Er wog 300 Kilogramm: Trommler der "Altneihauser Feierwehrkapelln" spricht über Fettleibigkeit
Autor: Pauline Lindner
Forchheim, Freitag, 25. Oktober 2019
Beim Aktionstag des Klinikums Forchheim berichtete Reinhard Stummreiter von der "Altneihauser Feierwehrkapelln" und seinem Bemühen, abzunehmen.
Es klang nach einem gut geschriebenen Sketch, was Reinhard Stummreiter beim Zweiten Adipositas-Aktionstag des Klinikums Forchheim über seine Erlebnisse auf dem Operationstisch in einer Schwabacher Klinik erzählte.
Wie die "zierliche Frau mit dem Hammer" zu seiner Lebensretterin wurde, weil sie mit technischem Geschick den nahezu überlasteten Tisch in die für die Operation richtige Stellung brachte. Der Trommler der "Altneihauser Feierwehrkapelln" wog zu diesem Zeitpunkt fast 300 Kilogramm und es war sein zweiter Anlauf, die angefutterten Zentner loszuwerden.
Der noch immer gewichtige Stargast (über 150 Kilogramm) beschrieb mit trockenem Humor, wie er in einer äußerst schwierigen Lebenssituation zum "Massenesser" und "Ess-Alzheimer " wurde. "Kaum war etwas im Magen, hatte ich vergessen, dass ich gerade gegessen hatte". So verdrückte er drei Leberkässemmeln und zwei Nusshörnchen, ehe er sich bei Kapellenchef Norbert Neugirg einfand.
Essend durch den Tag: Kein Sättigungsgefühl
"Ich arbeitete mich essend durch den Tag." Auf 10 000 bis 12 000 Kilokalorien kam der 39-Jährige seiner Schätzung nach täglich. Das Gefühl, satt zu sein, war ihm völlig verloren gegangen.
Das kann Gerd Säuling von der Adipositas-Selbsthilfegruppe Forchheim-Bamberg gut nachvollziehen. "Ab einem gewissen Übergewicht wird es zu einem Perpetuum mobile. Der gewichtsbedingte höhere Grundumsatz führt zu noch mehr Kalorienzufuhr. Das Gewicht steigt weiter und die Bewegungsmöglichkeiten sinken."
Neugirg, so trug Stummreiter aus seinem Buch "Meine fetten Jahre sind vorbei" vor, gab ihm entschieden den ersten Impuls, abzunehmen. Er verordnete ihm eine Zwangspause als Trommler und die Musikerkollegen gaben das Preisgeld eines Kulturpreises für die Ernährungsumstellung ihres Trommlers aus. Über ein Vierteljahr ernährte er sich von flüssiger Diätnahrung. Von 280 Kilo sank sein Gewicht auf 238; da durfte er wieder die Schlägel in die Hand nehmen.