Hier werden Wildtiere im Landkreis Forchheim liebevoll aufgepäppelt
Autor: Ronald Heck
LKR Forchheim, Sonntag, 17. März 2019
Wenn Amseln, Eichhörnchen, Fuchs und Co. in Not sind, können Menschen wie Ingeborg Gaffal und Katrin Frankenstein nicht wegschauen: Sie päppeln ehrenamtlich verletzte, verwaiste oder kranke Wildtiere auf.
Ein Siebenschläfer im Bierglas. Das hatte Ingeborg Gaffal auch noch nie erlebt. Dabei kümmert sich die 74-Jährige bereits seit zwei Jahrzehnten um hilfsbedürftige Wildtiere. Den schlafenden Nager fanden Wirtsleute vor zwei Wochen beim Aufräumen in dem Seidla-Glas. Über das Tierheim Forchheim landete das Tier bei Ingeborg und ihrem Mann Peter (77).
Die beiden Biologen päppeln ehrenamtlich in Not geratene Vögel und andere Wildtiere auf. Nun schlummern zwei Siebenschläfer in dem Bauwagen der Gaffals außerhalb von Heroldsbach, bis die Nagetiere aus dem Winterschlaf erwachen
Heimat für Haus- und Wildtiere
Das Paar bietet aber auch in ihrem Zuhause in Not geratenen Wildtieren zeitweise Obhut. Jedes Jahr kümmern sie sich um Hunderte Tiere, meist Vögel. "Das mache ich aus Tierliebe", betont Ingeborg Gaffal. Tiere sind auf ihrem Grundstück allgegenwärtig. Im Haus leben zwei Hunde, eine Katze und Schildkröten. An der Wand hängen selbst gemalte Tierbilder. Im Garten stehen die Volieren, in einer zwitschern drei Spatzen. Unter dem Dachgiebel ist ein Taubenschlag, aus dem eine Taube hervorspitzt.
Meist landen im März oder Anfang April die ersten Vögel vor ihrer Haustüre in Heroldsbach. Dann kommen zur Familie Gaffal die Menschen, die aus dem Nest gefallene Jungvögel gefunden haben, oder der Tierarzt beziehungsweise das Tierheim Forchheim ruft an. Es habe sich herumgesprochen, dass Ingeborg Gaffal und ihr Mann freiwillig ausgehungerte, kranke und elternlose Wildtiere pflegen.
"Wenn die Leute mit einem halbtoten Tier kommen, dann kann ich sie nicht wegschicken." Oft sind es verwahrloste Tierbabys. Gaffal kann nicht alle vor dem Tod bewahren, jedes dritte Tier schafft es nicht zu überleben.
Die 74-Jährige ist sehr engagiert, den bedürftigen Wildtieren zu helfen. Das Ziel ist immer , die Tiere so bald wie möglich wieder auszuwildern. "Wir zählen ja mehr oder weniger zu den Verrückten. Es kostet Geld und macht viel Arbeit. Aber jedes Mal, wenn ich in die Voliere gehe und sehe wie munter ein Vogel ist, und dass er ein richtiges Gefieder hat, dann denke ich: Das war schön." Amseln, Bachstelzen, Enten, Spechte, Turmfalken, Stieglitze, Habichte - nur einige der heimischen Vögel, die Ingeborg Gaffel bereits erfolgreich gerettet hat. Die beiden Senioren mussten ihr Engagement sogar reduzieren, weil es zu viel wurde.
Neue Helfer stehen bereit
Aber auch die nächste Generation an Wildtierhelfern in der Region Forchheim steht bereit. Die 27-jährige Katrin Frankenstein pflegt seit sechs Jahren wilde Tiere. Angefangen hat sie in Pretzfeld, wo sie in ihrem Garten große Volieren hatte. "Das meiste, was ich damals pflegte, waren 35 Tiere gleichzeitig. Das waren unter anderem sechs Eichhörnchen, sechs Feldhasen und elf Wildenten", verrät Frankenstein, die aktuell auf der Suche nach einem neuen Haus ist.