Hempflings Analyse zeigt den Erfolg der präventiven Hilfe
Autor: Ekkehard Roepert
Forchheim, Donnerstag, 19. März 2015
Einen "sozialwissenschaftlichen Anspruch" habe er nicht, sagt Martin Hempfling. Aber die Sozialraum-Analyse, die der Jugendhilfeplaner des Kreises im Abstand von drei Jahren vorlegt, gilt als wichtige Orientierung für Kreisräte und Gemeinden.
Die erste Analyse entstand im Jahr 2002; am Mittwoch präsentierte Hempfling im Jugendhilfeausschuss die Sozialraum-Analyse des Jahres 2014, die fünfte ihrer Art.
Sie verdeutlicht einschneidende Entwicklungen: Die Einkommen im Landkreis sind in den vergangenen zehn Jahren um über zehn Prozent gestiegen und die Zahl der Arbeitslosen hat sich in diesem Zeitraum fast halbiert. Doch in bestimmten Gruppen der Bevölkerung ist der Bedarf an Erziehungs- und Jugendhilfe sehr hoch. "Vor allem die Kombination Alleinerziehend und Arbeitslosengeld-Bezieher ist besonders belastend", hebt der Jugendhilfeplaner hervor. Die ambulanten Erziehungshilfen sind im Landkreis zwischen 1999 und 2013 um 51 Prozent gestiegen; die Zahl der Beratungen im selben Zeitraum sogar um 139 Prozent.
Den Index "Jugendhilfe" berechnet Martin Hempfling aus sieben Indikatoren. Er untersucht, wie hoch der Bedarf an Beratungen, ambulanten Erziehungshilfen etc. in den jeweiligen Gemeinden ist.
Drei Ausnahme-Gemeinden
Dazu zählen etwa Gößweinstein, Obertrubach und Egloffstein. Diese drei Gemeinden haben noch eine auffällige Gemeinsamkeit: Dort werden die staatlichen Hilfsangebote des Jugendamtes unterdurchschnittlich wenig in Anspruch genommen. Martin Hempfling führt das darauf zurück, dass in diesen Gemeinden die Nachbarschaftshilfe und die Sozialstrukturen im Allgemeinen besser funktionieren als in den 26 restlichen Landkreis-Kommunen.
Insgesamt offenbart die Sozialraum-Analyse eine kleine Erfolgsgeschichte. "Man sieht den guten Effekt der unterstützenden Maßnahmen und den Erfolg der präventiven Arbeit", lobt SPD-Kreisrätin Lisa Hoffmann. Landrat Hermann Ulm (CSU) sagte in Richtung Dagmar May (Leiterin des Amtes für Jugend und Familie) die sinkenden Fallzahlen (30 Prozent weniger stationäre Erziehungshilfen im Landkreis in den letzten zehn Jahren) seien "Indiz einer guten Jugendarbeit". Dass die Helfer "möglichst früh in die Familien reingehen" und "eng dranbleiben", das sei das Erfolgsrezept, sagte Dagmar May.
Wobei die Analyse von Martin Hempfling auch Kommunen wie Forchheim, Ebermannstadt oder Weißenohe zeigt, die trotz der Hilfsangebote als "stark belastet" gelten. Daher appellierte Hempfling an die Kreisräte, bestimmte Angebote zu fördern. Dazu zählt beispielsweise die Jugendarbeit in den Gemeinden. Der Jugendhilfeplaner bedauert bei dieser Arbeit einen Rückgang.
Das wird ein Thema der Bürgermeister-Dienstbesprechung sein: Dort wird Martin Hempfling seine Arbeit demnächst darlegen. Diese "Politberatung" sei ein wichtiger Teil seiner Arbeit, sagt er und wünscht sich, die Sozialraum-Analyse "könnte in manchen Gemeinden noch mehr genutzt werden".