ZirkArt in Forchheim: Hut ab vor diesem Festival
Autor: Ekkehard Roepert
Forchheim, Montag, 12. Sept. 2016
Die über 10.000 Besucher beim ZirkArt-Festival in der Forchheimer Altstadt bestaunten auch drei Forchheimer Künstler.
Nachdem Sonntag Nacht die letzte Fackel der Feuer-Performance auf der Rathausbühne erloschen war, begann für das ZirkArt- Organisationsteam eine zweite Nachtschicht. Bis 1 Uhr arbeiteten die 70 Helfer, um die Bühne abzubauen und die 800 Stühle aufzuräumen. "Ich bin immer wieder begeistert von den Helfern", schwärmte Festival-Leiter Lorenz Deutsch am Montagmorgen, als die letzten ZirkArt-Relikte vom Wochenende abtransportiert wurden.
Lorenz Deutsch war gedanklich schon mit der "nächstes-Mal-besser-machen-Liste" beschäftigt. Bei ZirkArt 2018 (wieder in der zweiten Septemberwoche) soll das Festival-Büro nicht erst am Tag der Gala aufgebaut werden - "damit wir am ersten Festival-Tag sofort handlungsfähig sind". Auch das Gastro-Konzept soll weiter verbessert werden. Heuer hatten die ZirkArt-Macher das Pech, dass die Tenne im letzten Moment absagte und das Gasthaus Hebendanz Urlaub machte. "Wir wollen das Essensangebot nicht überfrachten, aber ein weiterer Stand hätte uns gut getan", sagt Lorenz Deutsch.
Lob des Publikums
Der entscheidende Punkt bei ZirkArt 2016: Wieder gelang es dem Veranstalter (Junges Theater Forchheim) über 10 000 Besucher für Zirkuskunst vor historischer Stadtkulisse zu begeistern. Die Künstler hätten ihm bei der Abschlussfeier am Sonntag bestätigt, dass sie durchweg vom Publikum "angetan waren", erzählt Lorenz Deutsch. Viele der 20 Künstlergruppen kamen ja aus dem Ausland. Und sie schätzten das Publikum in Forchheim so ein: Es ist höflich und konzentriert und im entscheidenden Moment voll dabei.
Brett im Körper?
Unter den beklatschten Akteuren waren auch drei Forchheimer: Jonas Dürrbeck (von den Living Flags) der mit Akrobatik an der Vertikalstange immer wieder Kommentare wie diesen hervorrief: "Ein Klimmzug quer in der Luft, das geht eigentlich nicht. Hat der ein Brett im Körper?" Zu den ZirkArt-Entdeckungen gehörten zudem zwei Forchheimer Musiker, die eigens für dieses Festival produziert hatten: Jonas Lochner, der die Marimbaphon-Klänge zur Feuer-Performance "Der Ursprung der Liebe" beisteuerte.Und der Folk-Musiker Dennis Kobylinski. Der Sprung auf die ZirkArt-Bühne ist ihm geglückt, weil er es schätzt "Kunstformen zu vereinen". Im Jungen Theater hat er schon Songs und Bilder zusammengebracht. So sei Lorenz Deutsch auf ihn aufmerksam geworden und habe ihn gefragt: "Hast du Lust mit Berliner Artisten zusammenzuarbeiten?" Es entstand die Co-Produktion mit dem Jonglier-Duo M.Lilley und Cortes Young. Die Berliner hatten eine Mantel- und Hut-Nummer, Dennis Kobylinksi hatte die Musik.
Es sei ein sehr interessantes "Aufeinanderzukommen" gewesen, erzählt der Forchheimer Gitarrist. Natürlich sei er froh über die begeisterten Reaktionen des Publikums und des Veranstalters. Aber es sei für ihn auch eine große Herausforderung, vor dem Festival-Publikum auf der Bühne zu stehen: "Es ist immer eine Frage, wo geht das Auge der Zuschauer hin. Die Musik darf nicht zu sehr in den Hintergrund rücken, aber ein Musiker darf auch nicht zu sehr dominieren."
An diesem Gleichgewicht müsse "noch gefeilt werden", sagte Dennis Kobylinski, nachdem er am Sonntag Nachmittag vier Auftritte hinter sich hatte. "Happiness For Sale" ist das auf Jonglage gemünzte Folk-Musik-Stück überschrieben. Es handelt von dem leidvoll-sehnsüchtigen Versuch, in die Ferne zu flüchten, um dort sein Glück zu suchen.
Mit seinem Forchheimer Festival-Auftritt hat Dennis Kobylinksi jedenfalls ein gutes Stück seines Glücks in der Heimat gefunden. Es werde weitere Aufführungen von "Happiness For Sale" geben, freut sich Kobylinski.