der jahrzehntelang in der Forchheimer Spinnerei gearbeitet hat. Mein Opa, Jahrgang 1907, ist nach dem Zweiten Weltkrieg über Thüringen nach Bayern geflüchtet. "Den Bomben-Feuerhagel auf Dresden haben meine Vorfahren mit eigenen Augen aus der Ferne verfolgt", erklärt Häfner, während er ein Bild seines Großvaters hervorkramt.

"Und das ist die Schiffsglocke, die mein Onkel Adam mitnehmen durfte, als er den Dienst auf dem Frachter während der Tito-Ära quittierte", verweist der Sammler auf eine weitere Pretiose. Eine Reliefkarte der Region Kras in Kroatien, der Heimat von Häfners Vorfahren , hat er ebenso aufbewahrt wie Bilder der Verwandten in der traditionellen Tracht der Donauschwaben. Da darf auch der Topf, in dem das Fischgulasch über offenem Feuer zubereitet wurde, nicht fehlen.

Lager der Schätze im Kuhstall

Gelagert hat der Sammler seine Schätze, zu denen auch Schulbücher, alte Hefte, eine Schiefertafel und eine Schulbank aus der früheren Bieberbacher Schule gehören, im ehemaligen Kuhstall. Da steht eine Sackkarre neben einem Spinnrad und der Nähmaschine. Auf einem alten Holztisch hat Häfner altes Gerät drapiert, mehrere Handbohrer, einen Hobel, alte Gewichte und an der Wand hängt eine Zimmermanns-Säge. Nicht zu vergessen die Orgelpfeifen der früheren Bieberbacher Orgel, die Häfner ersteigert hat.

"Die Sachen sollen nicht verloren gehen", findet Häfner. Töpfe gehören ebenso dazu wie Kannen, eine Darre für Nüsse oder Walzen, deren Muster früher zur Verzierung der getünchten Wände verwendet wurden. Die Gebrauchsgegenstände wie etwa ein Butter-Rührfass oder ein betagter Fotoapparat sollen nicht nur als Objekte erhalten werden, Häfner geht es auch darum, die Funktionsweise dieser Utensilien der Nachwelt zu erhalten.

Was wurde mit diesen Gerätschaften gemacht?

"Die nachfolgende Generation soll nicht nur eine alte Egge oder ein Ochsengeschirr sehen, sondern auch erfahren, wie diese Geräte früher eingesetzt wurden. Deshalb hat Häfner auch jede Menge alter Fotos gesammelt, die Bauern im Jahreskreislauf zeigen. Da ist ein älterer Mann mit einem Ochsengespann auf dem Kartoffelfeld. Die Tiere ziehen eine Egge. Die Zinken der Egge zeigen dabei nach oben, damit die Kartoffeln nicht verletzt werden.
Andere Schwarz-weiß-Bilder zeigen eine Gruppe Menschen beim Hacken von Unkraut auf dem Kartoffelacker, ein Kuhgespann beim Pflügen, Erntehelfer beim Dreschen, eine Bäuerin, die ihre Hühner füttert, oder die Teilnehmer am Melkkurs in Bieberbach anno 1954. Historische Dokumente, denn einige der Teilnehmer sind schon tot.

So ist der ehemalige Kuhstall zu einer Art Museum geworden. "Es fehlt halt noch die richtige Präsentation", räumt Häfner ein, der sich zum Ziel gesetzt hat, seine heimatkundlichen Schätze der Nachwelt zu erhalten und allen Interessierten zugänglich zu machen. Wer in dem - zugegebenermaßen noch ungeordneten - Archiv stöbert, kann richtige Schätze entdecken. Dank der Sammelleidenschaft von Robert Häfner erfährt der Besucher auch die Geschichte der größten Bieberbacher Glocke, deren Geschichte bis ins Jahr 1447 zurückreicht, auch wenn die Kirche erst 1952 eingeweiht wurde. Sie stammt aus dem schlesischen Dorf Paschkerwitz und lagerte gegen Ende des Zweiten Weltkrieges auf einem Glockenfriedhof in Hamburg, wo sie für die Waffenherstellung eingeschmolzen werden sollte. Die Glocke blieb heil und wurde nach Fertigstellung der Bieberbacher Kirche gekauft und geweiht.