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Hospizbegleitung im Landkreis Forchheim: "Diese Arbeit gibt mir Kraft"


Autor: Ekkehard Roepert

Forchheim, Montag, 09. März 2020

Marita Dippacher wurde Hospizhelferin, weil sie "etwas Nutzvolles für den Nächsten" tun will. Dabei hat die 67-Jährige entdeckt, wie viel Kraft diese Arbeit auch ihr selbst gibt.
Nur für den anderen da sein: Marita Dippacher bei ihrer Arbeit im Elisabethenheim in Forchheim. Foto: Barbara Herbst


Ob die Hospizarbeit sie nicht belaste? Darauf werde sie oft angesprochen. "Aber nein", sagt Marita Dippacher, "im Gegenteil, diese Arbeit gibt mir Kraft." Kaum hat sie im Elisabethenheim das Zimmer von Maria Müller (Name von der Redaktion geändert) betreten, wird auch deutlich, warum das so ist. In Decken gehüllt, sitzt die 93-jährige in einem Sessel und beginnt zu strahlen, als sie die Stimme von Marita Dippacher erkennt.

Die Hospizhelferin greift die Hand von Maria Müller. "Das ist eine ganz Liebe. Sie ist immer so aufbauend", freut sich die 93-Jährige. Sie beginnt aus ihrem Alltag zu erzählen. "Es stürmt so viel auf mich ein."

Die Gedanken der alten Dame kreisen immer wieder um ihre Blindheit. Sie sei "ein bisschen durcheinander". Aber im nächsten Moment ist sie völlig konzentriert, denn Marita Dippacher hat ein Blatt aus der Tasche gezogen. "Ich hab einen richtig schönen Text dabei." Sie beginnt die Geschichte vom "Zug des Lebens" zu lesen. Die beiden Frauen kommen indirekt auf den Tod zu sprechen; auf jene Menschen, die aus dem Zug des Lebens schon ausgestiegen sind, während man selbst noch weiterfährt...

Maria Müller erinnert sich an ihre Eltern, an ihre Schwester, um die sie sich bis zu deren Tod gekümmert hatte. "Das große Rätsel", heißt es in dem Text weiter: "Wir wissen nicht, an welcher Haltestelle wir aussteigen." Maria Müller nickt, denkt eine Weile nach, dann sagt sie mit einem schelmischen Lächeln: "Ich möchte sterben, aber der liebe Gott mag mich nicht."

Die Beschäftigung mit dem Thema "Tod und dem Leben danach" hat Marita Dippacher zur Hospizarbeit gebracht. Der erste Impuls liegt 15 Jahre zurück. Damals, erinnert sich die heute 67-Jährige, habe sie einen Beschluss gefasst: Im Ruhestand werde sie sich der Hospizarbeit widmen. Zehn Jahre später absolvierte sie den "Grundkurs Hospizarbeit"; vom November 2015 bis Februar 2016 dann den Aufbaukurs.

Sie erinnert sich auch an den Tag, als sie von Sieglinde Graf (Koordinatorin des Christlichen Palliativ- und Hospizdienstes der Caritas) für ihren ersten Hospiz-Besuch gerufen wurde: Drei Tage lang hielt sie die Hand einer sterbenden Frau; befeuchtete ihr die Lippen, war für sie da. Erstmals erfuhr Marita Dippacher, was es bedeutet, "würdevoll zu sterben".

Begleitung über Jahre

Doch Hospizarbeit bedeutet nicht zwangsläufig, am Bett von Sterbenden zu sitzen. "Es geht um die Begleitung in den letzten Lebensjahren", betont Marita Dippacher. Ihre Begegnung mit Maria Müller zeigt, wie lebendig diese Begleitung sein kann. "Sie ist topfit", sagt die Hospizhelferin über die 93-Jährige. Die genießt seit ihrer Erblindung die Segnung des Radios. Den ganzen Tag läuft Radio Horeb. Der Sender mit seinen Nachrichten, Messen und Exerzitien sei "so lebensnah", erzählt Maria Müller. Und zwischendurch besuche sie Mitbewohner: "Ich geh oft raus und spreche Leute an. Ich bin unterwegs, zu trösten - das ist meine Aufgabe."

Etwas "Nutzvolles für den Nächsten tun", das sei das "Hauptmotive" für ihre ehrenamtliche Tätigkeit, erklärt Marita Dippacher. Sie beschreibt sich als "spirituellen Mensch und im christlichen Glauben verwurzelt". Die Hospizarbeit lehre sie, "das Eigene auszublenden und nur für den anderen da zu sein".

Zum Abschied segnen sich die beiden Frauen gegenseitig. Manchmal fragt Maria Müller: "Was kann ich für Sie tun?" Und die Hospizhelferin antwortet: "Sie beten für mich und das ist mehr als genug."

Gelegenheit, sich mit dem Tod und der eigenen Endlichkeit auseinander zu setzen

Hospizdienst Unter dem Motto "Alles neu" blickt der Christliche Palliativ- und Hospizdienst des Caritasverbandes für die Stadt Bamberg und den Landkreis Forchheim auf das erste Halbjahr 2020.

Die Koordinatorinnen Sieglinde Graf und Sieglinde Simmerlein beziehen ab Mitte März ihren neuen Büroraum im Caritashaus in der Birkenfelderstraße 15 - im Erdgeschoss mit barrierefreiem Eingang. Die neue Telefonnummer: 09191 / 70 72 70, Fax: 09191/ 70 72 77 - und die neue E-Mail-Adresse: sieglinde.graf@caritas-bamberg-forchheim.de Ausbildung Zusammen mit der Katholischen Erwachsenenbildung (KEB) Forchheim bietet der Christliche Palliativ- und Hospizdienst der Caritas einen Grundkurs zur Ausbildung zum/r Hospizbegleiter/in an. Beginn: Freitag, 17. April, 17.30 bis 21.15 Uhr. Es sind insgesamt 32 Unterrichtseinheiten a` 45 Minuten, ein Wochenende (17. bis 19. April) und 3 Mal Dienstagabend. Veranstaltungsort ist die Caritas-Tagespflege in der Von-Hirschberg-Str.10 in Neunkirchen am Brand. Nähere Info und Anmeldung (bis 20. März): Sieglinde Graf, Tel. 0175 / 418 22 59 oder sieglinde.graf@caritas-bamberg-forchheim.de

Inhalt der Ausbildung ist es, sich mit dem Leben, dem Sterben, der Trauer, dem Tod und auch der eigenen Endlichkeit auseinander zu setzen. Zudem geht es um den Grundgedanken der Hospizarbeit, Werte und Normen und Bedürfnisse des einzelnen Menschen.

Trauerwalking Sieglinde Simmerlein und in Trauerarbeit weitergebildete Hospizbegleiterinnen laden ab Montag, 16. März, zu einer offenen Trauer-Walking-Gruppe ein. Die Gruppe trifft sich 4 Mal - jeweils montags um 17 Uhr auf dem Wanderparkplatz Vogelhof 1, in Neunkirchen am Brand. Die Laufstrecke ist leicht zu bewältigen und dauert eine Stunde - Zeit zum Laufen, zum Schweigen, zum Reden und zum Zuhören.

Vorsorgevollmacht Am Mittwoch, 18. März, 17.30 Uhr, findet in St.-Anna Forchheim (Untere Kellerstr. 52) eine Info-Veranstaltung zu Patientenverfügung und Vorsorgevollmacht statt. Referentin ist Barbara Stirnweiß, statt. Gebühr pro Teilnehmer: Fünf Euro. Anmeldung unter Tel. 09191/ 16 90 99 oder 0175/ 4182259).red