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Hugo Post lässt Forchheim aufblühen


Autor: Josef Hofbauer

Forchheim, Mittwoch, 25. April 2018

Als eine der ersten Kommunen in Bayern leistet sich Forchheim 1918 einen eigenen Stadtgärtner. Jetzt feiert das Gartenamt 100-jähriges Bestehen.
Aus einer Schutthalde schafft Hugo Post bereits in den 1920-er Jahren den Stadtpark, der damals noch "Hindenburganlage" hieß. Stadtarchiv


Vordringlichste Aufgabe von Hugo Post, der vor genau hundert Jahren vom damaligen Oberbürgermeister Hans Knorr zum ersten Stadtgärtner berufen wurde, war es, die große Not an Obst und Gemüse zu lindern. Doch nicht alle schätzten das Engagement des gebürtigen Niederbayern, der die Königliche Gartenbauschule Weihenstephan mit der Gesamtnote sehr gut abgeschlossen hatte. So wurde er 1919 während der Arbeit auf einem Acker an der Merowinger Straße von einer Baracke aus beschossen. Hugo Post hatte seinen Karabiner dabei und feuerte scharf zurück; was ihm eine Rüge des Bürgermeisters einbrachte.
Sein Durchsetzungsvermögen unterstrich der resolute Leiter des Gartenamtes auch gegenüber dem Inhaber des benachbarten Gartenbaubetriebes, dem er mit dem Spaten in der Hand die Besitzverhältnisse verdeutlichte. Damit die von der Stadtgärtnerei produzierten Früchte nicht geklaut wurden, gab es eine Art Bürgerwehr. Erwischten sie Städter aus Nürnberg oder Fürth, die Saatkartoffeln ausgruben, um sie zu essen, wurden sie 1918/19 vor der Alten Wache auf dem Paradeplatz "standrechtlich verprügelt".


Sumpf urbar gemacht

Ebenfalls 1919 begann Hugo Post mit den Arbeiten für eine Kleingartenanlage. Ein sumpfiges Gelände südlich der Örtelbergweiher wurde trocken gelegt und erschlossen. 300 Kleingärten entstanden. Eine weitere Kleingartenanlage wurde an der Mündung der Trubach in die Regnitz gebaut, die heutige Sonnenbad-Anlage mit 200 Gärten
Als die Stadt Bamberg Hugo Post abgeworben und ihn als Gartendirektor der Stadt eingestellt hatte, holten ihn die Forchheimer umgehend zurück. Als Ausgleich für den geringeren Verdienst erlaubt ihm der Magistrat eine Kleintierhaltung auf dem Gelände der Stadtgärtnerei. Neben dem Anbau von Obst und Gemüse entstanden in den nächsten Jahren die ersten Kleingärten, Parks und Grünanlagen. Dabei sorgte Hugo Post dafür, dass Arbeitslose im Zuge von "Notstandsarbeiten" in Lohn und Brot kamen. So entstand 1924 der Park an der Egloffsteinstraße, der damals noch Hindenburganlage hieß. 1928 wurde der darüber liegende Festungswall gestaltet, den seit 1935 die Bronzefigur "Schäfer mit Hund" des Forchheimer Bildhauers Georg Leisgang ziert. Er schuf in der Grünanlage bei der Klosterkirche auch das "Fischerbübla", für das der älteste Sohn des Gartenamtsleiters, Ernst Post Modell stand.


Neubau des Bades forciert

Hugo Post ist es auch zu verdanken, dass der Stadtrat 1930 den Bau eines Bades am Trubach-Ufer beschloss. Bis dahin gab es nur die Badeanstalt oberhalb der Regnitzbrücke bei Burk aus dem Jahr 1880. Zunehmende Wasserverschmutzung hatte das neue 2364 Quadratmeter große Bad notwendig gemacht. Die Gartenwege, Rasenflächen, Hecken, Laubengänge und die Bepflanzung folgte erst in den nächsten Jahren. Nach dem Zweiten Weltkrieg rückte die Nahrungs-Produktion wieder in den Vordergrund.
1946 wurden 7400 Kilo Wirsing und 8000 Knollen Sellerie geerntet und eine halbe Million Kohlpflanzen angebaut.Auf den Feldern an der Bamberger Straße wurden täglich bis zu 500 Zentner Tomaten geerntet. Im Gegensatz zu 1918 sahen die Forchheimer nun weg, wenn sich die hungernde Besatzung von Güterzügen im Forchheimer Norden mit den frei wachsenden Feldfrüchten eindeckte.
Erst in den 50-er und 60-er Jahren entstanden weitere Grünanlagen. Das Gartenamt übernahm die Betreuung der Außenanlagen von Schulen und Kindergärten, errichtete Spielplätze und betreut Rasen- und Sportplätze sowie Friedhöfe, zeichnet aber auch für den Unterhalt des Straßenbegleitgrüns verantwortlich.
 


Das Gartenamt im Zeitraffer


1918 - 1930Der Ehrenfriedhof wird angelegt (19220), die Hindenburganlage entsteht (1921),am Gründelbach werden 1000 Fichten, 500 Ahorn, und 2000 Ziersträucher gepflanzt, der Streckerplatz wird angelegt. Eine neue Stadtgärtnerei wird gebaut (1929)und im Kellerwald entsteht eine Rodelbahn.

1931 bis 1950

Bronzeskulptur "Der Schäfer" wird für den Stadtpark angeschafft, im Löschwährd werden ein paar tausend Akazien als Bienenweide gepflanzt (1937). Landwirtschaft des Katharinenspitals wird erweitert. Der Friedhof an der Birkenfelderstraße wird vergrößert (1945).

1951 bis 1970

Josef-Otto-Platz wird gestaltet und der Schulgarten am Mädchenschulhaus erneuert (1953). Bad an der Käsröthe wird erweitert, Kinderspielplätze werden angelegt, Grünanlage Streckerplatz wird renoviert (1959). Gartenamt pflegt Grünflächen bei den Y-Häsuern (Bamberger Straße) sowie Sportplätze; Sportinsel kommt hinzu (1967).

 


1971 bis 1990

Bahnhofsvorplatz wird gestaltet (1971), Übernahme der Friedhofsverwaltung (1972), weiterer Ausbauder Sportinsel, Wander und Radwanderwege werden angelegt. Übernahme der Friedhöfe der eingemeindeten Stadtteile (1978). Freizeitgelände Schleuseninsel entsteht (1981).

 

 


1991 bis 2018

Forchheim gewinnt Bronzemedaille bei "Florale Entente" (2009). Gartenamt pflegt 15 000 Bäume, wartet vier Skateranlagen, betreut acht schulen und sechs Kindergärten. Anzuchtbetrieb produziert 150 000 Pflanzen.