Heimische Fledermäuse haben schwer zu tragen
Autor: Pauline Lindner
Forchheim, Freitag, 13. Juni 2014
Um das Leben der Tiere in Forchheims Wäldern besser erforschen zu können, setzen Wissenschaftler auf einen kleinen Chip. Er bürdet den Tieren zehn Prozent ihres Gewichts auf.
Im Laubwald hinter der Lichteneiche ist mitten in der Nacht ein Mann mit einer Antenne unterwegs, und das schon seit fünf Wochen. Es handelt sich um Simon Ripperger vom Leibniz-Institut für Evolutions- und Biodiversitätsforschung am Naturkundemuseum in Berlin.
Er und seine Kollegin Darija Josic haben Fledermäuse mit winzigen Sendern versehen. Jetzt fangen sie mit der Antenne die Sendesignale auf und können dadurch auf rund 30 Meter genau die Tiere orten. Nach Gehör. Denn das Gerät gibt das empfangene Signal als Piepton weiter - und Ripperger muss hinterherlaufen.
13 verschiedene Arten
18 Tiere aus 13 verschiedene Fledermausarten hat Ripperger schon mit Sendern versehen. Dreimal war die Nymphenfledermaus dabei. Myotis alcathoe, wie ihr wissenschaftlicher Name lautet, wurde vor zwei Jahren in dem Eichen-Hainbuchenwald erstmals in Bayern nachgewiesen.
"Sie lebt dauerhaft hier", ist sich Ripperger jetzt sicher. Denn in den haarfeinen Fangnetzen verfingen sich zwei Weibchen und ein Männchen der "Nymphen". Ende dieses Sommers kommt der nächste Schritt: Dann werden wieder Fledermäuse mit winzigen Sendern versehen. Diese aber senden von sich aus ihre exakten Koordinaten. Die Signale werden von einem Antennennetz am Boden aufgefangen. "Das funktioniert so ähnlich wie W-LAN", beschreibt der Forchheimer Biologe Johannes Mohr die Technik, die federführend Alexander Kölpin von der Friedrich-Alexander-Universität entwickelt hat.
Groß wie ein Fingernagel
Knapp zwei Gramm wiegt so ein Sender, das Schwerste daran ist die Batterie. Und dennoch bürdet jeder Sender einer Fledermaus rund zehn Prozent ihres Körpergewichts als zusätzliche Last auf. "Einen solchen Sender zu schaffen, war ein ingenieurwissenschaftliche Herausforderung", sagt Kölpin.
Groß wie ein Fingernagel ist der Prototyp. Mit ihm werden kräftigere Fledermäuse bestückt werden, zum Beispiel das Große Mausohr. Sie ist eine der größten hier lebenden Arten.
Kölpin hat sich vorgenommen, das Gerät noch weiter zu verfeinern. Im wörtlichen Sinn. Das Gewicht soll auf kaum mehr als ein Gramm gesenkt werden. Das soll den Forschern erlauben, auch weitere kleinere und leichtere Arten zu beobachten.
Für deren Beobachtung ist der Wald bei den Örtelbergweihern bestens geeignet. Durch das seit einigen Jahren laufende Fledermausmonitoring im Landkreis sind dort zahlreiche Arten erfasst.
"Das ist ein optimaler Lebensraum", sagt Ripperger. Seine Aussage bezieht sich nicht nur auf die herrschenden biologischen Gegebenheiten, sondern auch auf die Nähe zu den Forscherkollegen.