Igensdorfer Kulturfans gründen einen neuen Verein
Autor: Petra Malbrich
Igensdorf, Donnerstag, 26. Februar 2015
Kultur bedeutet nicht nur klassische Veranstaltungen, Brauchtum und Traditionen. Um alle Interessen der unterschiedlichen Altersklassen abzudecken, braucht es eine Alternative.
Über das Röschen, das verborgen am Waldrand blüht, wird man nichts hören. Eher über das Leben, das "Gott sei Dank" keine Waldorfschule ist, oder beispielsweise über Latein, das viele Schüler jahrelang lernen mussten, um festzustellen, dass sie in Lateinamerika Latein nicht brauchen konnten.
Eine Mischung aus Kabarett und Comedy, eine Veranstaltung mit Riesenunterhaltungswert, das ist Poetry Slam und zugleich das erste Angebot des alternativen Kulturvereins (AKVI) in Igensdorf. Mit dem AKVI soll auch die moderne Kunst abgedeckt werden. Ein Vorgeschmack ist der Poetry Slam, der bereits im vergangenen Jahr viele Besucher anlockte. Modern muss nicht ausschließlich experimentell sein.
Mit Klassischem gut bedient
"Was die klassischen Events betrifft, ist der Markt Igensdorf vorbildlich aufgestellt", lobt Jürgen Gajowski, AKVI-Vorsitzender, und nennt den Kultur sommer mit den Bläser- oder Klavierkonzerten oder die Trachtengruppe, die beim Maitanz das Brauchtum repräsentiert, als Beispiele. Doch Kunst sei mehr als traditionelle Veranstaltungen, finden die Vereinsmitglieder, die, wenn man die Resonanz auf die Neugründung bewertet, vielen Bürgern aus dem Herzen sprechen. "Wir sind für alles offen. Alles, was ankommt oder auch aus dem Rahmen fällt", betont Gajowski das Vorhaben, die Kunst hier moderner zu gestalten. Poetry Slam ist da so ein Beispiel, das viele Menschen kennen.
Im Kreise der "Grünen" - Zweiter Vorsitzender Günter Lang ist für die Grünen im Gemeinderat - wurde bereits im vergangen Jahr ein Poetry Slam organisiert und mit überwältigendem Erfolg angenommen. 150 Leute sind gekommen, um den Poeten unter den Normalbürgern zuzuhören.
Zur modernen Kunst solle jeder Zugang haben, finden die Vorstandsmitglieder, weshalb vor eineinhalb Monaten der neue Kulturverein gegründet wurde und bereits viel Zuspruch erhielt. Auch der CSU-Landtagsabgeordnete Michael Hofmann schickte einen Brief, in dem er Unterstützung zusagte.
Das große Ziel des Vereins ist es, mit den geplanten Veranstaltungen die Kulturhalle ein bis zwei Mal im Jahr zu füllen. Momentan friste sie eher dahin. Warum nach Nürnberg oder in andere Städte fahren, wenn mit der Kulturhalle eine geeignete Lokalität, die 500 bis 600 Besuchern Platz bietet, gegeben ist?
Kunstverdrossenheit? Fehlanzeige!
Eine Kunstverdrossenheit unter den Bürgern kann Jürgen Gajowski jedenfalls nicht spüren. "Dadurch dass die Gemeinde viel Geld investiert, um die Kultur nicht verkümmern zu lassen, ist ein geschärftes Kulturempfinden da", freut sich der Vorsitzende. Bei manchen traditionellen Veranstaltungen seien weniger Besucher zu verzeichnen als noch einige Jahre zuvor, was auf den Wunsch nach neuen kulturellen Angeboten schließen lasse. Kabarett wäre ein Beispiel. Größtenteils die 30-Jährigen bildeten vergangenes Jahr beim Poetry Slam das Publikum. Die Ortslage jedenfalls sei ideal, um Publikum aus Gräfenberg, aber auch aus Eckental anzusprechen.
Und zugleich zeigen diese Ziele die Problematik eines noch jungen Vereins auf: Künstler, Angebote und Unterhaltung auf einem hohen Niveau zu bieten, um Besucher anzulocken. Zugleich sollen diese Künstler und Veranstaltungen bezahlbar sein.
Deutlich herauszustellen, dass AKVI keine Konkurrenz zum bestehenden Kulturverein ist, war den Gründungsmitgliedern wichtig. Doch wer die Ideen für das Programm als Zielsetzung des Vereins kennt, wird den neuen Verein ohnehin nicht in eine Schublade mit dem bestehenden Kulturverein stecken. Jeder bietet Kultur auf einem hohen Level und ergänzt mit den unterschiedlichen Programmen die Ansprüche und Interessen der Bürger.
Ironie und Schmunzeln
Wer die Igensdorfer Theatertage mag und sich die Stücke der Lustigen Laien anschaut, kann zugleich Interesse an Geschichten haben, die über das Studentenleben, das Miteinander, die Raucher erzählen oder darüber, wie ein Außerirdischer die Menschen sieht. Sozialkritische oder gesellschaftsspezifische Themen müssen nicht ernst umgesetzt sein. Ein wenig Ironie wie beim Kabarett, ein wenig zum Schmunzeln wie bei Comedy. "Wir konnten Profis gewinnen", freut sich Gajowski auf den nächsten Poetry Slam. In der Szene kein Unbekannter ist Michael Jakob, der im Vereinsheim in Rüsselbach moderieren wird. Aber auch andere hochkarätige Poeten wie Hinnerk Köhn, Leonie Warnke, Philipp Potthast oder Lukas Spranger sind dabei. Natürlich auch die Otto Normalbürger aus Igensdorf und den anderen Orten, die ihre Geschichten zum Besten geben wollen. Für weitere Angebote, eines soll in diesem Jahr auf jeden Fall noch folgen, wurden bereits Kontakte zu den lange etablierten Vereinen geknüpft.