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Im Gräfenberger Kindergarten liegt vieles im Argen


Autor: Petra Malbrich

Gräfenberg, Mittwoch, 29. Juli 2015

Die Zustände im Gräfenberger Kindergarten sind vielen Eltern schon lange ein Dorn im Auge. Auf einer Sitzung des Kirchenvorstands hat sich ihr Unmut jetzt entladen. Die neue Pfarrerin scheint die Botschaft verstanden zu haben.
Wasserflecken, eine gesperrte Küche und eine beschädigte Malecke; die Verhältnisse im Kindergarten sind zum Teil desaströs. Fotos: Petra Malbrich


Schon der Eingangsbereich des Gräfenberger Kindergartens gleicht eher einer Bahnhofshalle. Als ein Vater etwas durchs Fenster reichen wollte, erhielt er zur Antwort, man könne es nicht öffnen, da sich das Fenster sonst nicht wieder schließen lässt.

Die Toiletteneinrichtungen müssten in einem Kindergarten alle fünf Jahre gewechselt werden, was in Gräfenberg aber in den vergangenen elf Jahren nicht geschehen ist.

Ihrem Unmut verschafften sich nun Eltern und der Elternbeirat in der Kirchenvorstandssitzung Luft. Sie warfen der Trägerschaft provokant Unfähigkeit vor. So fehlten auch Bücher und die Küche sei derart marode, dass sie für die Kinder gesperrt worden ist.

Demo bei Nekolla

"Die Kinder haben schon beim Bürgermeister Hans-Jürgen Nekolla (SPD) demonstriert. Er sagte zu, die Hälfte für eine Küche zu bezahlen, wenn den Rest der Träger, die Evangelische Kirche, übernimmt. Der Träger aber verweist auf den Neubau", monierte Elternbeiratsvorsitzende Yvonne Koch.

Dass sogar Spendengelder eingegangen sind, haben die Erzieherinnen nun erfahren. Die ortsansässige Brauerin Sieglinde Merkel-Friedmann beispielsweise spendet regelmäßig für den Kindergarten. Gebraucht werde vieles, zum Beispiel ein neuer Puppenwagen. "Es ist nicht gut, wenn wir gefragt werden, was wir für die Spende gekauft haben. Und wir dann fragen müssen, um welche Spende es sich überhaupt handelt", sagt eine Erzieherin.

Die Liste der Beschwerden seitens der Eltern und des Elternbeirats ist lang. Viele ihrer Fragen sind noch ohne Antwort. Vor allem die Frage, ob der Kindergarten saniert oder ob ein neuer gebaut wird und in welchem Zeitrahmen die versprochene Verbesserungen ausgeführt werden.

Denn bislang hatte es den Anschein, dass der Träger sich überhaupt nicht um die Probleme in und um den Kindergarten kümmert. "Wie rechtfertigt es die Kirche, dass der hohe Kindergartenbeitrag, den wir Eltern zahlen, ohne Gegenleistung ist?", will der Vater Norbert Wiedel wissen. Seit 35 Jahren sei der Kindergarten quasi unverändert, während die neu gebaute Krippe in einem hervorragenden Zustand sei.

Rettung der Kirche

Diese Krippe ist auch einer der Gründe für die momentane Situation am Kindergarten. "Als die Generalsanierung des Kindergartens anstand, musste die Kirche gerettet werden.

Die Statik war brutal geschädigt, sodass die Kirche fast auseinandergefallen wäre. Dann musste die Kinderkrippe gebaut werden. Es gab die staatliche Zusicherung auf einen Kinderkrippenplatz, da die Stadt kein Geld hatte", erklärt Kirchenvorstand Jochen Schleicher. Kirchenvorstand und Stadtrat Matthias Striebich (Grüne) verweist zudem auf die leeren Kassen der Stadt. Im Stadtrat habe es ebenfalls Diskussionen gegeben, da die Stadt einen Teil der Sanierungskosten übernimmt. "In der Stadt herrscht mehrheitlich die Tendenz, dass man die Hälfte übernimmt. Doch nun sagte der Kämmerer, dass es statt der 80 Prozent Zuschuss für die Stadt nur 70 Prozent gibt."

Er wünsche sich daher von der Trägerschaft, dass diese die zehn Prozent Differenz zusätzlich übernimmt und dass der Neubau oder die Generalsanierung des Kindergartens nun oberste Priorität haben müsse. "Es muss nun Schlag auf Schlag gehen", sagt Striebich. Er selbst möchte, dass im Jahr 2017 ein neuer Kindergarten eröffnet wird.

Sobald die Dekanatsstelle neu besetzt sei, müsse das Thema forciert werden, um die Planungen bis Ende des Jahres abschließen zu können. Ob es dann zu einem Neubau komme oder eine Sanierung vorgenommen werde, hänge auch von den Kosten ab. Die Stadt sei aufgrund der staatlichen Strukturhilfe angehalten, die wirtschaftlich günstigere Lösung zu wählen.

Erste Schritte

Eine bessere Kommunikation schlug Stadtrat Lars Laufer (CSU) vor. Er vertrat die Eltern bei der Sitzung.
Einen Anfang hat Pfarrerin Ruth Neufeld bereits am Tag nach der Sitzung gemacht. Sie hat nun die Verantwortung der Trägerschaft übernommen und ein Schreiben an Elternbeirat und Eltern herausgegeben. Darin versprach sie, mit ausreichend Personal ins neue Kindergartenjahr zu starten. Außerdem wurden die Erzieherinnen nach ihren Wünschen bezüglich Sanierung oder Neubau befragt.