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"Ich wurde von Gott berufen"


Autor: Andreas Hofbauer

Ebermannstadt, Freitag, 27. Mai 2016

Pater Norbert Hofmann arbeitet im Vatikan an der Seite von Papst Franziskus. In diesen Tagen besucht der 57-jährige Geistliche seine Ebermannstadter Heimat.
Pater Norbert Hofmann besucht in diesen Tagen seine Heimat in Ebermannstadt.  Foto: Andreas Hofmann


Pater Norbert Hofmann (57 ) ist das Privileg zuteil geworden, Seite an Seite mit dem Papst arbeiten zu dürfen. Er arbeitet als Sekretär der Päpstlichen Kommission für die religiösen Beziehungen zum Judentum.
Bei seinem jüngsten Aufenthalt in der Heimat hat er sich der gebürtige Ebermannstadter zudem bereit erklärt, die Fronleichnamsprozession in Ebermannstadt mitzugestalten.

Worin besteht der Unterschied der Fronleichnamsprozession in Ebermannstadt und in Rom?
Norbert Hofmann: In Italien ist der Donnerstag kein Feiertag. Die Fronleichnamsprozession findet deshalb am darauf folgenenden Sonntag statt. Der Papst hält die Prozession am Abend. Ansonsten gibt es keine signifikanten Unterschiede. 1#googleAds#100x100

Wann ist Ihre Entscheidung gefallen, Geistlicher zu werden? Gab es aus Ihrer Sicht überhaupt eine Alternative zu diesem Beruf?
Man fällt in dieser Hinsicht keine Entscheidung. Ich wurde von Gott berufen. Also war es an mir, diesem Ruf Gottes zu folgen. Wäre dies nicht passiert, hätte ich vermutlich weiter Mathematik studiert und als Lehrer gearbeitet.

Wie kommt es, dass Sie als Experte für das Judentum in Reichweite des Papstes Ihre Arbeit verrichten dürfen? Wird man dazu auch berufen?
Ja, man wird berufen. Bei mir war es so, dass ich aufgrund meiner Doktorarbeit von meiner damaligen Universität empfohlen wurde. Ich hatte mir bereits damals fundiertes Wissen über die jüdischen Schriften angeeignet, welche neben dem alten Testament auch Thema meiner Doktorarbeit waren.

Was genau machen Sie im Vatikan?
Ich führe den Dialog mit den Juden und über das Judentum weltweit. Ich befinde mich faktisch im ständigen Austausch mit den entsprechenden Gremien. Unterstützt werde ich dabei von meinem Kardinal Kurt Koch aus der Schweiz.

Wird im Vatikan auch über den akuten Mangel an Geistlichen diskutiert?
Natürlich wird im Vatikan sowohl die Lokal- als auch die Universalebene diskutiert. Es ist ja nicht so, als säßen wir nur in unseren kleinen Glaskugeln und bekämen nichts vom Weltgeschehen mit (lacht).

Wie hat die katholische Kirche vor, die Gemeinden mit Geistlichen zu versorgen?
Nun, das ist schwierig. Es ist ja nicht so wie bei Firmen wie Siemens, dass wir uns Pfarrer aussuchen könnten. Sie müssen von Gott berufen worden sein und diesem Ruf dann auch folgen. Dieses Problem liegt also in Gottes Hand.

Ist die verstärkte Mitarbeit von Laien in der Kirche hilfreich?
Laien haben alle Möglichkeiten, die Kirche zu unterstützen. Sie besitzen ja ihr eigenes Charisma. Wir unterscheiden da in priesterliches und freiwilliges Charisma. Die Zusammenarbeit muss im Vordergrund stehen.

Ist das Priesteramt für Frauen eine Alternative?
Das Priesteramt ist den Männern vorbehalten. Da gibt es auch keinen Spielraum. Wohl wurde aber bereits darüber diskutiert der Frau ein Diakonat zu ermöglichen. Ergebnisse gibt es allerdings noch keine.

Ist der Priestermangel ausschließlich ein deutsches Problem?
Nicht unbedingt ein deutsches, aber ein regionales Problem. Einen Priestermangel gibt es zwar auch in anderen Ländern, aber in Deutschland ist er besonders ausgeprägt.

Welche Stellung bezieht die katholische Kirche zu den vielen Missbrauchsfällen Minderjähriger in den vergangenen Jahren?
Dazu hat bereits Johannes Paul II. eine klare Stellung bezogen. Natürlich sind solche Fälle tragisch, aber sie werden von den Medien auch aufgeblasen. Nur Sensationsmeldungen sind gute Meldungen. Faktisch gibt es aber neue Richtlinien sowie Kommissionen, die dafür Sorge tragen, dass sich solche Dinge nicht mehr wiederholen.

Wie ist Ihre Beziehung zu ihrer Heimat hier in Ebermannstadt?
Ich würde sie als sehr gut bezeichnen. Ich habe hier sehr viele Freunde, Meine Schwester und meine Mutter leben hier. Auch bin ich vergleichsweise oft hier in der Umgebung und gehe spazieren.

Wie lange bleiben Sie diesmal?
Ich bin am Mittwochabend angekommen und werde Sonntagmittag wieder abreisen.

Wie sehen Ihre Pläne für aus?
Am Samstag ist das 140. Jubiläum der Feuerwehr Ebermannstadt. Dort werde ich die Festpredigt und Sonntagmorgen die Flurprozession halten. Gegen Mittag wieder auf den Rückweg nach Rom.

Wie stehen ihre Chancen, einmal Papst zu werden?
(Auf keinen Fall. Ich möchte weder Bischof noch Papst werden. Das wäre mir ein zu starker Einschnitt in die Freiheit und auch in die Freizeit.

Das Gespräch führte
Andreas Hofbauer.