Im Neunkirchner Freibad wird alles neu
Autor: Petra Malbrich
Neunkirchen am Brand, Mittwoch, 28. Sept. 2016
Für eine Million Euro renoviert Neunkirchen sein Freibad. Die Gemeinde will so dem Schicksal einer Nachbargemeinde entgehen.
Mit Atemschutzmasken und einem Presslufthammer bewaffnet, bearbeiten zwei Mitarbeiter einer Firma Wände und Fußboden des Freibads in Neunkirchen. Staub wirbelt auf, als die Farbe von den Wänden geschlagen wird.
Es ist Farbe, die vor nicht einmal einem halben Jahr von den Mitglieder des Fördervereins an einem trüben Samstagmorgen stundenlang an die Wände des Beckens gestrichen worden ist. Wehmut darüber kommt aber sicher nicht auf. Vielmehr sind die Arbeiten der Beginn langersehnter Renovierungsmaßnahen.
"Die Bürger sind sehr froh, dass das Bad saniert wird", glaubt Neunkirchens Bürgermeister Heinz Richter (FWG). Entsprechende Aussagen seien an ihn jedenfalls herangetragen worden. Von dieser Baumaßnahme, die ungefähr eine Million Euro kostet, erhofft sich Richter eine langfristige Lösung für das Freibad. Mit dieser Maßnahme wird gleichzeitig der zweite Bauabschnitt eingeleitet. Der erste fand schon vor ungefähr fünf Jahren statt, als ein Technikhaus mit einer neuen Wasseraufbereitung errichtet und installiert worden sind.
Seit 1953 in Betrieb
"Hätten wir das nicht gemacht, wäre es uns wie den Gräfenbergern ergangen", ist Zweiter Bürgermeister Martin Mehl (CSU) überzeugt. Dort hat das Gesundheitsamt zu hoher Chlorwerte wegen das Bad gesperrt. Und auch das Neunkirchner Freibad war bisher nicht DIN-konform. Als Löschwasserbehälter war es einst konzipiert worden. Dann hat man es recht kreativ durch einen Beckenkopf und Sprungblöcken zu einem funktionierenden Freibad erweitert. "Seit 1953 ist es so wie jetzt im Betrieb", sagt Mehl. Der große Steinblock mit der Jahreszahl als Erinnerung soll auch am neuen Freibad wieder angebracht werden. Doch zunächst sind die Arbeiter damit beschäftigt, die Farbe von den Wänden zu klopfen. Das Kinderplanschbecken ist schon frei. Diese aufwendigen Arbeiten sind notwendig, denn mit dem Beton darf die Farbe nicht entsorgt werden. "In der Farbe ist PCB, also Weichmacher, drin. Ein Gutachten wurde erstellt, um auch die anderen Stoffe zu erfahren und um es dann entsorgen zu können", sagt Matthes Marian. Er ist der zuständige Betriebsleiter.
Ein Bagger steht am Fußende des 33 Meter mal 15 Meter großen Freibads. Pflastersteine türmen sich neben seiner Schaufel. In den vergangenen zwei Wochen haben die Arbeiter bereits die Pflaster herausgenommen und die die Dichtungsmasse zwischen den Betonplatten am Boden des 3,20 Meter tiefen Freibads entfernt.
Zwischen drei und fünf Arbeiter sind täglich auf der Baustelle. Es muss übergangslos gearbeitet werden. Der Zeitplan ist strafft. "Dann kommt der gesamte Beckenkörper heraus, auch der Boden wird tiefer gesetzt", informiert Mehl. Ein Loch steht dann sozusagen in der Landschaft. Aber nicht lange. Eine Edelstahlwanne soll als neues Schwimmbecken eingesetzt werden. "Das ist deutlich pflegeärmer und auch langlebiger als Fliesen", erklärt der Zweite Bürgermeister.
Nicht mehr so tief
Das Becken misst dann nur noch 25 Meter auf 12,5 Meter, ist aber DIN-gerecht. Aufgrund der relativ starken Böschung wird das Becken mindestens die Hälfte herunter genommen. Es wird damit leichter erreichbar und nicht mehr ganz so tief. "Der tiefe Bereich ist dann oben", erklärt Mehl. Das Schwimmbecken wird also gedreht. Das Planschbecken, derzeit noch seitlich des großen Schwimmerbeckens, wird komplett entfernt und als Verlängerung an das jetzige tiefe Becken gebaut. Dafür sind zwei Liegeterrassen oben am Bad geplant. Diese neue Anordnung der Schwimmbecken hat laut den Verantwortlichen klare Vorteile: Einen Barriere freien Zugang und eine Edelstahleinstiegstreppe, damit auch Gehbehinderte gut ins Becken kommen. Ein festes Sonnensegel im künftigen Planschbeckenbereich sorgt zugleich für Schatten bei heißen Temperaturen.
Bis vor wenigen Jahren gab es auch eine Zwei -Meter-Rutsche. Doch die intensive Sonneneinstrahlung bleib an dem Werkstoff nicht ohne Spuren. "Die Wasserwacht und der Förderverein sprachen sich bei der Konzeption des neuen Beckens wieder für eine Rutsche aus", sagt Mehl. Diese soll die Attraktivität des Bades noch weiter erhöhen.
Auch die Außenanlagen sollen bis Ende Mai - dann, wenn die neue Badesaison beginnt - angelegt sein. Mit Geld unterstützen wird der Förderverein Finanzierung der Solarthermie-Anlage auf dem Sanitärumkleidetrakt.
Die dafür notwendigen Anschlüsse wurden schon beim ersten Bauabschnitt vorgesehen. "Das Wasser vom Planschbecken kann anders gesteuert werden als das des großen Beckens. Das Planschbecken ist wärmer", erläutert Mehl, der als Vorstand der Wasserwacht auch die Aufsicht im Freibad mit seinen Kollegen übernimmt.