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Im Park den Himmel stützen


Autor: Ekkehard Roepert

Ebermannstadt, Donnerstag, 07. Sept. 2017

Seit 30 Jahren praktiziert Maria Riediger Qi Gong. In Ebermannstadt bringt sie Menschen bei, sich geschmeidig zu bewegen - und zu lächeln.
Maria Riediger (roter Pullover, gelbe Hose) zeigt ihren Schülern im Stadtpark von Ebermannstadt, wie sie sich bewegen müssen, um "den Himmel zu stützen".  Foto: Ekkehard Roepert


Wenn Maria Riediger übt, dann legt sie gerne eine CD mit Naturgeräuschen ein. Im Sommer, am Mittwochabend, braucht sie das nicht, da versammelt sie ihre Schüler im Park unter Bäumen. Und die Spaziergänger, die zwischen 19 und 20 Uhr an der Oberen Bayerischen Gasse vorbeischlendern, mögen sich an Bilder erinnert fühlen, die man aus China kennt: "Die Chinesen üben das ja fast alle im Park", sagt Maria Riediger.

Seit 30 Jahren schon praktiziert die 63-Jährige aus Ebermannstadt Qi Gong. Und als die Deutsche Qi Gong Gesellschaft in diesem Jahr zu einer bundesweiten Sommeraktion aufrief, lud Maria Riediger an sieben Abenden in den Stadtpark ein.
Die Neugierigen kamen aus Baiersdorf, Schnaittach, Igensdorf oder Forchheim, um jene geschmeidigen und langsamen Bewegungen auszuprobieren, die den legendären Ruf haben, die Selbstheilungskräfte des Körpers zu aktivieren; Übungsfiguren mit so poetischen Namen wie "Den Himmel stützen", "Rad des Lebens" oder "Den Bogen spannen".

Die Freude an der Langsamkeit, am Fühlen und an der heilsamen Wirkung der Bewegung habe sie zu dieser Methode gebracht, erzählt Maria Riediger. Qi übersetzt sie mit "Lebensenergie", Gong mit "beständig üben".
Am letzten Übungsabend des Sommers beteiligt sich auch ein Ehepaar aus Thüringen, das gerade seinen "Aktiv-Urlaub" in Ebermannstadt verbringt. "Ich habe darüber im Internet gelesen. Auch, dass man keine Vorkenntnisse braucht, da fühlte ich mich eingeladen", sagt die Frau. "Ja, wir machen jetzt einfach mit", sagt ihr Mann.
Das Einfache ist es, was den Einstieg erleichtert. Doch wer dann Riedigers Brokat-Übungen folgt, merkt schnell, dass es einfacher aussieht, als es sich anfühlt. Die Bewegungen werden an einen bestimmten Atem-Rhythmus gekoppelt und es gibt vieles gleichzeitig zu beachten: Die Schultern locker lassen, das Becken nach unten schieben, während die Arme nach oben gehen - "und immer begleitet uns ein Lächeln", fordert Maria Riediger die Übenden auf. Und tatsächlich, wann immer man zu ihr hinübersieht, sie lächelt.

"Bei Ihnen sieht das alles so fließend aus", wendet sich eine Teilnehmerin nach der Stunde etwas ratlos an die Qi Gong-Lehrerin. "Wissen Sie, wie lange ich das schon mache", erwidert Maria Riediger.
Martina Peter aus Baiersdorf und ihre Freundin Silke Werner haben die gesamte Sommerreihe mitgemacht. "Total entspannend", urteilt Martina Peter. "Wenn du hier mit Kopfschmerzen ankommst, dann sind die nach einer Stunde weg." Und Silke Werner, die mit ihrer Freundin auch Yoga und Pilates praktiziert, nahm den wöchentlichen Weg von Poxdorf auf sich, weil sie die "leichte und schöne Art" von Maria Riedigers Qi Gong schätze.


Eine Welle für den Alltag

Die Geschwister Isabell Kemmerth und Madeleine Lohs sind die einzigen Gäste, die aus Ebermannstadt kommen. Qi Gong habe sie bisher nur zu Hause "über You Tube" geübt, sagt Isabelle: "Aber hier direkt in der Natur, das ist toll und was ganz anderes." Helga Baumann aus Igensdorf findet Qi Gong so wirksam, dass sie nun schon seit sechs Jahren dabei bleibt. "Wenn ich mal keine Zeit dafür finde, fehlt mir was." Sie habe eine Grundübung sogar in ihren Alltag integriert - die Welle. "Das mach ich auch beim Kochen", erzählt Helga Baumann.
Die Welle zeigt Maria Riediger auch am letzten Abend der Qi Gong Sommerreihe. Dabei werden die Knie locker gehalten und der ganze Körper bewegt, indem das Gewicht fortwährend von den Zehen zu den Fersen verlagert wird - und zurück. Maria Riediger ist überzeugt, dass solche Übungen nicht nur die Energie zum Fließen bringen. Sondern irgendwann das ganze Leben beeinflussen. Qi Gong habe ihr Leben verändert: "Ich bin klar und treffe leicht Entscheidungen."