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Hiltpoltstein - die Burg mit der Zentralheizung


Autor: Pauline Lindner

Hiltpoltstein, Sonntag, 17. März 2013

Der Förderverein der Burganlage Hiltpoltstein hat einen Vertrag mit der Insolvenzverwalterin geschlossen: Die Mitglieder schauen auf den Bauzustand und dürfen dafür kulturelle Veranstaltungen durchführen. Wir blicken in das Innere der trutzigen Burg.


Die dünne Schneeschicht knirscht unter seinen Sohlen, als Wolf-Dieter Hildisch die über 100 Stufen zur oberen Burg Hiltpoltstein hinaufsteigt. Der Vorsitzende des Förderkreises hat das Amt des Fremdenführers übernommen, seit das 1000-jährige Bauwerk der Öffentlichkeit zugänglich ist.
Vor ihm kamen schon Ritterfräulein, Nürnberger Patrizier, bayerische Förster und zuletzt die Gäste zweier bürgerlicher Besitzer ins Schwitzen, wenn sie per pedes - und anders geht es nicht - durch das Tor im Rentamt und am Marstall vorbei den steilen Kalkfelsenrücken hinauf wollten.



Burg Hiltpoltstein ist über 1000 Jahre alt - und hat eine funktionierende Ölzentralheizung. Im "Neues Schloss" genannten Baukörper vermutet man das, wenn man erfährt, dass das Gebäude mit den originellen, mit Schnitzwerk verzierten Fensterrahmen als Industriewerkstatt genutzt wurde. Doch Hildisch winkt ab.

Die zwei Burgtürme mit den staufischen Mauerquadern meint er.


Aus den 70er Jahren

Der vorletzte Eigentümer begann in den 70er Jahren einerseits die alte Bausubstanz zu erhalten, andererseits sie modernen Wohnbedürfnissen anzupassen. Und dazu gehörte eine Ölheizung. Im Keller des Südturms ist sie untergebracht, mit zwei 1000-Liter-Tanks. Der Einfüllstutzen ragt im Innenhof aus der Wand, gleich neben den vermauerten Überresten einer mittelalterlichen Heizung für die Kemenate, das Frauengemach.

"Durch dieses Fenster in der Ostwand", so erzählt Hildisch beim Rundgang, "wurde der Schlauch hochgezogen." Dann quer durch den Rittersaal und in den Burghof. "Wenn der letzte Besitzer eine Party feierte, heizte er eine Woche lang vor. Da war das Öl schon alle, bevor die Fete stieg", schätzt er. Ob deshalb, ist nicht bekannt - jedenfalls schürten die Partygäste einmal den Kamin im Rittersaal kräftig ein. Prompt flogen Funken aus dem Kamin am Dach und setzten das Dachgebälk in Brand.
Die Feiernden, so weiß Hildisch von der örtlichen Feuerwehr, wollten sie zuerst gar nicht hereinlassen. Aber die Rothelme setzten sich durch, hätte doch ein brennender Burgdachstuhl den ganzen Ort gefährdet, der sich seit alters um die Kalkfelsentürme drängt - die Burgnebengebäude wie das Torhaus sowieso. Das alte Schulhaus zwickt sich auf der Westseite des Schlosshofs vor den Kirchenfelsen. Zur Kirche hin ist gerade ein mannbreiter Durchgang.


Seit Jahren zu ersteigern

Burg Hiltpoltstein ist seit ein paar Jahren zu ersteigern, denn der letzte Eigentümer wurde insolvent. Der Förderverein hat mit der Insolvenzverwalterin einen Vertrag geschlossen: Die Mitglieder schauen auf Bauzustand und dürfen dafür auf dem Areal kulturelle Veranstaltungen durchführen. "Da macht man sich schon auch Gedanken, wie die Anlage genutzt werden kann", sagt Hildisch und nennt als Beispiel eine Blockheizkraftwerk mit Rapsöl von örtlichen Anbauern als Heizungs-Alternative.

