Druckartikel: Im Rathaus ist der Kaffee "fair"

Im Rathaus ist der Kaffee "fair"


Autor: Carmen Schwind

Ebermannstadt, Sonntag, 25. März 2018

Seit 2012 trägt Ebermannstadt den Titel "Fairtrade-Town". Nicht nur die Stadt fördert fairen Handel, sondern auch Geschäfte, Lokale, Kirchen und Schulen.
Fairtrade - das heißt zum Beispiel gerechte Löhne für die Arbeiter auf Kaffeeplantagen. Symbolfoto: Sean Hawkey


"Wir sind die 131. Fairtrade-Stadt in Deutschland", erzählt die Ebermannstadter Gemeindejugendpflegerin und Fairtrade-Ansprechpartnerin Katharina Lipfert stolz. Mittlerweile gibt es 529 solcher deutscher "Fairtrade-Towns". Diese Städte fördern gezielt den fairen Handel auf kommunaler Ebene und sind das Ergebnis einer Vernetzung von Personen aus Zivilgesellschaft, Politik und Wirtschaft, die sich für den fairen Handel in ihrer Heimat starkmachen.

"Mit Fairtrade unterstützt man faire Löhne für Arbeiterinnen und Arbeiter, naturnahe Landwirtschaft und Umweltschutz, hat eine lückenlose Kontrolle des Warenflusses und verhindert Gentechnik, Kinder- und Zwangsarbeit", zählt Katharina Lipfert auf. Im Dezember 2012 erhielt Ebermannstadt diesen Titel und noch immer wird hier nachhaltig agiert.

Um eine "Stadt des fairen Handels" - eine "Fairtrade-Town" zu werden, muss die Kommune nachweislich fünf Kriterien erfüllen. Zum einen muss sie einen Ratsbeschluss zur Unterstützung des fairen Handels verabschieden. Und bei allen öffentlichen Sitzungen muss fair gehandelter Kaffee oder Tee ausgeschenkt werden.

In Ebermannstadt wurde dieser Beschluss am 4. Juli 2012 gefasst. "Bei uns im Rathaus wird natürlich fair gehandelter Kaffee getrunken", erzählt Bürgermeisterin Christiane Meyer (NLE), deren Familie auch privat sehr auf Nachhaltigkeit achtet. Das zweite Kriterium ist, dass eine lokale Steuerungsgruppe gebildet werden muss. In Ebermannstadt sind das aktuell Katharina Lipfert, Veronika Herlitz, Joannis Platis, Wolfgang Lang, Alexandra Erl und Christian Kiehr. Seit diesem Jahr gehören auch noch Barbara Großmann, Jakob Grauer und Franziska Eberle dazu.

Als drittes sollen in lokalen Einzelhandelsgeschäften und in der Gastronomie Produkte aus fairem Handel angeboten werden. Hier engagieren sich beispielsweise das Café Bellini, der Kiosk EBSer Mare und der Wiesentgarten.

"Ich finde, das ist eine tolle Geschichte. Und ich bin der Meinung, dass man Nachhaltigkeit unbedingt unterstützen muss", meint Richard Wiegärtner, Pächter des Wiesentgartens. "Besonders bei Veranstaltungen achten wir auf fair gehandelte Produkte", sagt Wiegärtner. Örtliche Supermärkte und Händler machen ebenfalls mit.

"Wir verdienen da nichts dran, wir machen das rein aus Überzeugung", erzählt Wolfgang Lang vom Früchtehaus Kohlmann. Er hofft, dass die Erzeuger auch wirklich fair behandelt werden. Seine Kunden sind einerseits ältere Menschen, die die Produkte durch Veronika Herlitz nach Gottesdiensten kennengelernt haben. Andererseits sind es jüngere, sozial eingestellte Bürger, die Wert auf diese Produkte legen.

Als viertes Kriterium sollen in öffentlichen Einrichtungen wie Schulen, Vereinen und Kirchen fair gehandelte Produkte verwendet werden. Die Stadtwerke Ebermannstadt achten beispielsweise bei den Geschenken zu Weihnachten auf die Verwendung fairer Erzeugnisse; die Katholische Landvolkshochschule Feuerstein verwendet sie in der Küche oder der Katholische Frauenbund verkauft fair gehandelten Kaffee und Tee bei Veranstaltungen. "Da haben wir schon immer darauf geachtet, denn Fairness und Nachhaltigkeit sind uns sehr wichtig", sagt Gerti Zöbelein vom Katholischen Frauenbund.

Das Gymnasium Fränkische Schweiz möchte sogar den Titel "Fairtrade School" erringen. Hierzu gibt es ein Projektseminar, das von Christian Kiehr begleitet wird.

"Es gibt auch Aktionen ‚Faires Erzbistum‘ und ‚Faire Metropolregion‘. Das sind Zukunftsthemen", sagt Veronika Herlitz und erzählt, dass sie sich bereits in den 80er Jahren für fairen Handel eingesetzt hat. 2012 sei das Thema aufgrund der Initiative der damaligen Praktikantin Katharina Hofmann des ehemaligen Jugendpflegers Andreas Kirchner in den Stadtrat gegangen.

Und das letzte Kriterium ist, dass es öffentliche Aktivitäten geben soll. Die nächste Aktion wird sein, dass an Muttertag fair gehandelte Rosen verteilt werden. Im Juni wird am Historischen Markt und beim Katholischen Pfarrfest fairer Kaffee ausgeschenkt. Beim Johannisfeuer werden faire Produkte von der katholischen Jugend verkauft. Und im August gibt es die Aktion "Faires Einkaufen und Kochen mit Kindern" im Rahmen des Ferienprogramms. Ein interessantes Programm um Fairtrade wird es vom 14. bis 28. September bei der "Fairen Woche" geben.


Fairtrade-Gottesdienste

Am Sonntag, 13. Mai (Muttertag), finden folgende Fairtrade-Gottesdienste statt:
9 Uhr Kirche, Burg Feuerstein
9.15 Uhr Emmauskirche
10 Uhr Stadtpfarrkirche St. Nikolaus

Im Anschluss an den Gottesdienst werden fair gehandelte Rosen an die Gottesdienstbesucherinnen verteilt. Auf Burg Feuerstein findet an diesem Tag ein "internationaler Gottesdienst" statt. Nach den Gottesdiensten können am Verkaufsstand der katholischen Jugend als auch am Stand auf Burg Feuerstein fair gehandelte Produkte erworben werden.