Druckartikel: In Baiersdorf kann man shoppen, ohne zu bezahlen

In Baiersdorf kann man shoppen, ohne zu bezahlen


Autor: Pauline Lindner

Baiersdorf, Dienstag, 28. Februar 2017

An diesem Sonntag öffnet der erste Umsonstladen Baiersdorfs seine Pforten. Jeder kann mitnehmen, was ihm gefällt.
Die Helferinnen richten in diesen Tagen noch den neuen Laden ei n. Foto: Pauline Lindner


Sie schleppen, sie putzen und wischen, die Frauen, die ab Donnerstag den Umsonstladen in der Baiersdorfer Hauptstraße 10 betreiben. "Die Ladeneinrichtung", sagt Eva Ehrhardt-Odörfer (SPD), die Zweite Bürgermeisterin, "haben wir von einem Kinderbekleidungsgeschäft, dessen Besitzerin gestorben ist."

Die vielen Regale und Fächer müssen nun mit Waren gefüllt werden. Es entsteht eine Ecke für Spiel- und Sportsachen, eine Abteilung für Haushaltswaren und Dekoartikel, einige Fächer und ein Ständer mit Kleidung.
Das Besondere am Umsonstladen ist: Die Waren werden nicht anderweitig eingekauft, sondern von den Mitbürgern gebracht. Ganz vorn in das große Schaufenster stellen Monika Rüger und Susi Gembala gerade große Osterhasen und Eier. Die Unterlage ist ein verstellbarer Kinderschreibtisch, der natürlich auch an jemanden, dem er nützt, abgegeben wird. Ohne Gegenleistung. "Die Idee", so erläuterte Ina Oßwald, "hat Bürgermeister Galster aus unserer Partnergemeinde Ulrichsberg mitgebracht."

Die Oberösterreicher setzen auf Nachhaltigkeit: Mancher hat Gegenstände doppelt. Warum soll er aber Dinge in den Müll werfen, wenn sie doch ein anderer gebrauchen kann. Nicht nur Bürgermeister Andreas Galster (CSU) war davon begeistert, auch ein ehrenamtliches Team ließ sich anstecken. Das größte Problem war ein geeigneter Ladenraum, der aber nun in den ehemaligen Ausstellungsräumen des Möbelhauses Hormess gefunden worden ist.

Für ein Jahr übernehmen die Baiersdorfer Stadtwerke die Miete, danach muss sich der Laden durch Spenden finanzieren. "Bei uns ist alles wirklich umsonst", betont Oßwald. Wer etwas haben möchte, braucht nur vorbeizukommen und es kann mitnehmen. Freilich ist eine kleine Spende gern gesehen, denn auch dieser Laden hat Nebenkosten.

Und wie erhält er seine Waren? Jeder kann etwas abgeben, das er nicht mehr braucht, Neues wie Guterhaltenes. "Anderen Menschen eine Freude machen, die Umwelt entlasten, nachhaltig handeln, einen überlegten Schritt weg von der Wegwerfgesellschaft, das sind die Gründe, warum wir einen Umsonstladen betreiben werden", fasst Oßwald zusammen.
Die Geschäftsidee verbindet in gewisser Weise die White-Elephant-Party, bei der man nicht-passende Geschenke tauscht, mit einem Sozialladen, wo bestimmte Personengruppen preisgünstig Praktisches erhalten.


Es muss funktionieren

Evelyn Gruber stellt gerade eine große Vase in eins der Regale. Sie passt nicht zu einer modernen Möblierung, aber sicher gut zu zu Stilmöbeln. Ehrhardt-Odörfer testet ein überlassenes Lämpchen - es funktioniert. Funktionstüchtigkeit ist eine Voraussetzung für die Annahme; es sei denn, es handelt sich um Dinge, die auch dann einen Liebhaberwert haben. Die Raumkapazität des Umsonstladens ist begrenzt.

Deshalb gibt es Bekleidung nur saisonal. Auch größere Möbelstücke und Geräte können nicht präsentiert werden. "Dafür richten wir eine Pinnwand ein", sagt Oßwald. Und: Aus hygienischen Gründen werden keine Matratzen, Kissen oder Federbetten angenommen. "Fast alles, nur abgelegte Ehemänner nehmen wir nicht", formuliert es Ehrhardt-Odörfer humorvoll.


Eröffnung
Donnerstag, 2. März, um 16 Uhr

Öffnungszeiten

Dienstags von 9.30 bis 12.30 Uhr, donnerstags von 16 bis 19 Uhr und einmal im Monat samstags von 10 bis 14 Uhr. Der erste offene Samstag ist der 25. März.

Abgabe
Einzelne Stücke können einfach vorgebracht werden. Bei größeren Mengen empfiehlt sich eine Anmeldung per E-Mail an inao.1@web.de.