Hildischs Schlüsselbund klimpert laut, lauter neue Schlüssel. Auch zu dem Gewölbe unter dem Zwischentrakt passt ein moderner Schlüssel. Hier unten lagerte der Schutt aus vielen Jahrhunderten. Etliche Lkw-Ladungen voll hat der vorletzte Besitzer herausschaffen lassen, weil die Schuttlast auf die Grundmauern drückte. Von Hand und mit Schaufel. So kam eine Vielzahl mittelalterlicher Gefäßscherben zum Vorschein. Im Rittersaal kann sie der Besucher nun in Augenschein nehmen: uralte gewölbte Kacheln, Henkel von Töpfen und Krügen, jeder feinsäuberlich mit dem Zeichen des Töpfers eingestempelt.

Hildisch sperrt die Tür zu dem Burgteil auf, in dem früher die Försterwohnung war. Zwei ausgestopfte Auerhähne empfangen den Besucher. Die hölzernen Fensternischen-Bänke haben mittelalterliches Flair. Ansonsten springt die Neuzeit ins Auge: Überall sind Telefondosen angebracht; mobile Geräte gab es ja in den 70ern noch nicht. Die Einbauküche ist auch aus der Zeit, schon angejahrt, aber noch nicht denkmalschutzwürdig. Jünger noch sind drei Bäder mit einer Ausstattung vom Feinsten. Hildisch würde das eine bevorzugen, bei dem man in der Wanne liegend durchs Fenster weit ins Land blicken kann. Da gäbe es Gedränge, denn bei einer Burgführung hat eine Dame sich genau denselben Platz wie er ausgeguckt.


Schlafzimmer im Dachgeschoss

Vom Rittersaal im ersten Stock führt noch eine Treppe ins Dachgeschoss. Altes, dickes Balkenwerk erwartet man dort oben. Doch: Der letzte Besitzer hat es zu einem großzügigen Schlafzimmer ausbauen lassen. Fast majestätisch thront ein breites Bett auf der höchsten Ebene. Dazu kolportiert der Förderverein schon eine interne Anekdote. "Das könnten wir stundenweise vermieten", soll einer gesagt haben. Und ein andere soll sofort gekontert haben: " Für zwei Stunden. Wenn man bis hierauf gestiegen ist, kann man erstmal nimmer."

Selbst beim Rückweg merkt man's: Diese Wohnung mit der fantastischen Aussicht hat ihren Preis. Oder positiv ausgedrückt: Wer hier wohnt, hält sich täglich fit. Das galt wohl nicht für die Flüchtlingsfamilien, die nach 1945 im ehemaligen Rentamt untergebracht waren. In die Amtsräume mit Stuckdecken wurden Zwischenwände eingezogen. Hier, so schätzt Hildisch, wird der Denkmalschutz eine originalgetreue Wiederherstellung verlangen.

Ein Blick noch in den "grünen Salon", wo der Efeu durch die Fenster ins Innere wächst, auf den bemoosten Felsen in einer Zimmerecke. Und zuletzt noch auf den Felsspalt der außen und innen den westlichen Felsturm durchzieht. "Da hätte ein Aufzug Platz", meint Hildisch zu seinen doch etwas müde gestiegenen Besuchern.


Versammlung

Am Freitag, 22. März, treffen sich die Mitglieder in der Cafeteria im Neuen Schloss zu ihrer Jahresversammlung.


Kunsthandwerk

Am Samstag, 23. März, von 14 bis 18 Uhr und am Sonntag, 24.März, von 11 bis 18 Uhr findet im Neuen Schloss eine österliche Ausstellung heimischer Kunsthandwerker statt. Das Burgcafé hat geöffnet.


Burgführungen

Während der Osterausstellung finden etwa im Stundentakt Führungen durch die Burg statt. Am Sonntag, 7. April, finden ab 11 Uhr ebenfalls Führungen statt und weiter jeden ersten Sonntag im Monat bis zum Herbst.