Druckartikel: Im hohlen Baum wohnen Fledermäuse in der Unteren Mark bei Heroldsbach

Im hohlen Baum wohnen Fledermäuse in der Unteren Mark bei Heroldsbach


Autor: Mathias Erlwein

Heroldsbach, Mittwoch, 06. Mai 2015

Die kleinen Säuger fühlen sich im Markwald offensichtlich wohl. Dort lebt sogar eine Art mehr Fledermäuse als im Nationalpark Bayerischer Wald.
Förster Erich Daum bringt einen Batcorder aus. Das Gerät fängt Ultraschalltöne ein. Im Hintergrund ist ein Totholzstumpf zu erkennen - ein optimales Quartier für Fledermäuse.


Das neu eröffnete Bayerische Fledermauszentrum in Heroldsbach dokumentiert das Leben der lautlosen Flugkünstler und Jäger. Wer die hochentwickelten Säugetiere in ihrem natürlichen Lebensraum beobachten will, muss ein paar Kilometer weiter - in den Wald. Im Staatswald der Unteren Mark, den Revierförster Erich Daum von den Bayerischen Staatsforsten betreut, sind neuesten Erhebungen zufolge 17 der aktuell 22 in Bayern nachgewiesenen Fledermausarten heimisch.

"Im Nationalpark Bayer ischer Wald sind es 16. Das zeigt, wie optimal bei uns der Lebensraum für die vielfältigen Fledermausarten ist", betont Förster Daum bei seinem Rundgang zu den einzelnen Stationen in seinem Revier. An markanten Punkten werden regelmäßig im Frühjahr, Sommer und Herbst an mehreren Tagen die Bestände gezählt.

Das Auslesen der digitalen Daten aus den Batcordern heißt heute Fledermaus-Monitoring.

Die technischen Geräte fangen Ultraschalltöne der Umgebung ein. Mit einem Computerprogramm können die für das menschliche Ohr nicht hörbaren Töne den jeweiligen Arten zugeordnet werden.


Enge Kooperation

Die Bayerischen Staatsforsten arbeiten dabei eng mit der Unteren Naturschutzbehörde zusammen. Erich Daum stellt die Geräte am Abend an den vorher abgesprochenen Waldecken auf und sammelt sie dann am nächsten Morgen wieder ein. Drei Tage nacheinander wird die Prozedur wiederholt.

So konnten mittlerweile 17 vorkommende Fledermausarten in der Unteren Mark nachgewiesen werden. Darunter auch seltene Arten wie die Mopsfledermaus oder die Bechsteinfledermaus. Eine Messung gilt dann erst als bestätigt, wenn mehr als drei Anflüge auf einen Batcorder registriert sind.

"Damit werden Mess-Ungenauigkeiten so gut wie ausgeschlossen", erklärt Daum. Der Förster kam 1991 in das Revier. Schon damals seien Erhebungen über Fledermausvorkommen gemacht worden, berichtet er.


Bessere Methoden

Mit Nistkästenkontrollen geschah das früher. Das war aufwendig und auch die Zuordnung zu den einzelnen Arten gestaltete sich schwierig.

Die digitale Erfassung ist wesentlich genauer. Auch wenn die Batcorder nur ein Areal von etwa zehn Metern erfassen. Deswegen ist die Standortwahl für die Messstationen wichtig.

In der Unteren Mark finden die Fledermäuse einen optimalen Lebensraum vor: Laub- und Nadelwald, viele Wasser- und Freiflächen. "Das bedingt die große Vielfalt der Arten bei uns", ist sich der Förster sicher. Nistkästen für Fledermäuse stellt er schon lange nicht mehr auf. Erich Daum setzt auf den natürlichen Lebensraum der Tiere. An vielen Stellen wurden Eichen auf sieben, acht Metern Höhe gekappt und die Baumstümpfe stehengelassen.


Höhlenbäume

Die daurch entstehenden Rindentaschen dienen als optimale Quartiere für Fledermäuse, ebenso wie liegengebliebene Totholzstümpfe und Höhlenbäume. Für Erich Daum ist der Wald mehr als nur Holzertrag. Er ist ein vielfältiger und schützenswerter Lebensraum mit dem verantwortungsvoll umgegangen werden muss.

Da passt es ganz gut, dass Staatsminister Helmut Brunner unter dem Motto "Nachhaltig schützen und nutzen" das Jahr 2015 zum Aktionsjahr Waldnaturschutz ausgerufen hat. (erl)