Druckartikel: "Ich kann den Gläubigern im Moment nicht viel Hoffnung machen"

"Ich kann den Gläubigern im Moment nicht viel Hoffnung machen"


Autor: Jennifer Opel

Forchheim, Dienstag, 10. Mai 2016

Zuerst ein Gerücht, mittlerweile ist es bestätigt: Der H+E Ticketservice am Forchheimer Paradeplatz ist insolvent. Jetzt spricht der Insolvenz-Gutachter.
Insolvent: Der H+E Ticketservice Foto: Josef Hofbauer


Am Montag war es noch ein Gerücht, mittlerweile ist es bestätigt: Der "H+E Ticketservice" am Forchheimer Paradeplatz ist insolvent. Offiziell verkündet hatte dies der Inhaber selbst - mit einem Aushang im Laden. Auf diesem Schriftstück ist auch die Adresse des Insolvenz-Verwalters, Rechtsanwalt Harald Schwartz, angegeben. An diesen sollen sich die Geschädigten wenden.


Seit Freitag betraut

Auf Nachfrage bestätigte Schwartz, dass er aktuell als Insolvenz-Gutachter eingesetzt sei. Mit der Sache sei er seit Freitag betraut. "Es läuft gerade das Insolvenz-Antragsverfahren", sagt Schwartz, "das Gericht hat ein Gutachten beauftragt, das ich jetzt anfertige. Im Normalfall ist es dann in Bayern so, dass der Insolvenz-Gutachter anschließend Insolvenz-Verwalter wird."

Schwartz erwartet noch in dieser Woche die "Anordnung einer vorläufigen Insolvenz", wie es im Juristen-Deutsch heißt.

"Wir haben eine Liste vorliegen", erklärt Schwartz, "anhand der wir die Kreditoren kontaktieren." Dies werde auf allen möglichen Wegen sein. Trotzdem sei nicht gewährleistet, dass alle Gläubiger angeschrieben werden können. "Allgemein - nicht nur in diesem Fall - ist es so, dass in den letzten Wochen vor der Insolvenz die Buchhaltung vernachlässigt wird oder der Unternehmer den Überblick verliert", sagt der Insolvenz-Gutachter, "so schleichen sich oft Fehler ein und nicht alle Kreditoren werden gefunden. Diese sollen sich dann beim Insolvenzverwalter melden."

Die Bestandsaufnahme könne sich mehrere Wochen hinziehen, erklärt der Rechtsanwalt. "Es ist zu klären, wer tatsächlich Anspruch hat und was an Vermögen da ist." Alexander Debes von der Forchheimer Polizei spricht am Dienstagnachmittag von sieben eingegangenen Anzeigen wegen Betrugs. "Wir rechnen damit, dass sich in den nächsten Tagen noch mehr melden", sagt er, "wir sind aber erst am Anfang der Ermittlungen und können dazu sonst noch nichts sagen."

Eine Anzeige kann jeder Betroffene aufgeben. "Fürs Zivilrechtliche ist es vorteilhaft, wenn man einen Anwalt hat, für die einfache Anzeige braucht man aber keinen", erklärt Debes.

Indes bedauert Schwartz, dass er den Gläubigern im Moment nicht viel Hoffnung machen kann: "Es kann schon sein, dass sie vor Gericht recht bekommen, nur ob es was zu holen gibt, das steht auf einem anderen Blatt."
Im weiteren Insolvenz-Verlauf sei es normalerweise so, dass ein Unternehmen am Laufen gehalten werden soll. "In diesem Fall geht das aber nicht, weil Herr Heim als Alleinunternehmer aktuell nicht in der Lage ist zu arbeiten", erklärt der Insolvenzgutachter, "als ich mit ihm gesprochen habe, war er fix und fertig."

Bei "H+E Ticketservice" handele es sich um eine Unternehmensinsolvenz, erklärt Schwartz, bei Peter Heim, dem Unternehmer, sei aber nichts getrennt. "Er haftet mit allem, auch mit seinem Privatbesitz", so der Rechtsanwalt, "das weiß er aber."