Hermann Ulm will Bürgermeister-Erfahrung als Landrat nutzen
Autor: Ekkehard Roepert
Kunreuth, Dienstag, 04. Februar 2014
Als Bürgermeister hat er ein Vorzeigedorf mitgeprägt: Was in Kunreuth gelang, will Hermann Ulm nun als Landrat verwirklichen.
Er ist keiner, den es auf Bühnen und Podien zieht. Aber natürlich kommt Hermann Ulm dieser Tage an den Bühnen und Podien des Landkreises nicht vorbei. Und es ist ja auch nicht so, dass der Landratskandidat der CSU kein Talent zum Auftritt hätte. "Reden lernt man mit der Zeit", sagt Hermann Ulm bescheiden.
Doch seine ganz große Begabung scheint eine andere: seine Warmherzigkeit und Verbindlichkeit. Wer mit dem 37-jährigen Bürgermeister eine Runde durch Kunreuth dreht, erlebt etwas, das konventionelle Freundlichkeit weit übersteigt. Die Leute hier duzen ihn alle. Und sie begnügen sich nicht mit einem netten Gruß. Sie bleiben stehen, sie suchen seine Nähe, sie halten ihm die Tür auf, sie scherzen.
Wenn aber Monika Drinndörfer, die Chefin des örtlichen Einkaufsmarktes sagt, "ich weiß nicht, was ich machen soll", dann ist das nicht nur scherzhaft gemeint.
600 Leute leben hier. Und viele stellen ihm jetzt diese Frage: "Sollen wir dich wählen?" Und Ulm antwortet gewohnt knapp und lächelnd: "Naja, schon." Doch bis er das sagen konnte, habe er "lange daran geknabbert", gesteht Ulm.
Denn das Gefühl der Verbundenheit mit Kunreuth kenne er seit der Kindheit: "Mich hat hier keiner weggebracht." Und wenn er weg musste, blieb er auf Tuchfühlung mit der Heimat. Er studierte in Bamberg, war Referendar in Litzendorf, Lehrer in Gräfenberg. Er promovierte in der Nachbarschaft und lehrt bis heute an der Universität Erlangen (Institut für Didaktik). Er ist Konrektor in Kirchehrenbach und folgt seit 2008 seiner Berufung als Bürgermeister in der Gemeinde, in der schon sein Vater Bürgermeister gewesen war.
Auch seine Frau sei aus der Gegend, erzählt Hermann Ulm - "aus Ermreus". Mit ihr hat er zwei Kinder, Tochter Elisabeth (8) und Sohn Lorenz (2). Und als wäre es nicht genug, Lehrer, Bürgermeister und Familienvater zu sein, spielt Hermann Ulm auch noch im Posaunenchor, ist Organist, Chorsänger und Kirchenvorstand. Und ab 16. März will er Landrat sein.
Sein vorrangiges Wahlkampf-Thema: Die Lebensqualität auf dem Dorf. "Was in Kunreuth geht, ist auch im restlichen Landkreis möglich", ist Ulm überzeugt. "Es geht darum, Strukturen zu schaffen und zu halten", sagt der 37-Jährige und zeigt beim Spaziergang durch Kunreuth ein Beispiel nach dem anderen: der Einkaufsmarkt, das Ärztehaus - "ganz zukunftsträchtig". Der alte Schafstall - "viele, viele Gespräche waren nötig, um ihn zu erhalten". Oder die Prechtel-Scheune von 1554 - "das war auch so ein Fall", erinnert sich Ulm. Heute ist die Scheune ein Prachtexemplar in der Dorfmitte.
Hinter den Erfolgen von Ulms Struktur-Arbeit stehen grundlegende Überzeugungen. "Man muss Leute zusammenbringen und etwas auf die Beine stellen. Da hilft kein politischer Diskurs." Oder: "Die Leute wollen keine programmatischen Reden hören. Man muss auf die Leute hören." Oder: "Ich habe ein gutes Verhältnis zu vielen. Das Menschliche muss siegen können."
Als Landrat will er seine Kunreuther Erfahrungen nutzen. Er habe gelernt, dass man "mit einer völlig parteilosen Liste erfolgreich sein kann". 90 Prozent der Entscheidungen seien "unstrittig", sagt Ulm: "Mein Ziel ist das Verbindende."
Sollte ihm jemand den Vorwurf der Harmoniebedürftigkeit machen, dem würde Ulm entgegenhalten: "Wenn es harmonisch ist - gerade deswegen bewegst du was." Jüngstes Beispiel, der Radweg von Dobenreuth in Richtung Forchheim: "Wenn man sich nicht sofort einig ist, baut man den nicht innerhalb von acht Wochen."
Einig wurde sich Hermann Ulm auch mit der CSU: Obwohl er mit 18 Jahren schon mal Mitglieder bei der JU war, wird er jetzt als Parteiloser ins Rennen gehen.
Offenbar ist mit jemand wie Hermann Ulm einfach keine Gegnerschaft möglich. Demnach sind in den nächsten Wochen keine scharfen Auseinandersetzungen zu erwarten. "Ein Wahlkampf soll nicht in Theater ausarten", ist der CSU-Kandidat überzeugt. Und über Klaus Schulenburg, den Mitbewerber aus Forchheim, sagt Hermann Ulm: "Wir haben uns ausgetauscht, ich glaube, wir verstehen uns gut."
In Effeltrich hatten sich die beiden Landratskandidaten getroffen. Es war eine Faschingsveranstaltung. Stundenlang saßen sie am selben Tisch. Haben sie über Politik geredet? "Nee", sagt Ulm und lächelt.