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Im Taxi durch die Forchheimer Nacht


Autor: Jennifer Opel

Forchheim, Freitag, 07. August 2015

Nachts ist viel los auf den fränkischen Straßen. In Teil 4 der Serie begleiten wir die Nachtschicht eines Taxifahrers auf dem Forchheimer Altstadtfest.
Foto: Jennifer Hauser


Freitagabend, 22.15 Uhr: Zwei junge Frauen sitzen im Taxi und gröhlen "Abenteuerland" von Pur. Keine Seltenheit, dass die Stimmung im Taxi ausgelassen ist und die Insassen angetrunken sind. Einer ist jedoch immer nüchtern - der Taxifahrer. An diesem Abend scheint es für Stefan Baptistella und seine Kollegen eine lange Nacht zu werden. Es ist Altstadtfest in Forchheim und die Taxen sind gefragt.

Als um 22 Uhr der erste Anruf in der Taxizentrale am Forchheimer Bahnhof eingeht, kann die Nachtschicht losgehen. Vier Personen möchten nach Erlangen gefahren werden, später wird sich rausstellen, dass das die Pur-Fans sind. Das Großraumtaxi düst los und - muss erst einmal warten. Das kommt häufiger vor, doch das Taxameter läuft auch weiter, bis die Feierwütigen das Haus verlassen und einsteigen.

Live-Musik während der Fahrt
Gut gelaunt steigen Cindy und Jenny ein.

Die beiden Mädels wollen mit ihren Freunden ins E-Werk. Da alle vorhaben zu trinken, nehmen sie ein Taxi. Schon nach einigen Metern im Taxi wird klar: Die Mädels haben hier das Kommando. Die Cousinen wollen heute einen draufmachen, denn Cindy ist zu Besuch in Forchheim. "Wir waren gestern zusammen beim Helene Fischer-Konzert in Nürnberg", plappert Cindy drauf los. Heute Abend erwartet die Partytruppe ein Abend mit gemischter Chartmusik in Erlangen. "Eine 90er-Party wäre uns aber lieber", erklärt Jenny. "Woaaa! Können Sie das Radio lauter drehen", fragt Cindy noch, doch dann stimmt sie mit ihrer Cousine so laut in den Pur-Klassiker ein, dass sich der Taxifahrer das lauter Drehen hätte sparen können.
Um 22.45 Uhr verlassen die Schlagerköniginnen mit ihren Freunden das Taxi. Die Fahrt geht zurück nach Forchheim - aber nicht, ohne dass die Mädels sich die Nummer des Taxi-Unternehmens notiert haben, denn auch nach Hause wollen sie mit den Baptistellas fahren. Ganz günstig ist so eine Fahrt allerdings nicht: 2,70 Euro ist der Grundpreis, jeder Kilometer kostet weitere 1,50 Euro, erklärt Reiner Baptistella. In Forchheim gibt es dabei zwei Preisstufen, sagt der Chef des Taxi-Unternehmens. Wenn die Fahrt von der Zentrale ausgeht, ist es günstiger, als wenn zuerst irgendwo hingefahren werden muss.

Die zweite Fahrt des Abends ruft das Taxi zur Bierbar " Funzl". Dort warten zwei ältere Herren, die vom Altstadtfest nach Hause wollen. Es ist 23.15 Uhr und die beiden Rentner wollen nur schnell ins Hotel. Viele Worte verlieren sie nicht, sie sind müde und haben wohl schon etwas über den Durst getrunken. In Pautzfeld angekommen verabschieden sie sich, geben ein kleines Trinkgeld und sind auch gleich wieder weg. Auf dem Weg zurück zum Bahnhof klingelt das Handy. Über Freisprechanlage wird eine Fahrt angekündigt. Wieder von der "Funzl" aus wollen Gäste nach Hause. Dort angekommen wartet das Taxi. Eine Frau mit Fahrrad kommt ans Fenster. Doch für ein Rad ist kein Platz im Wagen und so muss er die Wartende vertrösten. Sie hatte ohnehin kein Taxi bestellt. Das Taxi samt Fahrer wartet und wartet. Die beiden Männer, die das Taxi angerufen hatten, scheinen es sich anders überlegt zu haben. Es taucht niemand auf, daher führt der Weg wieder zur Zentrale.



Zurück am Bahnhof versucht gerade eine Gruppe stark alkoholisierter Männer einen anderen Taxifahrer zu bestechen. "Wenn Sie uns alle elf in einem Taxi mitnehmen, geben wir Ihnen 60 anstatt 40 Euro", versucht der Mann den Taxifahrer zu überzeugen. Sie wollen nach Nürnberg in eine Disco gefahren werden. "Ich will doch meinen Führerschein nicht verlieren", antwortet ihm der Taxler und stellt die Männer vor die Wahl: Entweder sie teilen sich auf zwei Großraumtaxen auf, oder sie bleiben eben hier.

Warten gehört beim Taxifahren dazu
Stefan Baptistella wartet währenddessen auf weitere Kundschaft. Er ist der Junior-Chef des Forchheimer Taxi-Unternehmens Baptistella und eigentlich gelernter Bankkaufmann. "Ich arbeite selten am Wochenende oder bei Nacht", sagt er, "dann kommt das Privatleben auch nicht zu kurz." An besonderen Wochenenden wie eben dem Altstadt- oder Annafest fährt er dann aber zusätzliche Schichten. Ins Unternehmen ist er eingestiegen, als sein Großvater aufgehört hat. Der Job gefällt ihm, denn er trifft viele unterschiedliche, aber auch interessante Menschen.

Die nächste Fahrt geht wieder von der Innenstadt aus. Eine Stammkundin möchte nach Hause. "Ich fahre eigentlich jedes Wochenende", sagt Anette. Sie wohnt ein bisschen außerhalb und möchte sicher nach Hause kommen - auch wenn sie mal ein Glas Wein getrunken hat. "Es ist einfach gut, wenn man weiß, wer einen fährt", sagt sie zufrieden, als sie das Taxi verlässt. Wie viel sie für die rund zehnminütige Fahrt bezahlt, wird nicht verraten - aber Stammgäste fahren zu besseren Konditionen.

Trotzdem müssen die Taxifahrer alle Fahrten dokumentieren. Dabei geht schon auch Zeit drauf. "Wir tragen die Uhrzeit, die Kilometer und die Fahrstrecke ein", erzählt Stefan Baptistella. Das Fahrtenbuch ist aber für die Abrechnung und nicht als Dokumentation für das Ordnungsamt gedacht. "Anders als bei Bus- oder Lkw-Fahrern haben wir da keine Nachweispflicht", sagt er, "wir müssen auch nicht explizit Pausen machen, da die sich beim Warten am Taxistand ohnehin ergeben."

Die letzte Fahrt der Nacht geht dann nach Wiesenthau. "Ich habe schon damit gerechnet, dass wir da noch einmal hin müssen", erzählt Stefan Baptistella während der Fahrt, "dort sind heute zwei Hochzeiten und wir haben schon einige Gäste hochgefahren." Auch dieser Gast ist redseelig und erzählt von der Hochzeit, was es zum Essen gab, und dass er früher gegangen ist als seine Frau. Am Ende der gemeinsamen Fahrt erklärt Stefan Baptistella seinen Job in wenigen Worten: "Taxifahren ist abwechslungsreich und unterhaltsam. Außerdem weiß man, dass man etwas Gutes tut, denn viele Leute sind auf uns angewiesen."