Heroldsbacher Bücherei steht vor neuem Kapitel
Autor: Andreas Schmitt
Heroldsbach, Mittwoch, 17. Mai 2017
In Heroldsbach hat die Pfarrei den Bücherei-Vertrag mit der Kommune gekündigt, um ihn neu zu verhandeln. Die Bücherei-Leitung fühlt sich übergangen.
Der Vertrag hat schon ein paar Jahre auf dem Buckel. Am 7. Februar 1983 unterzeichneten der damalige Heroldsbacher Bürgermeister Hanfried Graf von Bentzel und der damalige katholische Pfarrer des Ortes, Geistlicher Rat Leo Oeferlein, den Kontrakt über die Finanzierung der Gemeindebücherei. Die Abmachung: Die Pfarrei St. Michael stellt Räume und ehrenamtliche Mitarbeiter, die Kommune gibt Geld. Das galt 33 Jahre lang - bis die Pfarrei im Juli 2016 den Vertrag einseitig zum nächstmöglichen Datum gekündigt hat.
"Ja, es gab diese Kündigung", bestätigt Melanie Dirauf, die als Diözesan-Bibliothekarin der Erzdiözese Bamberg im St.-Michaelsbund für die Betreuung der kirchlichen Büchereien zuständig ist. "Ich habe aber keine Zweifel daran, dass die Bibliothek bestehen bleibt. Alle Beteiligten haben daran Interesse."
Pfarrer: Ängste sind unbegründet
Ähnlich äußert sich Klaus Weigand, seit September 2015 Pfarrer in Heroldsbach. "Unser Wunsch ist es, dass es in den jetzigen Räumen weitergeht. Die Ängste, dass die Bücherei raus soll, sind unbegründet." Warum dann die einseitige Kündigung? Nach vielen Jahren, so Weigand, habe die Pfarrei den Schritt der Kündigung gehen müssen, um die Konditionen neu zu verhandeln. "Bis zum Vertragsende ist zwar noch Zeit, aber irgendwann muss man mal sagen, dass jetzt Stop ist."
Seit der Kündigung wird über die Zukunft der Gemeindebücherei St. Michael verhandelt. Am 3. und am 15. Mai gab es jeweils ein Acht-Augen-Gespräch, an dem neben Pfarrer Weigand und Melanie Dirauf auch Domkapitular Heinrich Hohl und Heroldsbachs Bürgermeister Edgar Büttner teilgenommen haben.
Büttner äußert Verständnis
Der SPD-Politiker sagte nach dem ersten Treffen: "Für mich hat das Thema keine große Brisanz. Es sind das ganz normale Gespräche, die derzeit mit der Kirchenverwaltung laufen." Konkrete Ergebnisse wurden bislang noch nicht erzielt - auch wegen der begrenzten Zeit der Beteiligten beim zweiten Treffen am vergangenen Montagnachmittag. Melanie Dirauf: "Kurzfristig hatten Pfarrer und Bürgermeister wegen Beerdigungen weniger Zeit als ursprünglich geplant."
3500 pro Jahr gezahlt
Bislang hat die Kommune pro Jahr eine feste Summe, zuletzt etwa 3500 Euro, direkt auf ein Konto der von einem halben Dutzend ehrenamtlicher Frauen betriebenen Bücherei überwiesen. "Ich habe damit Bücher und CDs angeschafft und Abo-Verträge für laufende Zeitschriften abgerechnet", sagt Pauline Lindner, die Bücherei-Leiterin. Im Herbst 2016 wurde das Geld der Gemeinde jedoch - wohl aufgrund eines Versehens - auf ein Konto der Kirchenstiftung überwiesen, auf das Lindner keinen Zugriff hat. "Erst im Mai 2017 hat die Pfarrei die Gelder weitergeleitet", klagt die Leiterin, die dadurch rund um den buchhalterisch wichtigen Jahreswechsel in ihrer Planung eingeschränkt gewesen sei. "Dadurch sind uns einige staatliche Zuschuss-Zahlungen durch die Lappen gegangen."
Pfarrzentrum kostet Geld
Mit Blick auf Vorgänge wie diesen fordert Bürgermeister Büttner: "Es gilt jetzt transparent auf den Tisch zu legen, welche Kosten für was entstehen und wer für welches Geld zuständig ist." Dafür, dass die Pfarrei die Konditionen neu aushandeln möchte, hat er durchaus Verständnis. "Der Vertrag ist ja schon sehr alt. Und es war sicherlich nicht so gedacht, dass unsere 3500 Euro nur für Bücher und Zeitschriften verwendet werden." Schließlich stelle die Pfarrei ja auch die Räumlichkeiten zur Verfügung und habe zudem die Nebenkosten zu tragen.
Melanie Dirauf verfolgt das Geschehen rund um die Heroldsbacher Bücherei schon lange. Sie sagt: "Alleine kann die Pfarrei die Unterhaltskosten nicht mehr tragen, die Mittelverteilung muss neu geregelt werden." Einige Räume des schicken Pfarrzentrums sind zwar vermietet. Zum Beispiel finden dort Stunden einer Musikschule und einzelne VHS-Kurse statt. Die gut 100 Quadratmeter der Bücherei jedoch bringen der Pfarrei nur Kosten.
"Auf Dauer geht es nicht", so Pfarrer Weigand, "dass wir so große Räume kostenlos zur Verfügung stellen. Da muss jeder seinen Obolus hinzugeben."
Das "Wie" wird beklagt
"Dass man nach 33 Jahren Laufzeit mal über den Vertrag reden will, um die Einnahmen zu erhöhen, ist ja total klar", zeigt auch Pauline Lindner Verständnis für die Kündigung der Pfarrei. Das "Wie" aber hat bei der Bücherei-Leiterin für Frust gesorgt.Die Ehrenamtlichen, die teilweise schon seit 25 Jahren dabei sind, fühlten sich nicht wertgeschätzt und ungenügend informiert. Von der Kündigung hätten sie zufällig erfahren, da eine Kollegin im Gemeinderat sitzt. Lindner: "Mich ärgert, dass man so lange in der Luft hängt, seine ehrenamtliche Arbeit aber weitermachen soll wie immer."
Kritik, die Pfarrer Klaus Weigand von sich weist. "Es hat mich niemand über finanzielle Probleme informiert oder ein Gespräch mit mir gesucht." Und über die Acht-Augen-Verhandlungen müsse er das Bücherei-Team nicht informieren. "Das ist eine Sache zwischen Kommune, Michaelsbund und Pfarrei." Mit Kommunikationsproblemen habe das nichts zu tun.
Einstimmigkeit erwartet
Das nächste Acht-Augen-Gespräch ist nach FT-Informationen im Juli geplant. Bürgermeister Büttner äußert sich optimistisch, die Gespräche erfolgreich beenden zu können. "Die Zeit drängt ja nicht, die Kündigungsfrist läuft erst 2019 ab. Und für uns als Gemeinde ist es nicht undenkbar, unsere Aufwendungen zu erhöhen." Im Gemeinderat, so ist sich Büttner sicher, werde es dafür einen einstimmigen Beschluss geben.